In der Kleingartenanlage „Laupendahler Höhe“ sollte Patzke vor Kurzem einen neuen Linoleumboden verlegen. Doch nach der Verlegung zeichneten sich die Spanplatten im Linoleum ab. Zudem waren die Ränder der Platten kräftig aufgeschüsselt und verformt.
Spanplatten-Misere statt schnell verdientem Geld
In der Kleingartenanlage „Laupendahler Höhe“ sollte Patzke vor Kurzem einen neuen Linoleumboden verlegen. Für ihn war die Sache klar: Seine Jungs verlegen die Spanplatten, spachteln die Fläche und verkleben das Lino. Fertig. Doch nach der Verlegung zeichneten sich die Spanplatten im Linoleum ab. Zudem waren die Ränder der Platten kräftig aufgeschüsselt und verformt.
Patzke stellte deshalb in der letzten Ausgabe von bwd folgende Frage:
Was war geschehen, was muss man beim Verlegen von Spanplatten beachten?
„Ja, alter Freund Patzke! Als Erstes wärest du gut beraten gewesen, wenn du dir erst einmal einen Einblick (im wahrsten Sinne des Wortes) in den gesamten Bodenaufbau verschafft hättest. Auch ein eingehendes Befragen des „Oberkleingärtners“ (Vorstand) zu diesem Umstand wäre sicher hilfreich gewesen. Dielen in einem solchen Gebäude lassen verschiedene Rückschlüsse auf mögliche Untergründe zu:
1. Unterbau: Sandplanie, Schotterpaket, Beton. Darauf Balkenlage und dann die Dielen. Funktioniert seit Jahren, da das Holz sich seiner Umgebung klimatisch anpasst und gleichzeitig, wenn erforderlich, ablüften kann. Wechselweise mal etwas größere oder kleinere Fugen haben eigentlich nie gestört.
2. Unterbau: gleich wie 1., jedoch auf dem Beton eine Abdichtung gegen Erdreich. Darauf ein Estrich (meist in dieser Region Zement) und darauf wieder die bekannte Dielung. Version a): auf Balkenlage. Version b:) direkt auf dem Estrich/Untergrund verklebt. Weitere Möglichkeiten sollen hier nicht ausufernd in Betracht gezogen werden.
Oh Patzke, hättest du es mal lieber so gemacht
Was hättest du, lieber Freund Patzke, nun besser machen können? Zunächst: Die Erstellung einer solchen Bodenkonstruktion ist zwingend mit Abdichtung und Wärmedämmung verbunden, deshalb sind Angaben dazu eine planerische Maßnahme.
Zu 1: Bei einer solchen Unterkonstruktion hättest du dich davon überzeugen müssen, ob und inwieweit der vorliegende Aufbau trocken gewesen ist. In Bezug auf die vorgenannten Sachstände sind demnach visuelle Prüfungen der Bodenkonstruktion und die Frage nach dem Aufbau eminent wichtig. Du hast aber das Fragen unterlassen. Unterstützend gibt es Messgeräte, die darüber Aufklärung geben.
Zu 2: Hier gilt sinngemäß das Gleiche. Allerdings ist die Auswahl der Messgeräte unterschiedlich. Zu beachten sind bei dampfbremsenden (Linoleum) sowie dampfdichten Belägen die Vorstellungen des Auftraggebers und die machbare Ausführung. Beides ist aufeinander abzustimmen!
Bei den Balkenlagen musst du unbedingt auf eine Hinterlüftung der Bodenkonstruktion achten und diese auch sicherstellen, z. B. über geeignete Sockelausbildungen. Gesetz den Fall, die Unterkonstruktion wäre trocken gewesen: Dann kommt so ein Easy-Boden wie Spanplatte auf Dielung zum Einsatz.
Lieber Patzke, du dachtest wohl: Schnell die Spanplatte auf der Dielung verlegt (lose oder verschraubt?), danach einfach Spachteln und Lino kleben - fertig! So hättest du gern schnelles Geld verdient!
Schon mal übers Alter nachgedacht?
Doch zunächst wärst du gut beraten gewesen, wenn du die Spanplatten näher geprüft hättest. Du nimmst es hoffentlich nicht krumm, wenn ich dir sage, dass solche Platten Alterungsschutzstoffe enthalten, die aus der Platte zur Oberfläche migrieren/wandern, um diese zu schützen. Dabei stellt sich, wie nachstehend ersichtlich, folgende Frage:
Wie alt sind die Spanplatten? Diese Frage gilt auch für neue Platten.
Spanplatten - generell als idealer, glatter, unproblematischer Untergrund gedanklich eingestuft, müssen näher betrachtet werden. Zunächst sei auf die unterschiedlichen Bindemittel hingewiesen. Die Art der Verleimung ist deshalb wichtig, weil die pH-Werte von sauer bis alkalisch variieren. Das heißt, dass insbesondere bei der Verwendung von wasserbasierten Verlegewerkstoffen mit einem perfekten Funktionieren bis zu einem Totalausfall zu rechnen ist.
