Der interessante Schadensfall aus Österreich Blasen-/Beulenbildung und Verfleckungen Wenn der Klebstoff sichtbare Spuren hinterläßt

Ein Teppichboden aus Kokosfasern wurde in einem Wohnhaus verlegt. Nach einigen Wochen reklamierten die Bewohner Blasenbildung und Verfleckungen.Wenn der Klebstoff sichtbare Spuren hinterläßt Aufgrund der Reklamation versuchte der Verleger zunächst, die Blasen mit Klebstoff zu beseitigen. Dies gelang ihm nur mangelhaft. Ein hinzugezogener Sachverständiger ermittelte daraufhin die Ursache und erstellte Sanierungsvorschläge: Die Fußbodenkonstruktion besteht aus einer Deckenkonstruktion, schwimmendem Zementestrich, zementgebundener Spachtelmasse, Kunstharzlösungsmittelkleber. Man verlegte einen unifarbenen Teppichboden (kennzeichnende Merkmale nach Ö-Norm S 1400), Polmaterial Kokosfaser, Herstellungstechnik flachgewebt, Oberflächengestaltung Schlingenpol, Rückenausstattung Verfestigungsstrich, Rollenware. Die Verklebung sollte stuhlrollengeeignet sein. Der Zustand des Teppichbodens: In jedem Raum sind an mehreren Stellen Blasen und Beulen in verschiedener Größe feststellbar. An zwei Stellen wurden Blasen aufgeschnitten und geöffnet. Die am Untergrund aufgetragene Klebstoffschicht war in ihrer Zahnung noch vollkommen ausgebildet. An der Teppichrückseite war keine Klebstoffbenetzung feststellbar. Im Eßraum an der Fensterseite kann der Teppich in einer Breite von zirka 50 bis 70 Zentimeter vollkommen zurückgeschlagen werden. Es ist kein Kleberauftrag am Untergrund in diesem Bereich feststellbar. Auch im verklebten Bereich kann der Teppich leicht aus dem Kleberbett hochgenommen werden. Die Riefen des Klebstoffes sind deutlich ausgebildet und nicht zerquetscht. Die Rückseite des Teppichbodens ist mit Klebstoff kaum benetzt. An dieser Stelle ist der Teppichboden in der Länge um zirka zwei Zentimeter zu kurz. An mehreren Stellen ist im Nahtbereich ein Kleberaustritt bis zur Oberfläche des Teppiches erkennbar. Auf der Fläche des Teppichbodens ist Klebstoff auf der Oberfläche des Teppichbodens feststellbar. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können sind die Vorschriften der Hersteller, die Regeln des Faches und die einschlägigen Normen heranzuziehen. E Einschlägige Normen Die Ö-Norm B 2236/Teil 1 sagt im Punkt 2.3.4.3 Verklebung: Der Klebstoff muß vollflächig und gleichmäßig gemäß den Verarbeitungsrichtlinien aufgetragen werden. Pkt. 2.3.4.3.5: Der verlegte Bodenbelag darf keine Blasen und/oder Spitznähte aufweisen. E Regeln des Faches Ein verklebter Bodenbelag muß vollflächig mit dem Untergrund verbunden sein. Die Oberfläche des Teppichbodens darf nicht mit Klebstoff verschmutzt sein. Flachgewebte Teppichbodenkonstruktionen aus pflanzlichen Naturfasern neigen unter Einfluß von Feuchtigkeit zu Dimensionsänderungen und starkem Schrumpfen. Sie müssen aus diesem Grund vollflächig mit einem möglichst durch Wasser wenig aufquellbaren Klebstoff verklebt werden. Bei der Verklebung muß der Klebstoff die gesamte Rückseite des Teppichbodens benetzen, um so eine ausreichende kraftschlüssige Verbindung – die auch der Dimensionsänderung durch Feuchtigkeitseinwirkungen standhält – herzustellen. Darüber hinaus muß die Klebstoffschicht die Walkbewegungen durch die Beanspruchung der Benützung aufnehmen. Bei der Verklebung von flachgewebten Kokosteppichen ist daher ein Klebstoff einzusetzen der der hohen Zugscherbelastung standhält. Unbedingte Voraussetzung dafür ist es, daß der Klebstoff die Rückseite des Belages voll benetzt, so daß es zwischen Belagsrücken und Oberfläche des Untergrundes möglichst keine Hohlräume meht gibt. Der für diese Verlegung eingesetzte Kunstharzlösungsmittelklebstoff ist ein Naßbettklebstoff. Das heißt, die Vereingung des Belages mit dem am Untergrund aufgetragenen Klebstoff muß in naßem Zustand erfolgen, damit es zu einer Benetzung der Rückseite des Teppichbodens kommt. Die Regeln der Technik schreiben vor, daß bei einer vollflächigen Verklebung an allen Stellen des Untergrundes Klebstoff aufzutragen ist. Schadensursache Die Blasen- und Beulenbildung hat mehrere Ursachen: e Für die vollflächige Benetzung des Teppichrückens ist zu wenig Klebstoff am Untergrund aufgetragen. e Die Einlegezeit des Teppichbodens in das Klebstoffbett des Naßbettklebstoffes war überschritten, da die Klebstoffriefen nicht zerquetscht sind. e Der Klebstoff ist nicht auf alle Flächen des Untergrundes aufgetragen. Die Klebstoffverfleckung im Kantenbereich kam mit dem Versuch zustande, eine Kantenverfestigung mit dem Kunstharzlösungsmittelklebstoff herzustellen. Dieser Klebstoff ist dafür nicht geeignet. Eine Verfestigung im Nahtkantenbereich wird mit PVC-Quellschweißmittel erreicht, da dieses Mittel auf der Oberfläche keine Verfärbungen verursacht und glasklar auftrocknet. Die Ursache der starken Klebstoffverflekkung ist auf eine unsachgemäße Reparatur der Blasen- und Beulenbildung zurückzuführen. Dabei wurde Klebstoff auf die Oberfläche des Teppichbodens gebracht. Sanierungsmaßnahmen Die Klebstoffverfleckung läßt sich von einem flachgewebten Kokosfaserteppichboden nicht mehr entfernen. Durch mangelnde Verklebung auf der Fläche kam es durch den Einfluß der Luftfeuchtigkeit zu einem Schrumpfen in der Länge des Teppichbodens. Die immer stärker werdende Blasenbildung ist darauf zurückzuführen. Der Teppichboden mußte ausgetauscht werden. Diese Sanierung wurde auf Kosten der Verlegefirma durchgeführt.