Der interessante Schadensfall aus Österreich Mängel auf Laminatboden im Wohnbereich Zu feucht gereinigt?

Zwei Monate nach Verlegung des Laminatbodens in einem neu erbauten Wohnhaus reklamierte der Wohnungseigentümer in Teilbereichen Aufwölbungen im Kantenbereich, Fugenbildung, Unebenheiten sowie Nichtaufliegen der Sockelleisten am Laminatboden.Zu feucht gereinigt? Es kam zu einem Gerichtsverfahren, wobei ein Sachverständiger prüfen sollte, ob Verlegefehler vorhanden sind und ob die Ursache des aufgetretenen Schadens am Melanboden in der falschen (zu feuchten) Reinigung zu suchen ist. Der Gutachter stellte folgende Fußbodenkonstruktion fest: e Deckenkonstruktion, e schwimmender Zementestrich, e drei Millimeter Dämmschicht, e Laminatboden Marke Melan Smaragd Buche, e als Wandabschluss Holzsockelleisten Buche. Der Kläger brachte folgende Mängel vor: Vor der Balkontür im Wohnzimmer – zirka 30 Zentimeter zur Raummitte – ist im Fugenbereich zweier Elemente eine Erhöhung von etwa drei Zentimeter Länge und zirka ein bis zwei Millimeter Höhe. Im Vorzimmer neben der Eingangstür beim Pfeiler ist bei einem Element eine leichte Fugenbildung von etwa 0,3 Millimeter feststellbar. Im Vorzimmer vor dem Arbeitszimmer ist im Fugenbereich zweier Elemente an der Längsseite zirka 42 Zentimeter und an der Stirnseite etwa fünf Zentimeter und eine Erhöhung von zirka ein bis zwei Millimeter. Beim Türübergang Vorzimmer/Schlafzimmer ist eine Übergangsschiene in Buchendekor montiert. Auf der rechten Seite senkt sich bei Belastung von oben der Melanbelag auf der Vorzimmerseite um etwa drei Millimeter ab. Die Verfugung zwischen Laminatboden und Türstock ist mit elastischer Masse ausgefüllt. Diese Masse ist durch das Nachgeben nach unten abgerissen. Beim Türübergang gegenüber dem Schlafzimmer weist das Element zwischen dem Türstock eine Fuge von 0,6 Millimeter auf. Im Schlafzimmer ist vor dem Fenster – ähnlich wie im Wohnzimmer – im Fugenbereich zweier Elemente eine Erhöhung von zirka drei Zentimeter Länge und etwa ein bis zwei Millimeter Höhe. Im Arbeitszimmer ist die Buchenholzsockelleiste an der Wand zum Vorzimmer auf einer Länge von 1,6 Meter etwa bis zu drei Millimeter von der Fußbodenoberkante entfernt. Der Estrich ist in den Ecken zirka drei Millimeter aufgewölbt. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können, sind folgende Kriterien heranzuziehen: E Vertragsbedingungen: Der verlegte Laminatboden wurde laut Beilage 2 am 12.8.1998 ohne Mangel übernommen. E Die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller: Im Merkblatt für das Verlegen von Laminat-Fußbodenelemente, herausgegeben vom Verband der Europäischen Laminatfußbodenhersteller e.V., wird in dem Kapitel Fugen angeführt: Innerhalb der Verlegeeinheit der Laminatfußbodenelemente sind mit Leim gefüllte/dicht geschlossene Fugen mit einer hinzunehmenden Toleranz von 0,2 Millimeter möglich. E Die Regeln des Faches verlangen, dass ein verlegter Bodenbelag eine gleichmäßig ebene Oberfläche aufweist. E Die einschlägigen Normen: Die Önorm B 2236-1 Klebearbeiten definiert in: e Punkt 2.3.2.5: Die Abweichung von der Ebenheit darf, gemessen mit 1,20 Meter langer Messlatte aus Metall, drei Millimeter nicht überschreiten. Sind Randbereiche von 20 Zentimeter Breite entlang aufgehender Bauteile in die Messung einbezogen, darf die Abweichung fünf Millimeter nicht überschreiten. Die Abweichungen dürfen nur flachverlaufend sein. Im Schwenkbereich von Türen darf der Untergrund keinesfalls vom Türanschlag weg ansteigen. e Pkt. 2.3.4.3.8: Starre Profile (wie Holzsockelleisten) werden nur entlang der vorhandenen Belagoberkante bzw. Wand geradlinig verlegt. Beurteilung Das Erscheinungsbild des Aufwölbens im Kantenbereich, immer auf den beiden gegenüberliegenden Seiten von zwei Elementen, schließen einen Mangel bei der Produktion höchstwahrscheinlich aus. Der Kern bei Laminatfußböden besteht aus Holzspänen oder -fasern. Holz und Holzfasern reagieren auf Feuchtigkeitseinwirkung und quellen je nach Wassermenge und Zeit an. Das Erscheinungsbild der Aufwölbungen und Erhöhungen im Wohnzimmer, Schlafzimmer und im Vorzimmer sind typisch für Feuchtigkeitseinwirkung von oben. Dazu muss Wasser über einen längeren Zeitraum (einige Stunden) im Kantenbereich einwirken. Nur in diesem Fall kommt es im Kantenbereich an beiden Elementen zu einem Anquellen der Holzfasern. Dabei wird die Laminatschicht hochgewölbt. Auch nach dem Abtrocknen der Holzfasern bildet sich die Hochwölbung nicht zurück. Aus diesem Grund ist in den Reinigungsanleitungen für Laminatböden die Forderung, nur feucht zu wischen, enthalten. Durch einen Verlegefehler ist ein Erscheinungsbild wie oben beschrieben nicht möglich. Dazu müssten auf beiden Elementen eine Erhöhung auf der Oberfläche des Laminatbodens bei der Produktion vorhanden sein und der Verleger müsste diese fehlerhaften Teile passend gegenüberliegend verlegen. Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen. An den jetzt erhöhten Stellen (und nur an diesen) hat Wasser längere Zeit, wahrscheinlich in Form einer Lacke, eingewirkt. Die Fugenbildung von 0,1 Millimeter sind im Rahmen der zulässigen Toleranz. Die Fugenbildung beim Türstock ist nicht im Toleranzbereich. Die durchgeführte Montage der Holzsockelleisten entspricht den einschlägigen Normen. Sollte eine genaue Anpassung an das Profil der Bodenoberkante gewünscht werden, so müsste das gesondert vereinbart und die Mehrleistung entsprechend abgegolten werden. Der Laminatboden kann sich in diesem Bereich bei Belastung nur absenken, wenn die darunterliegende Estrichplatte tiefer liegt. Zum Zeitpunkt der Verlegung war mit großer Wahrscheinlichkeit die Estrichplatte höher, denn die elastische Masse ist abgerissen und haftet am Türstock. Wäre der Laminatbelag gleich nach der Verlegung nach bewegt worden, wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit die elastische Masse beim Türstock abgerissen, bzw. wäre der Schaden bereits bei der Übergabe aufgefallen. Das Absenken des Estrichs kann dem Verleger nicht angelastet werden.