Der interessante Schadensfall aus Österreich Wellenbildung bei einem neu verlegten Teppichboden War die Unterlagsschicht schuld?

Eigentlich sollte die Unterlagsschicht ein leichtes Abziehen des Teppichbodens gewährleisten. Dann aber bildeten sich an einigen Stellen des Belags Wellen auf der Oberfläche. Woran lag es?War die Unterlagsschicht schuld? Nachdem in einer Wohnung ein Teppichboden auf einer elastischen Unterlagsschicht, die ein leichtes Abziehen gewährleisten sollte, neu verlegt worden war, reklamierten die Mieter einige Monate nach der Verlegung eine Wellenbildung auf einigen Flächen. Da sich die Parteien nicht einigen konnten, wurde das Gericht angerufen. Der Gutachterauftrag war, Befund und Gutachten zu erstellen im Besonderen darüber, e ob der verlegte Teppich (ohne Estrichverlegung) leicht abziebar war; falls nicht, welche technische Lösung leichtes Abziehen gewährleisten könnte; e ob die angebotene Verlegung und auch ihre Ausführung dem Stand der Technik entsprachen; e in welchem flächenmäßigen Ausmaß es zur Wellenbildung kam und welches die Ursache dafür war; e ob die Brauchbarkeit des Teppichs eingeschränkt war; e welcher Aufwand erforderlich war, damit der Kläger einen leicht ablösbaren Teppich ohne Wellen zur Verfügung hätte, der auch eine gute Trittqualität und geringere Strichbildung und Schattenwirkung beim Begehen aufwies; und e wie lange die Schadensbehebung dauern würde. Die Fußbodenkonstruktion war folgende: e Zementestrich, e zementgebundene Spachtelmasse, e Nass- und Haftbett-Dispersionsklebstoff 390 D (Erzeuger Firma Murexin-Furtenbach), e Teppichunterlage, e schwerentflammbare Gummiunterlage mit zellartigem Aufbau, drei Millimeter dick, Unterseite mit Vliesstoff kaschiert, Oberseite mit einer Papierschicht kaschiert und vernäht und e Nass- und Haftbett-Dispersionsklebstoff 390 D (Erzeuger Firma Murexin-Furtenbach). Beschreibung des Teppichbodens nach Önorm S 1400: e Herstellungsbedingte Flächendimension: Bahnenware 400 Zentimeter; e Herstellungsart: getuftet; e Material der Polschicht: Polyamid; e Art und Beschaffenheit des Trägermaterials: Synthetikbändchen; e Oberflächenstruktur: Kräuselvelours; e farbige Gestaltung: einfarbig; und e Art und Beschaffenheit des Teppichrückens: textiler Zweitrücken, aufkaschiert. Der Teppichboden wurde im Juli 1999 verlegt. Außer auf der Treppe zur Galerie ist der Teppichboden auf einer elastischen Unterlage mit Dispersionsklebstoff vollflächig auf der Papierkaschierung verklebt. Die elastische Unterlage ist am Untergrund vollflächig mit Dispersionsklebstoff verklebt. Auf der Stiege ist der Teppichboden ohne Unterlage mit Kunstkautschukklebstoff verklebt. Auf der Galerie ist an der Oberfläche des Teppichbodens fast auf der ganzen Fläche regelmäßige Wellenbildung in Richtung Fenster mit einer Breite von etwa drei Zentimetern und einem Abstand von etwa fünf Zentimetern sichtbar. Die Sichtbarkeit ist von allen Seiten gegeben. Sie wird durch den Lichteinfall, die Tageszeit und den Betrachtungswinkel beeinflusst. Bei der Berührungsprüfung mit der Handoberfläche konnten wellige Niveauunterschiede festgestellt werden. In der linken Raumecke an der Fensterwand ist der Teppichboden vom Untergrund hochgenommen. Auf der Bodenfläche bei der Wand zur Stiege ist ein Shadingeffekt sichtbar. Im geringeren Ausmaß (1u1 Meter) ist dieses Erscheinungsbild auch im Nebenzimmer bei der Verbindungstür und im Schlafzimmer (1u1 Meter) links neben der Tür vorhanden. Auch an diesen Flächen ist ein Shadingeffekt sichtbar. Im Wohnzimmer ist im Bereich der Sitzgarnitur in der Längsrichtung zum Fenster eine fast geradlinige Erhöhung von etwa zwei Zentimetern Breite feststellbar. Im anschließenden Zimmer ist vor dem Stiegenaufgang eine lineare, nicht gleichmäßig gerade, leichte Erhöhung in einer Breite von einem Zentimeter feststellbar. Die Verklebung im gesamten Bereich zeigt keine