Der interessante Schadensfall: Trommeleffekte nach Parkettaufwölbung Zu hohe Estrichfeuchte, zu niedrige Klebstoffriefe

Im vorliegenden Fall hatte sich der Parkettboden flächig aufgewölbt, was an vielen Stellen angeblich zu Trommeleffekten führte. Ein Sachverständiger hatte die Ursachen zu klären.Der Ahorn-Fertigparkettboden wölbte sich in Längsrichtung auf.Zu hohe Estrichfeuchte, zu niedrige Klebstoffriefe Um die Ursachen für die Aufwölbung des Parkettbodens feststellen zu können, hatte der Sachverständige beim Ortstermin folgende Fragen zu klären: - Entspricht der Fertigparkettboden den allgemein anerkannten Regeln des Fachs? - Welche Schadens- beziehungsweise Erscheinungsbilder weist die Fläche auf? - Ist die Nutzungs- und Gebrauchstüchtigkeit durch diese Erscheinungsbilder beeinträchtigt? - Liegen beim Begehen der Parkettfläche „Trommeleffekte“ vor? - Sind diese eventuellen Trommeleffekte materialspezifisch bedingt oder durch handwerkliche Fehlleistungen entstanden? Der mit den Parkettarbeiten beauftragte Handwerker hatte auf einer flächenbeheizten Fußbodenkonstruktion mit Zementestrich im Laufe des Sommers einen dreischichtigen Fertigparkettboden geklebt. Mit der Wahl der verklebten Verlegung entsprach der Parkettlegermeister dem gängigen Usus für Parkettdielenelemente auf einem Fußbodenheizungsaufbau. Die 65 bis 70 Millimeter dicke Zementestrichkonstruktion war rund sechs bis acht Wochen vor der Parkettverlegung eingebracht worden. Darunter befindet sich ein Keller mit Betongeschossdecke. Die Hartschaumdämmschicht wurde wie die Betondecke mit einer PE-Folie abgedeckt, allerdings aus einem etwas anders dimensionierten Material. Auf der Dämmung waren Heizrohre, Bauart Typ-1-Estriche und Heizestriche im Bauwesen-DIN 18560 verlegt und der Estrich eingebracht worden. An den ausgewiesenen Messstellen prüften die Verleger ihren Angaben gemäß vor Beginn ihrer Parkettarbeiten mittels CM-Gerät die Feuchtigkeit der Unterbodenkonstruktion und stellten die Verlegereife fest, was später allerdings nicht mit einem Prüfprotokoll nachgewiesen werden konnte. Das Parkett wurde mit einem Lösemittelkunstharzkleber verarbeitet und anschließend auf Wunsch des Bauherren noch einmal versiegelt. Vor Ort stellte der Gutachter eine etwa acht bis zehn Millimeter hohe Aufwölbung des Ahorn-Fertigparkettbodens im Eingangsbereich fest. Die Aufwölbung verlief in Längsrichtung parallel zu den Stößen der Parkettelemente. Bei Gegenlichtbetrachtung war eine Aufschüsselung der Parkettdielen im Kopfbereich deutlich zu erkennen. Außerdem wurden Messungen der Raumluftbedingungen vorgenommen, die Temperaturen von 20 Grad Celsius bei 77-prozentiger relativer Luftfeuchtigkeit aufwiesen – zum Zeitpunkt der Überprüfung im September durchaus nicht ungewöhnlich. Unter einer Diele in einem Randbereich stellte der Gutachter nahezu unzerstörte Klebstoffriefen fest. Das Parkettelement mit anhaftender Estrichrandzone hatte sich nur in sehr geringen Teilflächenbereichen gelöst. Feuchtemessungen mit einem elektrischen Messgerät ergaben Werte von 16 bis 18 Prozent Holzfeuchtigkeit, die anschließend im Labor im Darrofen mit 14,5 bis 15 Prozent nahezu bestätigt wurden. Zementestrichproben wurden ebenfalls vor Ort und im Labor untersucht; dabei ergaben sich Gewichtsprozente von bis zu 3,1 Prozent. Die Fußbodenheizung wies keine erkennbaren Fehler auf. Akute Unfallgefahr Der Gutachter hielt fest, dass die Gebrauchstüchtigkeit und langfristige Werterhaltung des Bodens nicht mehr gegeben sei, zumal partiell durch flächige Aufwölbungen eine akute Unfallgefahr bestünde. Großflächige Verformungen des gesamten Parkettbodens und konkave Schüsselungen einzelner Dielenelemente seien nur durch eine umfangreiche Aufnahme und flächenweise Neuverlegung zu sanieren. Trommeleffekte seien vornehmlich in den Bereichen feststellbar, in denen der Haftverbund zwischen Parkett und Erstrich nachweislich gestört war. Der Gutachter wies auf eine zu geringe Klebstoffmenge hin; die Wahl eines nicht fachgerechten Zahnspachtels hätte den Schaden begünstigt. Ansonsten sei der Quelldruck, den die gegenüber der Einbaufeuchte (8 Prozent plus/minus 2 Prozent) erhöhte Holzfeuchtigkeit (14,5 Prozent) verursacht habe, für die Aufwölbungen des Bodens verantwortlich. Dass das Parkett schon mit dem gemessenen Holzfeuchtegehalt angeliefert und verlegt wurde, schloss der Sachverständige aus mehreren Gründen aus, zumal der Boden zunächst hervorragend passte. Demgemäß ging er davon aus, dass der Estrich zum Zeitpunkt des Einbaus zu feucht war und der Bodenleger seine diesbezügliche Prüfpflicht vernachlässigt hatte. Mit der Anwendung des falschen Zahnspachtels tat der Parkettverleger ein Übriges. Der Sachverständige wies im Ergebnis die Schuld an dem entstandenen Schaden in vollem Ausmaß dem Handwerker zu. Ob das Gericht dem Gutachten gefolgt ist, ist nicht bekannt.