Was haben Sie vor? Dr. Giorgio Squinzi, Mapei S.p.A. Wir wollen die Märkte verstehen

Dr. Giorgio Squinzi starb im Alter von 76 Jahren.Wir wollen die Märkte verstehen bwdHerr Dr. Squinzi, vor eineinhalb Jahren haben Sie für das Ende der Dekade ein Umsatzziel von zwei Milliarden Euro ausgegeben. Ist das heute noch realistisch? SquinziDie Mapei-Gruppe ist seit 2006 um 250 Millionen auf heute 1,7 Milliarden Euro Umsatz gewachsen. Richtig ist, dass unser Plus im vergangenen Jahr um sechs Prozent hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben ist. Das hat natürlich mit der Entwicklung der Immobilienmärkte in England, Spanien oder den USA zu tun. Selbst wenn wir die Zwei-Milliarden-Euro-Marke 2010 verfehlen, halten wir in jedem Fall an unserer Wachstumsstrategie fest. bwdGerade haben Sie APAC, einen Hersteller von Teppichkleber aus Georgia, USA, übernommen. Sind in nächster Zukunft ähnliche Schritte auf dem deutschen Markt geplant? SquinziWir halten immer die Augen offen, aber wir kaufen nicht zu jedem Preis. Die Zeiten, in denen das Zehn- bis Zwölffache vom Umsatz bezahlt worden ist, sind definitiv vorbei. Wir orientieren uns bei derartigen Investitionen ausschließlich am EBITDA. bwdWie lange dauert es durchschnittlich, bis Mapei seine Ziele in -einem fremden Markt erreicht hat? SquinziDas kommt auf den Markt an. Wir haben 1978 unsere erste Auslandsniederlassung in Kanada gegründet und waren vier Jahre später Marktführer. In Deutschland sind wir vor zehn Jahren in den Markt eingetreten und sehen uns heute in der Fliesentechnik auf dem zweiten Platz. bwdGibt es eine standardisierte Vorgehensweise für die Eroberung neuer Märkte? SquinziIm Prinzip ja, das ist ganz einfach. Erst kommt die Niederlassung, dann die Produktion, danach versuchen wir Handelsstrukturen aufzubauen, um unsere Kunden lokal zu erreichen. Die Mapei-Gruppe ist heute in 24 Ländern auf fünf Kontinenten engagiert. Da haben sich gewisse Erfahrungen eingestellt. Mit am wichtigsten ist es, die Logistik in den Griff zu bekommen. Wird der Weg in den Markt zu weit, steigen die Transportkosten schnell in wirtschaftlich unsinnige Höhen. bwdDas Erfolgsrezept heißt Spezialisierung, Internationalisierung, Entwicklung. SquinziKorrekt. Spezialisierung bedeutet, dass bei uns die Bauchemie nicht am Rande mitläuft, etwa als eine von neun Produktlinien. Alles, was wir machen, ist Bau. Von der Internationalisierung profitieren wir bei F&E (Lesen Sie dazu Die 24-Stunden-Reportage im Branchenteil dieser Ausgabe; Anm. d. Red.), wo sich unsere Absatzmärkte gegenseitig befruchten. Und die Begeisterung für Entwicklungsarbeit steckt in unserer DNA, mein Sohn Marco ist wie ich Chemiker. In die Forschung fließen jährlich mindestens fünf Prozent des Umsatzes. bwdDas Management vor Ort besteht meist aus Einheimischen. SquinziAuch das ist Teil unserer Philosophie. Wir wollen die Märkte verstehen, in denen wir uns bewegen. Und damit unsere Kunden.

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