bwd im Gespräch mit Gerold Schmidt, Geschäftsführer Haro Österreich Dunkle Wolken am Horizont

Bedingt durch die Rohstoffknappheit zeichnen sich weitere starke Preiserhöhungen bei Parkettböden ab. bwd sprach darüber mit Gerold Schmidt, der als Vertriebsleiter von Haro Deutschland und Geschäftsführer von Haro Österreich einen guten Überblick am Markt hat.bwd Herr Schmidt, wir sitzen hier im neuen Haro-Schauraum in Wien, den Sie vor zehn Monaten eröffnet hatten. Wie sind Sie mit der Akzeptanz zufrieden? Schmidt Wir waren sehr froh, dass wir nach langer Suche diesen für uns optimalen Standort gefunden haben. Schauraum mit Büro und Lager mit Abholmöglichkeit zu kombinieren ist nicht einfach, aber jetzt haben wir alles, was wir brauchen. Der neue Standort wird von unseren Abhol- und Beratungskunden sehr gut angenommen. Wir sind mit der Frequenz schon sehr zufrieden, wollen diese aber mit weiteren Werbemaßnahmen und mit Aktivitäten, wie zum Beispiel Handwerker-Stammtischen zu aktuellen Themen, noch weiter steigern. bwd Man hört von vielen Parkettlegern, dass es zu teilweise sehr massiven Preiserhöhungen gekommen ist und diese sich auch noch fortsetzen werden. Wie entwickelten sich bei Ihnen im Unternehmen die Preise? Schmidt Auch wir haben aufgrund der sehr stark gestiegenen Rohstoffkosten beim Holzeinkauf – wir konkurrieren dabei auch mit anderen Branchen, wie zum Beispiel der Möbel- und Bauzulieferindustrie – unsere Preise anpassen müssen. Da der Rohstoff den größten Anteil an den Herstellkosten hat und die Preissteigerungen unserer Eichenholz-Lieferanten teilweise bei über 80 Prozent gelegen sind, haben wir im Vorjahr unsere Abgabepreise in mehreren Schritten erhöhen müssen. In diesem Jahr mussten wir wegen gestiegener Lohn-, Energie- und Transportkosten nochmals nachlegen. bwd War der Rohstoffmangel nicht absehbar? Schmidt Die derzeitige Situation hat sich seit Beginn der Pandemie mit all den damit einhergehenden globalen Verwerfungen über zwei Jahre kontinuierlich aufgebaut und das konnte so keiner vorhersehen. Zusätzlich ist die Nachfrage weltweit stark angestiegen, da die Konsumenten Modernisierungsmaßnahmen in dieser Zeit vorgezogen und realisiert haben. Das kann man über die Lieferkette eine Zeit lang kompensieren, wenn aber dann alle Lager leer sind, kommt es leider zu solch hohen Preisausschlägen. Jeder will dann nicht nur seinen normalen Bedarf decken, sondern muss auch wieder sein Lager aufbauen. Das bringt dann gleich 15 oder 20 Prozent Mehrbedarf, der die Situation noch verschärft. Zusätzlich sorgt der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehenden Sanktionen für große Versorgungsschwierigkeiten insbesondere bei kleinformatigen Stabprodukten. bwd Wie begegnen Sie dieser Situation? Schmidt Wir tun unser Bestes und versorgen die Kunden, wo es möglich ist, mit Alternativprodukten. Zudem arbeiten wir daran, auch andere Holzarten, wie beispielsweise die Buche, so zu modifizieren, dass sie wieder an die Erfolge der früheren Jahre anknüpfen kann. Aber auch andere Holzarten haben durchaus das Potenzial, mit der richtigen Farbe den Kunden zu gefallen und können so zu einer echten Alternative zur Eiche werden. bwd Wie sieht es bei Substitutionsprodukten aus? Wird es zu einem Laminat- oder Designbelagsboom kommen? Schmidt Das stellen wir als Vollsortimenter bei Hartbodenbelägen, der außer Textilbelägen eine sehr breite Range an Produkten hat, bereits fest. Sicherlich werden Konsumenten auch aus Budgetgründen auf günstigere Alternativen zu Parkett ausweichen, wenn das Geld in der Haushaltskasse auch vor dem Hintergrund steigender