ZVPF Sachverständigenseminar in Feuchtwangen Wie beurteilt man Sockelleisten?

Der fachgerechten Montage von Fußleisten und deren Beurteilung haben sich die Bodenbelagexperten Manfred Krapp und Ralf Wollenberg anlässlich des Sachverständigenseminars in Feuchtwangen gewidmet. Ihr Fazit: Bewertungskriterien fehlen. Am Anfang ihrer Betrachtungen stand die Definition: Eine Fußleiste ist der wandseitige, funktionale, ästhetische Abschluss eines Bodenbelags. Daraus ergibt sich, folgerten die Bodenbelagsachverständigen, dass sie in den Verantwortungsbereich des Verlegers gehöre. So oft über Schäden oder Fehler berichtet werde, die bei Verlegung, Verklebung oder Oberflächenbehandlung eines Belags entstehen können, so vernachlässigt würden Sockelleisten. Dabei seien Beanstandungen nicht selten, aber schwierig einzuordnen, weil Bewertungsparameter für die verschiedenen Anwendungen fehlten. Krapp und Wollenberg erklärten, wie sie zu der Einschätzung kommen: Unterschieden wird zwischen Kern-, Klemm- und den bei Parkett üblichen Hohlkehlsockelleisten sowie Klebeleisten. Weil der Begriff Hohlkehlsockelleiste in Krankenhäusern auch für Kunststoffleisten verwendet wird, wird vorgeschlagen, einheitlich von Hygienesockelleisten zu sprechen. Normativ ist das Anbringen von Fußleisten festgelegt in der VOB DIN 18365, Punkt 3.6.1, in der die üblichen Regelbefestigungen Kleben und Nageln dokumentiert sind. Schrauben und Dübeln ist eine besondere Leistung und entsprechend zu vergüten. Weiter heißt es dort, die Leisten seien material-, laut Wollenberg besser systementsprechend zu befestigen. Für hölzerne Fußleisten auf Parkettböden und Kunststoffleisten spricht die DIN 18356 wie einige Kommentare zur DIN 18365 (zum Beispiel Kaulen, Hahn, Baumann) von maximal 60 Zentimeter Abstand. Ein Problem sei die Vorgabe der DIN 18202 für Ebenheitstoleranzen im Boden-/ Wandbereich. Bei steifen, unnachgiebigen Leisten seien deutlich sichtbare, unschöne Abstände zu Wand und Bodenbelag die Folge, wenn pro Meter ein Abstand von vier Millimeter auf dem Boden und sogar fünf Millimeter an der Wand toleriert wird. Wenn sich der Planer ausschweigt Hinsichtlich der Stückelung von Fußleisten sind wie im entsprechenden BEB-Kommentar beschrieben keine angesetzten Stücke mit weniger als 20 Zentimeter Länge und an einer Wandlänge keine hintereinander auftretenden Mehrfachstückelungen erlaubt; auch wenn die Praxis oft anders aussieht. Klar, dass die Wand trocken sein muss, um schadensfrei eine Fußleiste aufzunehmen. Eine entsprechende Prüfpflicht ist nicht explizit niedergeschrieben, ergibt sich aber daraus, dass man die Fußleiste als festen Bestandteil des Bodens versteht. Folglich muss sich der Verleger informieren, ob die Wände zu porös oder zu wenig fest sind, um Leisten zu arretieren. Anderenfalls sind Bedenken anzumelden. Das gilt auch für die Befestigung von Klebeleisten. Für den Bodenleger ist kaum zu beurteilen, wie sich der Klebstoff an der Rückseite mit einem unbekannten Wandanstrich verträgt. Es fehlen meist exakte Vorgaben und Hinweise des dafür verantwortlichen Planers. Ebenso ungeklärt ist das Thema nicht sichtbarer Leitungen und Rohre im Boden-/Wandbereich. Es gibt zwar Lagevorschriften für Elektrorohre in der Waagrechten oder Senkrechten, aber nicht für Sanitärrohre. Äußerste Vorsicht ist geboten. Falls der Auftrageber über keine näheren Angaben verfügt, aber die Befestigung verlangt, ist der Auftragnehmer von sich daraus ergebenden Gewährleistungsansprüchen für verdeckte Einbauteile befreit, heißt es zum Beispiel im Kommentar zur DIN 18356 für Parkettarbeiten. Die Experten stellten fest, dass die Haftpflichtversicherung des Auftragnehmers in der Regel kaum gewillt sein dürfte, einen etwaigen Schaden aufwändig zu regulieren. Weiter berichteten sie aus der Sachverständigenpraxis: Kernsockelleisten neigen bei nicht fachgerechter Befestigung in den Außengehrungen zu Weißbrüchen, während eine Vielzahl von Nagelresten, die bei schwieriger Montage an der mitunter extrem harten Betonwand entstehen, das harmonische Bild einer Leiste erheblich stören können. Wo sind die Grenzen? Was ist ein Mangel, was tolerierbar? Eine Besonderheit stellen Sockelleisten in Krankenhäusern dar. Auf Grund der Hygieneverordnung, die vor allem im OP-Bereich gut zu reinigende und desinfizierende Wand- und Bodenflächen vorsieht, gibt es bei Reinigungs-, Desinfektions- und Pflegemaßnahmen beziehungsweise deren Zyklen keine Spielräume. Auseinandersetzungen mit Auftraggebern gibt es unverändert um Aufmaß und Abrechnung. Das BGB schweige sich aus. Folge: Grundlegend sei die Abrechnung nach Aufmaß. Die DIN 18365 zieht laut Wollenberg und Krapp Unterbrechungen erst ab einem Meter Länge etwa bei Türen oder Durchgängen ab und berücksichtigt dann die zusätzliche Arbeit. Normen bieten zu wenig Unterstützung Bei der Ermittlung des Längenmaßes von Fußleisten ist immer die größte Bauteillänge entscheidend. Das bedeutet für die Abrechnung der Bodenbelagarbeiten, dass bei auf Gehrung geschnittenen Sockelleisten nicht die wandangrenzende Seite, sondern die Entfernung der Spitzen der Außenecken ausschlaggebend ist. In der täglichen Praxis kommt es immer wieder zu Diskussionen mit Architekten oder Bauherren, gerade wenn viele Außenecken in den Zimmern einer Wohnanlage zu berechnen sind, was in großen Objekten zu nennenswerten Unterschieden führen kann. Auch hier stellt sich die Frage, wie dadurch entstehende Mehrkosten reguliert werden sollen. Die Antwort zu solchen zwar in der VOB und auch in entsprechenden Kommentaren behandelten, aber nicht letztgültig geklärten Details hat schließlich nicht unerhebliche Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Erfolg des Handwerkers. Krapp und Wollenberg zogen folgendes Fazit: Für die Beurteilung des Sachverständigen, was den Verantwortungsbereich Leiste angeht, gibt es zu wenig normative Unterstützung. Weil notwendige Kriterien nicht exakt genug festgelegt sind, entstehen Unsicherheiten bei der gutachterlichen Einschätzung. Beide regten an, dies zu ändern und exaktere Parameter für die Bewertung zu erarbeiten. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de