bwd im Gespräch mit Friedrich W. Petrat, Geschäftsführer Hunter Douglas „Wir fahren keine dicken Autos“

Auf Eitelkeiten verzichtet Friedrich W. Petrat, der für Hunter Douglas das Komponentengeschäft verantwortet, gerne - zu Gunsten des Erfolgs. Das gilt für die unprätentiöse Niederlassung in Kassel ebenso wie für die Marke Duette. Warum er vom Sparen in der Krise nichts hält und wie man den Begriff Nachhaltigkeit mit Leben füllt, verriet Petrat auf der Heimtextil.Friedrich W. Petrat ist Geschäftsführer der deutschen Komponentensparte von Hunter Douglas mit Sitz in Kassel.„Wir fahren keine dicken Autos“ bwd Herr Petrat, Hunter Douglas stellt doch gar nicht aus. Was machen Sie denn in Frankfurt? Oder überprüfen Sie, ob Ihre Marktpartner Duette richtig präsentieren? Petrat Ehrlich gesagt wäre ich heute wahrscheinlich wirklich nicht hier, wenn wir nicht verabredet gewesen wären. Ansonsten sind wir bei Teba, unserem Luxaflex-Lizenznehmer, als eine Art Unteraussteller präsent. bwd Sie verfolgen die Entwicklung also kritisch? Petrat Mir fehlt das Konzept. Schauen Sie - vor 15 Jahren gab es beim textilen Sonnenschutz wirklich eine Konzentration auf Frankfurt. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Raumausstatter sind messemüde geworden. Und fahren statt wie früher in großer Zahl auf die Heimtextil lieber auf regionale Schauen in Hamburg, Essen oder Ulm. Dazu kommen für die Süddeutschen die CASA und mit der R+T dieses Jahr das Branchenereignis in Stuttgart. Ihr Bonusprogramm für das raumausstattende Fachhandwerk ist der Messegesellschaft in Anbetracht dieses seit Jahren wahrnehmbaren Trends zurück in die Fläche sehr spät eingefallen. »Die Raumausstatter sind messemüde geworden.« bwd Mit Duette, das Sie wirklich sehr konsequent in den Markt gebracht haben, geben Sie Ihren Partnern eine Marke an die Hand, ohne dass HD von deren Strahlkraft profitieren würde. Verschenken Sie da nicht Potenzial? Petrat Wir denken nicht in Kategorien wie Prestige, das interessiert mich nicht. Abgesehen von den Fachleuten, kennt doch in unserem Markt fast keiner Hunter Douglas. Da spielt es keine Rolle, ob der Kunde Duette am Ende mit uns als Hersteller verbindet. Wichtig ist, dass unsere Kunden als Konfektionäre Bindeglied zum Raumausstatter sind. Sonnenschutz entwickelt sich gut bei HD, konzernweit entfallen ca. 85 Prozent des Umsatzes von fast zwei Milliarden Euro auf dieses Segment. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen D-A-CH und Märkten wie Portugal, Italien, Spanien. Aber wer sein Geschäft kennt, der ist auf solche Krisen vorbereitet. »Wir denken nicht in Kategorien wie Prestige.« bwd Inwiefern? Petrat Indem er vorher das richtige Kostenpaket schnürt, statt ausgerechnet dann an der Entwicklung zu sparen, wenn der Markt aufgrund einer wirtschaftlichen Flaute dringend frische Impulse benötigen würde. Das haben wir nicht getan und können heute mit Duette etwas wirklich Besonderes anbieten. Wir investieren viel Geld in die Entwicklung, auch antizyklisch! Dafür muss an anderer Stelle das Geld zusammengehalten werden. Wir fahren keine dicken Autos und verzichten auf protzige Gebäude für unsere Verwaltung. »Der Lebenszyklus von Duette hat gerade erst begonnen.« bwd Die R+T steht an. Gibt es ein Leben nach Duette? Petrat (lacht) Das wird es sicher irgendwann geben, klar. Aber der Lebenszyklus von Duette hat gerade erst begonnen. Was Stuttgart angeht, so entwickeln wir nicht in irgendeinem Messeturnus, sondern orientieren uns dabei ausschließlich an Marktanforderungen. Trotzdem haben wir etwas Neues dabei und das Produkt Smart Cord gerade für den auf der R+T verliehenen Innovationspreis eingereicht. bwd Was ist an dieser Entwicklung das Besondere? Petrat Das ist eine Schnurbedienung, übrigens auch für Duette-Anlagen. Da es sich um eine Ein-Schnur-Konstruktion handelt, sind anders als bei einer Schlinge, die für Kinder eine Gefährdung darstellen kann, alle Anforderungen an die Kindersicherheit erfüllt. bwd Wo geht bei HD ansonsten die Reise hin? Setzen Sie weiter auf das Thema Energieeinsparung? Petrat Duette bietet in diesem Zusammenhang unbestreitbare Vorzüge, die wir auch weiterhin entsprechend kommunizieren werden. Dabei unterscheidet uns von anderen, dass wir belegen können, was wir sagen. Hier arbeiten wir mit dem Fraunhofer Institut und dem Institut Prof. Dr.-Ing. Gerd Hauser zusammen. Unser Produkt hat eine energiesparende Funktion, und das haben wir schwarz auf weiß - ebenso wie die Bestätigung dafür, dass mit Duette eine Schalldämpfung möglich ist. Doch das ist nicht alles, was wir in Sachen Nachhaltigkeit unternehmen. So verarbeiten wir heute schon in Rotterdam Aluschrott zu neuen Jalousien, ohne aus Bauxit energieaufwändig neues Rohaluminium zu erzeugen. Einen ähnlichen Weg gehen wir künftig beim Recycling von Textilien, um so belegbar Öl einzusparen. bwd Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Reinhold Kober.