Der interessante Schadensfall Decklamellenablösung Wenn das Fertigparkett knackt und hohl klingt

Etwa sechs Monate nach der Verlegung lösten sich die Decklamellen eines Fertigparketts. Bei dem Gutachtertermin stellte sich heraus, dass sowohl Bauherr, Verleger als auch der Hersteller dafür verantwortlich waren.Für die Eichennutzschicht hätten sich sicherlich noch Interessenten finden können.Wenn das Fertigparkett knackt und hohl klingt Der Teppichboden in einem 40 Quadratmeter großen Wohn-/Esszimmer sollte durch einen Parkettboden ersetzt werden. Der Auftrag beinhaltete die Aufnahme des auf einem Zementestrich mit Fußbodenheizung verlegten Belags und anschließende Neuverlegung von Fertigparkettdielen in schwimmender Ausführung inklusive aller vorbereitenden Maßnahmen. Die Arbeiten erfolgten im Hochsommer. Wegen der Urlaubszeit vergingen drei Wochen zwischen Aufnahme des Teppichbodens und Neuverlegung des Fertigparketts. Der Teppichboden wurde zunächst mit dem Stripper sauber entfernt. Die Fläche war nach einer gründlichen Reinigung ohne weiteres mit einer Korkunterlage für die Aufnahme des schwimmenden Parketts belegbar. Die 14 Millimeter dicken Fertigparkettelemente wurden in dem Wohn-/Esszimmer sauber eingearbeitet und anschließend die Fußleisten angebracht. Ein kleines Problem mussten die Parkettleger gleich zu Beginn beheben: Bereits während der Verlegung hatte sich ein Deckblatt der dreischichtigen Dielen gelöst. Das wurde aber postwendend ausgewechselt, indem die Verleger die Diele herausfrästen und dann nach Entfernen der Unterwange der Austauschdiele diese sauber wieder einsetzten. Untergelegte, hauchdünne, beleimte Plättchen übernahmen die Funktion einer Nut-/Federverbindung. Der folgende Winter war hart und hatte bis in den April hinein Außentemperaturen von häufig unter minus 10°C. Die Fußbodenheizung war stets in Betrieb, um die Räume warm zu halten. So nach und nach bemerkte der Bauherr, dass der Boden knackte – nicht immer, aber immer öfter. Nach einiger Zeit stellte er auch Aufkantungen in den Randbereichen der Dielen fest. Der Bauherr klopfte den Boden ab und bemerkte, dass die Decklamellen an einigen Stellen hohl klangen und bat den Verleger umgehend zur Besichtigung. Dabei erkannte der Parkettleger sofort, dass sich nebst Fugenbildung einige Decklamellen des Parketts selbstständig gemacht hatten und von der Mittellage lösten. Er stellte an mindestens 15 Dielen diese Erscheinung fest. Da war Vorsicht geboten! Bei dem Umfang eine Renovierung zu wagen, war kaum möglich und dem Bauherren auch nicht zu verkaufen, denn der dachte schon ein Jahr voraus und fragte: „Garantieren Sie mir, dass das nicht so weiter geht?“ Schulterzucken des Handwerkers. Jetzt maß dieser die Holzfeuchte, die am Ende der Heizperiode seinem elektrischen Meßgerät zufolge weit unter sechs Prozent betrug. Ihm war das Problem der Messungen in diesem Holzfeuchtebereich bewusst. Deshalb prüfte er auch Temperatur und Luftfeuchte. Die Werte waren vertrauenswürdiger, deuteten aber darauf hin, dass sein Messgerät die Holzfeuchte doch ganz gut angezeigt hatte. Raumklima zu wenig beachtet Die Pflegeanweisung hatte der Parkettleger nachweislich übergeben, und richtete einen „leisen“ Vorwurf an den Bauherrn, dass dieser in den vergangenen Monaten mehr auf das empfohlene Raumklima hätte achten müssen. Der Bauherr orderte nach einigem Hin und Her einen Gutachter, nachdem auch der mittlerweile hinzugezogene Hersteller schriftlich sein Heil in der Pflegeanweisung suchte. Der versierte Gutachter lud alle Beteiligten zu dem Besichtigungstermin ein und war sich bei seinen Feststellungen so sicher, dass er den Streit auf der Baustelle löste. Ihm entging nicht, dass der Verleger zwischen der Aufnahme des Teppichbodens und der Parkettneuverlegung über drei Wochen hatte verstreichen lassen, ohne vor Beginn der Arbeiten noch einmal die Heizung hochzufahren. Die Fugenbilder, Holzfeuchten und raumklimatischen Bedingungen lastete der Sachverständige dem Bauherren an. Es ist heute technisch ohne weiteres möglich, die in den Pflegeanweisungen empfohlenen Raumklimata zu gewährleisten, zumal der Verleger den Bauherrn auf das entstehende Risiko bei Nichteinhaltung hingewiesen hatte. Dann wandte sich der Gutachter dem Parketthersteller zu. Nahezu mühelos ließen sich die Decks von der Mittellage entfernen. Es trat fast kein Holzbruch auf. Auf der Rückseite des Hartholzes waren deutlich Leimreste zu sehen und auch die Riefen der Leimauftragswalze konnte man ebenfalls genau erkennen. Ein klarer Fall von Fehlverleimung der Parkettelemente. Er wandte sich an den anwesenden Mitarbeiter des Produzenten: „Der Fall ist für mich eindeutig. Es handelt sich um einen Materialmangel.“ Der Anwendungstechniker verzichtete auf den Hinweis, dass das Parkett schon über sechs Monate liegen würde und gab unumwunden zu: „Jawohl, es muss uns an diesem Tag in der Fertigung ein Fehler unterlaufen sein. Sie bekommen einen neuen Boden.“ Die Sanierung wurde noch bei dem Privattermin besprochen und zu Lasten des Herstellers unverzüglich in die Wege geleitet.