Energiekosten knapper wird. Aber gerade hochwertige Laminat- und Designböden, frei von PVC und Weichmachern, punkten beim Konsumenten mit ihren Qualitäten und sind auch ökologisch gesehen echte Bodenbelagsalternativen zu Parkett. bwd Wie hoch sind Ihre Anteile bei den verschiedenen Produktgruppen derzeit? Schmidt Parkett deckt den Löwenanteil bei Hamberger Flooring ab. Gefolgt von Laminat-, Design- und Korkböden. Wertmäßig ist damit der Parkettbereich unsere wichtigste Sparte. Mit unseren attraktiven Laminatbodendekoren und der hohen Qualität ist dieses Segment weiterhin ein wichtiger Bestandteil unseres Sortiments. Mit unseren wohngesunden Designböden liegen wir voll im Trend und dieser Bereich zeigt auch die dynamischste Entwicklung. bwd Wie wird die Baukonjunktur weitergehen, wie sehen Sie die Entwicklung? Schmidt Auch das ist ganz schwer vorauszusagen. Wir wissen allerdings von unseren Kunden sowohl in Österreich als auch in Deutschland, dass sie bis Jahresende und auch schon bis ins nächste Jahr hinein sehr gut ausgelastet sind. Wie die Baukonjunktur weitergeht, wenn die Zinsen und die Preise steigen, bleibt abzuwarten. bwd Wird der Trend zum Home-Office nicht auch eine Flächenreduktion bringen? Schmidt Ich glaube, dass Home-Office gekommen ist, um zu bleiben. Allerdings wird das nicht fünf Tage in der Woche möglich sein, sondern je nach Aufgabe vielleicht zwei oder drei Tage zuhause, den Rest im Büro. Das haben auch wir im Unternehmen so praktiziert und es klappt sehr gut. Daher rechne ich vorerst nicht damit, dass es da zu einer wesentlichen Reduzierung der Flächen in diesem Bereich kommen wird. Allerdings wird es mittel- und langfristig insbesondere in Ballungsräumen, wie München, Salzburg oder Wien, zu Verschiebungen von Büro- flächen zugunsten von Wohnraum kommen. bwd Welche Probleme – abseits der Preise und Rohstoffe – gibt es aus Ihrer Sicht noch in der Branche? Schmidt Der Facharbeitermangel und der Generationswechsel ist eine starke Herausforderung für unsere Handwerkskunden. Weil viele Fachkräfte pandemiebedingt aus den Nachbarländern noch nicht zurückgekommen sind, verschärft sich das Problem bei den Arbeitskräften noch weiter. Da viele alteingesessene Handwerker keine Nachfolger aus der Familie oder extern haben, werden in den nächsten Jahren viele Betriebe, die sehr gut laufen, leider schließen müssen. Wir setzen hier gemeinsam mit anderen Produzenten bei der Nachwuchsförderung an, um die Innungen bei ihrer Aus- und Weiterbildung zu unterstützen. Das ist uns sehr wichtig, um hier gegenzusteuern und junge Kräfte zu unterstützen. bwd Wie sehen Sie die Position Ihres Unternehmens in der Zukunft? Schmidt In gewissen Segmenten hat es ein Vorziehen von Renovierungen gegeben. Viele Endverbraucher haben ihre Häuser und Wohnungen in der Zeit der Pandemie renoviert, saniert und verschönert. Weil Reisen in den letzten beiden Jahren nur erschwert oder gar nicht möglich waren, werden sie heuer und auch nächstes Jahr wieder mehr Geld in den Urlaub stecken. Mittelfristig sehe ich unsere Position als Komplettanbieter im Qualitätssegment ungebrochen als sehr gut an. Mit unseren Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen liegen wir im Trend der Zeit, das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Weil echtes Holz einen besonders positiven Imagewert hat, wird es auch in ferner Zukunft gut nachgefragt sein, da bin ich mir sicher. bwd Dann wünschen wir uns allen eine Entspannung bei der Rohstoffversorgung und Ihnen alles Gute für die Zukunft! Thomas Mayrhofer

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