Nachgefragt Romano Bigi, Präsident BodenSchweiz - „Wir brauchen Allrounder“"> Nachgefragt Romano Bigi, Präsident BodenSchweiz „Wir brauchen Allrounder“

bwd Herr Bigi, in ihrem Vortrag haben Sie davon gesprochen, die Ausbildung in der Schweiz auf eine breitere Basis zu stellen. Könnten Sie das genauer erklären?

Bigi In der Schweiz gibt es neben unserem Verband den Verband interieursuisse, der den Ausbildungsgang Innendekorateur Fachrichtung Bodenbelag anbietet. Da gibt es mit unserem Verband natürlich Überschneidungen. Wir sind bemüht, vorhandene Synergien zu nutzen.

bwd Gibt es da schon konkrete Ideen?

Bigi In unserer Branche gibt es einen Berufsbildungsfonds, der die ganze Ausbildung mitfinanziert und in den Geld eingezahlt werden muss. Hier kann man sicherlich die gemeinsamen Interessen der beiden Verbände noch besser zusammenbringen und gewisse Berufsausbildungen gemeinsam durchführen.

bwd Das ist bisher noch nicht der Fall?

Bigi Jedenfalls noch nicht in dem Maße, wie wir es uns vorstellen.

bwd Das heißt, beim Thema Ausbildung gibt es noch Streit um die Finanzierung bei den Verbänden?

Bigi Nein, von Streit kann keine Rede sein. Es gibt unterschiedliche Auffassungen beim Thema Berufsbildungsabgaben. interieursuisse erhebt diese teilweise bei unseren Verbandsmitgliedern. Wir sind der Meinung, dass das mit den Beiträgen, die unsere Mitglieder an BodenSchweiz entrichten, abgegolten ist. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir bald eine Einigung finden werden. Im Grunde handelt es sich um ein administratives Problem. Denn der Berufsbildungsfonds, der ja zusammen mit dem Gewerbe finanziert wird, wurde vom Bund in der Schweiz eingeführt. Da gibt es zwischen den Verbänden noch Abstimmungsprobleme.

bwd Anders als in Deutschland sind die Grenzen zwischen den Gewerken in der Schweiz offener. Der Beruf des Bodenlegers wird hier allgemeiner aufgefasst.

Bigi Ja, das ist richtig. In unserem Verband haben wir beispielsweise Betriebe, die vom Parkett bis zum Teppichboden alles verlegen. Da ist es doch klar, dass ein Bodenleger fast alles verlegen können muss. Es kann durchaus vorkommen, dass wir in einem Haus bis zu drei unterschiedliche Beläge verlegen.

bwd Und diese Qualifikation erwirbt man bereits in der Ausbildung?

Bigi Ja, wir haben eine dreijährige Bodenlegerausbildung, das ist die Grundausbildung. Der Lehrling kann dann noch ein weiteres Jahr anhängen und die Qualifikation zum Parkettleger erwerben, beziehungsweise umgekehrt. Früher gab es auch bei uns zwei Berufe mit separaten Ausbildungsgängen. Allerdings wurde, auch durch das Insistieren des Fachhandels und der Verbände, die Ausbildung verallgemeinert. Wir brauchen heute Allrounder.

bwd Sie haben heute bereits die 90. Generalversammlung abgehalten. Der Verband kann auf eine lange Tradtition zurückblicken. Wo sehen sie zukünftige Herausforderungen?

Bigi Aktuell ist für unseren Verband die drängendste Aufgabe, die Berufsbildung auf dem neuesten Stand zu halten. Der Bund hat in der Schweiz allen Handwerken die Aufgabe gegeben, das Berufsbild zu überdenken und zu reformieren. Wir als Verband sind gefordert, das Berufsbild des Bodenlegers den entsprechenden Rahmenbedingungen anzupassen. Unser Ziel ist es, das neue Berufsbild des Bodenlegers mit allen Regelungen der Ausbildung im Jahr 2011 einzuführen. Unserer Berufsbildungskommission hat da bereits sehr gute Arbeit geleistet. K

Mit Romano Bigi sprach Moritz Grießbach, Redaktion bwd.