Der interessante Schadensfall: Wie laut dürfen Knarrgeräusche bei Parkettböden sein? Wegen Belästigung Miete gekürzt

Wenn Holzfußbodenkonstruktionen knarren, knacken oder knistern, so gilt dies Freunden des Naturmaterials durchaus als sympathisch. Das kann aber schnell umschlagen, wenn die Geräusche zu laut werden.Wegen Belästigung Miete gekürzt Im Zuge eines Dachgeschossausbaus der Jugendstilvilla in einem norddeutschen Kleinstädtchen war auf den alten Rauspundboden eine Trockenbodenkonstruktion aufgebracht worden. Diese wiederum war auf neue Lärchenholzmassivdielen aufgeschraubt. Schadensbild: Die Fertigstellung der Bodenkonstruktion und der Einzug lagen gerade einige Wochen zurück. Da monierte der Mieter beim Wohnungseigentümer schon erhebliche Knarrgeräusche im Boden. Der schien nicht fest genug zu liegen, da dessen Nachgiebigkeit auffiel. Die führte dazu, dass die Kirschholzvitrine mit der wertvollen Porzellan- und Glassammlung beim Begehen zur Geräuschkulisse einen immer größeren Beitrag leistete. Ein kurzfristig anberaumter Ortstermin, an dem neben dem Mieter und dem Vermieter auch der Parkettleger teilnahm, führte zu unterschiedlichen Bewertungen: Wie laut dürfen Knarrgeräusche bei Parkett- und Dielenböden sein? Als der Mieter, der in den zu hohen Knarrgeräuschen einen Mangel sah, schließlich eigenmächtig die Mietzahlungen kürzte, musste ein Gutachter den Sachverhalt klären. Was für eine Fußbodenkonstruktion lag im konkreten Fall vor? Bodenaufbau: Der Gutachter ließ sich beim Ortstermin erst mal über den Bodenaufbau informieren. - alter Rauspund - fachgerecht eingebrachtes Trennpapier als Rieselschutz - Ausgleichsschüttung im Mittel 50 Millimeter - 40-Millimeter-Weichfaserplattenkombination mit eingelegten Latten im Rastermaß - Lärchensystemdielen, geschraubt auf die Latten - Oberfläche geölt und gewachst Das Aufbauprinzip war in der gesamten Wohnung gleich. Danach ging der Sachverständige durch die gesamte Wohnung des komplett mit Holzböden ausgestatteten Dachgeschosses. Er ließ die Anwesenden beim Ortstermin ebenfalls über den Boden gehen, um auf Basis seiner Gutachtererfahrung in der Folge etwaige Knarrgeräusche und Nachgiebigkeiten zu prüfen. Der Boden im Schlaf- und im Arbeitszimmer schien fachgerecht zu liegen. Es gab zwar beim Belasten ab und an ein Knackgeräusch, und der Boden lag auch nicht so fest wie ein auf dem Estrich verklebter Dielenboden. Aber das machte keine Probleme. Etwas anders lag die Sache im Wohnzimmer, im Bad sowie dem angrenzenden Flur. War die Schüttung das Problem? Dort knarrte es bei jedem Schritt. Lief man an der Glasvitrine vorüber, so erinnerte die Geräuschkulisse an das Weihnachtslied „Jingle bells“. Mit drei bis dreieinhalb Millimeter war die Nachgiebigkeit deutlicher spürbar, da größer als vom Produzenten der Trockenbaukonstruktion angegeben. Dazu lagen die Unebenheiten teils über den von der DIN18202 definierten Toleranzen. Der Boden wurde geöffnet. Die Angaben zum Bodenaufbau bestätigten sich. Die Schüttung aber wies an der Stelle eine Dicke von 68 Millimeter auf, die nach Herstellerangaben eine mechanische Verdichtung erforderlich gemacht hätte. An anderer Stelle bestätigte sich dies. Es folgte im Randbereich die Aufnahme der Fußleisten, um etwaige Einflüsse auf das Klangbild des Bodens zu prüfen. Raumklima und Feuchte der rustikalen Lärche wurden gemessen, da sich zwischen den Dielen Fugen bis 2,2 Millimeter gebildet hatten; erstaunlicherweise waren diese nicht bemängelt worden. Elektrisch wurden Holzfeuchten von 6,5 bis 6,7 Prozent, mit einem Messfühler vor Ort Luftfeuchten um die 40 Prozent gemessen. Bei einem Probestück in der geschlossenen Folie stellten sich ähnliche Werte, gemessen über die korrespondierende Luftfeuchte, ein. Das Holz war wie dokumentiert mit einem Feuchtegehalt von 10,6 Prozent eingebaut worden. Analyse: Im Ergebnis begründete der Sachverständige Knarrgeräusche und Nachgiebigkeiten mit einer nicht fachgerecht eingearbeiteten Konstruktion. Ursächlich waren sowohl die nicht erfolgte Verdichtung der Schüttung als auch die nicht ganz fachgerechte Ausführung. Vielleicht hatte im Zuge der Verlegearbeiten ein nachträgliches Begehen der Schüttung stattgefunden, das zu den Unebenheiten geführt haben könne. Ebenso hat eine Rücktrocknung der Dielen zum Erscheinungsbild beigetragen: Es hatte sich auf die Passung der Nut-Feder-Dielen ausgewirkt und zu erhöhter Materialreibung geführt. Freilich betonte der Gutachter, dass Knarrgeräusche in einem bestimmten Ausmaß bei Holzfußbodenkonstruktionen unvermeidlich sowie materialtypisch sind. Ergebnis: Weil die betroffenen Bereiche unmittelbar nebeneinanderlagen und damit ein Ausbau von Teilflächen möglich wurde, einigte man sich darauf, dort Dielen/Trägerplatten aufzunehmen, die Schüttungslage zu sanieren sowie die Oberfläche wieder zu schließen. Die Kosten wurden dem Verleger aufgebürdet. Einen Teil trug der Auftraggeber, dem ordnungsgemäß eine Pflegeanweisung übergeben worden war. Dass diese nicht eingehalten worden war, zeigten die ermittelten Holzfeuchten. Schadlos blieb der Mieter, der dafür verantwortlich war.-