Verlegetechnik Was ist ein ungarisches Fischgrätmuster?

Das Fischgrätmuster ist eines der klassischen Parkettmuster, bei dem die einzelnen Parkettstäbe im Winkel von 90 Grad miteinander zu einem fischgrätähnlichen Muster verlegt werden.

ungarisches Fischgrätmuster
Das ungarische Fischgrätmuster besteht aus einzelnen Parkettstäben, die im Winkel von 90 Grad aneinanderverlegt werden, hier ein ­Beispiel in der Holzart Eiche. - © bwd

Die Optik des Fischgrätmusters war übrigens schon von filigranen Fliesenmosaiken im alten Rom bekannt. Bei diesem klassischen Parkettmuster werden die einzelnen Parkettstäbe im Winkel von 90 Grad miteinander zu einem fischgräten­ähnlichen Muster (englisch Herringbone) verlegt. Der Grund für dieses Muster war nicht nur ein gestalterischer, sondern auch ein technischer. Durch den Wechsel der Verlegerichtung um jeweils 90 Grad reduziert sich das Quellen gegenüber Schiffsverbandsböden theoretisch um nahezu die Hälfte, da geringfügig arbeitendes Längs- und stärker quellendes Querholz in der Fläche jeweils alternierend aufeinander treffen. Fischgrätmuster sind zumeist einfach, zweifach oder dreifach ausgelegt und verlaufen je nach gewünschter Raumgestaltung in Längs- oder auch in Querrichtung zur Wand.

Ungarisches Fischgrätmuster mit ­elegantem Farb- und Musterspiel

Das Fischgrätmuster erlebte Mitte bis Ende des 18. Jahrhunderts eine wahre Blütezeit. In jenen Jahren wurden in den Herrschaftshäusern der französischen beziehungsweise ungarisch-österreichischen Monarchien viele Parkettböden dieser Art verlegt, wobei sich regionale Abwandlungen vom klassischen Fischgrätmuster ausbildeten und etablierten. So entstand das ungarische Fisch­grätmuster „Point de Hongrie“ – ein auch und gerade in Frankreich sehr beliebtes und häufiges Parkettmuster. Durch ähnliche regionale Herkunftsbezeichnungen sind im Parkettbereich zum Beispiel auch der „englische“ oder „altdeutsche Verband“ gekennzeichnet. Besondere Merkmale der ungarischen Variante waren der zusätzliche Gehrungsschnitt der Stäbe in einem Winkel von 45 Grad oder auch 50 beziehungsweise 60 Grad. Das Muster ist durch ein äußerst ­elegantes Farb- und Musterspiel geprägt. Die Ver­legung gilt als zeitraubend, denn jeder einzelne, gleichlange und -breite Stab muss kopfseitig zurechtgesägt werden.

Fischgrätmuster
Inzwischen gibt es viele Varianten des klassischen Fischgrätmusters, wie hier eine an das ungarische Fischgrätmuster angelehnte Mehrschichtdiele in ­Walnuss. - © bwd

Französches Fischgrät: unregelmäßiges Verbandmuster mit Stabreihen in unterschiedlichen Breiten

Der häufig alternativ zum ungarischen Muster genutzte Begriff „französisch(es) Fisch­grät“ ist etwas schwieriger zu rekon­struieren. Er könnte seinen Ursprung in einem berühmten Bild aus dem Museé Carnavalet haben, das den Gerichtssaal zeigt, in dem Marie-Antoinette 1793 nach einem Schauprozess vor dem französischen Tribunal in Paris zum Tode verurteilt wurde. Hier sieht man einen Parkettboden, analog zum ungarischen Parkett, mit 45 Grad winklig geschnittenen Gehrungen, wobei die einzelnen Stabreihen jeweils von einem einstäbigen Zwischenfries unterbrochen sind. Unter „Parquet à la francaise“ versteht man im Allgemeinen eine regionale Ausprägung, wie oben beschrieben, die ein unregelmäßiges Verbandmuster bezeichnet, in dem Stabreihen unterschiedlicher Breiten parallel in einem bestimmten Turnus nebeneinander verlegt sind.