Das Alter der Platten ist ein weiteres Merkmal für das Gelingen solch einer Bodenkonstruktion - besser noch der Bodenbelagklebung. Üblicherweise werden die Platten im Holz- und/oder Baustoffhandel erworben.
Dabei ist unklar, wie alt die gekaufte Platte eigentlich ist, ob es sich um eine neue, vom Werk gelieferte oder um eine neue, aber bereits mit Lagerzeit beim Handel versehene Platte handelt. Die Lagerzeit beim Händler, die Art der Lagerung und die klimatischen Verhältnisse bestimmen die Funktion für die Belagaufnahme wesentlich mit. Um genauer zu beschreiben, warum das so ist, muss in die Produktion solcher Platten ein kleiner Einblick erfolgen.
Holzspäne werden auf Bandsiebbleche mit einer üblichen 5-schichtigen Auflage aufgesiebt. Verwendung finden dabei unterschiedliche Spangrößen. Jeweils zwischen die einzelnen Siebungen wird das Bindemittel gesprüht. Danach werden die so vorbereiteten Rohlinge Pressen zugeführt und unter hohem Druck und Temperaturen von ca. 130 °C gepresst. Die so entstandenen Großplatten weisen nach diesem Arbeitsgang eine Feuchte von 0 % auf.
Sie werden konfektioniert, verpackt und sowohl in der Fabrik als auch bei den Händlern gelagert. Abhängig vom Lagerort und von den Lagerbedingungen werden die Platten aus ihrem Umfeld Feuchte aufnehmen.
Die nächste Frage muss sein: Wie feucht sind die Spanplatten? Eine präzise Bestimmung der Feuchte ist nach Abklärung mit Experten, Prüfinstituten etc. nur über eine gravimetrische Feuchtebestimmung (Darren) möglich. Das bedeutet, dass Spanplatten vor Ort, insbesondere in eingebautem Zustand, weder elektrisch noch sonst hinreichend sicher hinsichtlich ihrer Feuchte beurteilt werden können. Allenfalls ist dies über Spezialgeräte, z. B. mit Infrarot-Trocknung möglich: Dabei handelt es sich aber auch um eine Darr-Methode.
Spanplatten werden durch Zugabe von Alterungsschutzstoffen gegen viele Einflüsse geschützt. Fragt man nach der Art der verwendeten Stoffe, so zeigt sich, dass ein wesentlicher Bestandteil davon Paraffine o. Ä. sind.
Auf Wachs lässt sich schlecht kleben
Paraffine sind im gar nicht so weiten Sinne nach Wachse. Sie haben die Aufgabe, die Oberflächen zu schützen. Um diesen Schutz sicherzustellen, migrieren diese Stoffe zur Oberfläche hin aus und bilden dort die vorgeplante Schutzschicht. Im Klartext heißt das: Wachse an der zu beklebenden Oberfläche!
Auf Wachs, einem Trennmittel, lasst sich aber zwangsläufig nicht - oder nur schlecht - kleben. Es gilt demnach die Faustformel: Je älter die Platte, umso höher der Wachsanteil an der Oberfläche! Zur schadensfreien Klebung bleibt demnach nur eines: Die so einwandfreie, glatte Oberfläche grob anschleifen, absaugen und dann ggf. Fugen und Schraublöcher mit Holzkitt und/oder Acrylmaterial ausfüllen. Danach bei gegebener Ebenheit mit gebrauchsfertigen Dispersionsspachtelmassen dünn vorbehandeln. Alternativ mit geeigneten zementären Holzspachtelmassen spachteln. Danach das Linoleum mit geeigneten Verlegewerkstoffen kleben.
Schließt der Verleger die Fugen, die auch bei sachgerechter Verlegung der Platten entstehen können, nicht (Fugen ca. 2.0 mm, bis zur Oberkante Feder), so kann die in der Spachtelmasse enthaltene Feuchte über die Spanlage wie mit einem Docht in das Gefüge eindringen und zur Quellung führen. Diese oft nur im 1/10-mm-Bereich zu messenden Aufstippungen zeichnen dann die Plattenkonturen im Belag sauber nach. Besonders gut sichtbar ist dies dann bei Streiflicht.
Die letzte Frage ist: Wie viel Randabstand (zu aufgehenden Bauteilen)? Auch zu diesem Punkt gilt: Rundum Luft! (ca. 1,0-1,5 cm). Auf gute Hinterlüftung ist zu achten!
Schnell verdientes Geld gibt es eben nur dann, wenn die zu lösende Aufgabe in den einzelnen möglichen Eckpunkten erfasst, erkannt und folgerichtig abgearbeitet wird.
Lieber Kollege, vielleicht hättest du vorher mal Kohle in einen Anruf investieren sollen!Gert F. Hausmann
Gert F. Hausmann ist ehemaliges Vorstandsmitglied im Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik, ehemaliger Bundesfachgruppenleiter und heute noch im BEB aktiv.