Der interessante Schadensfall: 30 Millimeter starkes Eichenhirnholz zeigt breite Fugen Wenn Ahnung zur Gewissheit wird

Alle in Frage kommenden Schadensursachen konnten nacheinander ausgeschlossen werden. Die Lösung ergab sich erst, als der Boden für eine zusätzliche Prüfung geöffnet wurde.Das Holzpflaster sollte im kleinen Kaminzimmer des Ferienhauses am See für die richtige Atmosphäre sorgen. Der Parkettleger baute daraufhin etwa 14 Quadratmeter eines 30 Millimeter dicken Eichenhirnholzes ein. Der Boden wurde geschliffen sowie zweimalig naturgeölt und hatte bei Fertigstellung genau die Ausstrahlung, die man sich erwünscht hatte. SchadensbildNoch in der Bauphase fielen jedoch breite Fugen auf, die sich in dem Holzpflaster zeigten. Der Parkettleger stellte fest, dass das Pflaster gequollen war und auf einer Seite bereits fest an der Außenwand anlag. Daraufhin nahm er das Raumklima und die Holzfeuchte unter die Lupe. Die Holzfeuchte lag mit etwa zwölf Prozent um etwa zwei Prozent über der bestellten Einbaufeuchte. Die Neubaufeuchte schien noch greifbar und wurde mit einer relativen Luftfeuchte von etwa 65 bis 70 Prozent ermittelt. Der erfahrene Parkettleger machte deshalb die hohe Baufeuchte und die offenporige Oberflächenbehandlung verantwortlich für das Erscheinungsbild – im Hinterkopf allerdings ahnend, dass der Estrich nicht mehr ganz intakt gewesen war. Er empfahl, die Heizung einzuschalten. Daraufhin schien sich der Holzfußboden im Randbereich wieder etwas zu entspannen, aber das Fugenbild wurde intensiver. Der Parkettleger bemühte einen Sachverständigen, der ihm zur Seite stehen sollte. Dieser hielt zunächst die Daten für den Gesamtaufbau fest: Das Holzpflaster war auf einem 60 Millimeter dicken Estrich verlegt worden. Eine Folie gegen aufsteigende Feuchte war vorhanden. Für die Verklebung war ein 2-K-PUR-Klebstoff verwandt worden. Der herkömmliche Zementestrich hatte zum Zeitpunkt der Verlegung laut Prüfprotokoll etwa 1,9 CM-% und war damit belegreif. Bei der Ortsbesichtigung waren einige Fugen, die zickzackförmig entlang der Klötze durch den Raum liefen, mit etwa zwei bis drei Millimetern Breite feststellbar. Im Randbereich lag der Boden frei. Der Sachverständige nahm zwei Holzpflasterklötze im Bereich der Fugen auf und stellte genau an diesen Stellen fest, dass der Estrich darunter gerissen war. Bei der Holzfeuchtemessung mit einem elektrischen Messgerät kam er mit etwa zwölf Prozent auf das gleiche Ergebnis wie der Parkettleger. Die raumklimatischen Bedingungen waren mit etwa 57 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit und circa 21 °C nicht ungewöhnlich. Obwohl sich jetzt herausstellte, dass unmittelbar vor der Fertigstellung des Bodens durch andere Bautätigkeiten ein erheblicher Feuchteeintrag auf das Holzpflaster stattgefunden hatte, konnte der Sachverständige sich nicht vorstellen, dass die Schäden der Raumluftfeuchte geschuldet sein sollten. SchadensanalyseDer Gutachter hatte den Estrich in Verdacht, konnte aber hier nur Vermutungen anstellen, ohne konkrete Aussagen zu treffen. Ihm war aus langjähriger Praxis geläufig, dass derartige Rissbildungen bei Holzpflasterverlegungen durch Unzulänglichkeiten wie beispielsweise Dickenunterschiede auftreten konnten. Diese standen aber zumeist im Zusammenhang mit noch vorhandener Restfeuchte aus dem Unterboden. Das läge am Spannungsaufbau in der Holz-/Estrichverbindung, der bei dem über Hirn stark saugfähigen Holzpflaster sehr von der Richtung des Feuchteeintrags abhängig wäre, erläuterte der Sachverständige. Dadurch würden sich richtungsabhängig Wölb- beziehungsweise Scherspannungen entwickeln, die den Estrich unterschiedlich belasteten. Allerdings sei die harte Verklebung des Holzpflasters direkt auf dem Zementestrich mit einem PUR-Klebstoff nicht ohne Auswirkung, da sie enorme Kräfte in den Estrich einbringen würde, die man mit einer entkoppelnden Schicht hätte reduzieren können. Er vermutete deshalb einen Feuchteeinfluss von der Unterseite, obwohl ihm das Holzfeuchteprofil keinen gesicherten Aufschluss gab. SchadensbeseitigungEr deutete zwar die Möglichkeit an, das Holzpflaster im Bereich des Fugenverlaufs aufzunehmen, den Estrich, der sich bei Belastung nicht bewegte, festzusetzen sowie den geöffneten Bereich zu reparieren und dann komplett neu zu behandeln, war sich aber bei seiner eigenen Empfehlung nicht ganz sicher. Unbedingt sollte deshalb vor Beginn dieser Arbeiten eine CM-Messung vorgenommen werden. Diese brachte die wahre Ursache der Erscheinungen letztlich an den Tag: Es stellte sich bei der Prüfung heraus, dass ein undichtes, wasserführendes Rohr innerhalb der Konstruktion für den Feuchteinfluss verantwortlich war. Der Schaden wurde der Versicherung gemeldet, die die Komplettaufnahme und Neuverlegung übernahm.