Blasen- und Beulenbildung. Untersuchungen Vor Ort wurde der bereits hochgenommene Teppichboden noch ein Stück von der Unterlage getrennt. Ebenso wurde die Unterlage vom Untergrund abgelöst. Die Verklebung war in diesem Bereich vollflächig. Beim Ablösen wurden Teile der Spachtelmasse vom Zementestrich abgerissen. Ein Abziehen vom Untergrund war zerstörungsfrei nicht möglich. Dem Sachverständigen wurde je ein Musterstück in der Größe von etwa 1,3u1,3 Metern der Unterlage und des Teppichbodens übergeben. Diese Materialien wurden dem Österreichischen Textil-Forschungsinstitut übergeben, mit dem Auftrag, einen Tretradtest durchzuführen. Zusätzlich wurde eine Versuchsanordnung Holzspanplatte, Klebstoff, Unterlage, Klebstoff und Teppichboden in der Größe von etwa 1u1 Meter vorgenommen und einem dreimonatigen Begehtest unterzogen. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können, sind die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller, die Regeln der Technik, die einschlägigen Normen und die durchgeführten Untersuchungen heranzuziehen. e Das Merkblatt für das Verlegen der Unterlage schreibt vor, dass die Unterlage am Untergrund mit einer Haftfixierung zu befestigen ist. Das leichte Abziehen wird als Verkaufsargument angeführt. Der Teppichboden wird dann auf der Unterlage mit Teppichklebstoff wie üblich verklebt. e Die Regeln des Faches verlangen, dass ein verlegter Bodenbelag eine gleichmäßige, optisch ebene Oberfläche aufweist. e Die Önorm B 2236-1 Klebearbeiten definiert in Pkt. 2.3.4.3.7: In der Oberfläche des Bodenbelages sind Unebenheiten nicht zulässig, die aus mindestens zwei gegenüberliegenden Standorten unter einem Winkel von 45 Grad zur Bodenfläche bei Tageslicht oder bei der vorgesehenen Beleuchtung, jedoch ohne Streiflicht, zu sehen sind. e Das Gutachten des ÖTI sagt aus, dass der Teppichboden keine signifikanten Veränderungen aufweist. Der Begehtest zeigt optisch keine Veränderungen, bei der Berührungsprüfung mit der flachen Hand konnte eine leichte Welligkeit festgestellt werden Beurteilung Die Abziehbarkeit ist durch die vollflächige Verklebung nicht gegeben. Bei einer Haftfixierung wird eine Klebstoffmenge von 100–150 Gramm pro Quadratmeter mit dem Roller aufgetragen. Diese Klebstofftype hat keinen Füllstoff und ist dadurch nicht in der Lage, ein Klebstoffbett zu bilden. Es bildet sich nur eine haftende Schicht auf der Oberfläche, die ähnliche Eigenschaften aufweist wie Heftpflaster oder Klebebänder. Der darauf fixierte Belag kann ohne Zerstörung des Untergrundes abgezogen werden. Eine andere Möglichkeit, die zerstörungsfreie Austauschbarkeit von Teppichböden zu gewährleisten, ist das Verspannen. Dabei werden entlang der zu verlegenden Fläche sechs Millimeter dicke Nagelleisten (Sperrholz mit schräg durchgenagelten Stahlnägeln, die etwa vier Millimeter über das Holz reichen) montiert. Dann wird eine sechs Millimeter dicke Unterlagsschicht am Untergrund fixiert und darauf der Teppichboden verspannt und in die Nagelleisten eingehängt. Beim Austausch des Teppichbodens wird dieser ausgehängt und durch einen neuen ersetzt. Die Nagelleisten und die Unterlage bleiben erhalten. Eine andere Alternative ist das Verlegen des Teppichbodens auf haftende Zwischenschichten. Diese funktionieren wie doppelseitige Klebebänder. Ein darauf verlegter Teppichboden kann ohne Probleme vom Untergrund entfernt werden, ohne dass der Untergrund beschädigt wird. Auf Grund der vorgenommenen Untersuchungen und der Berücksichtigung der Vorgutachten kann die Ursache der Welligkeit nicht schlüssig nachgewiesen werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die Verlegung nicht Ursache dieser Erscheinung. Lösungsmitteleinflüsse müssten auf der Stiege ebenfalls dieses Erscheinungsbild ausgelöst haben, da dort der Lösungsmitteleinfluss viel höher ist. Der Anteil des Lösungsmittels im Dispersionsklebstoff beträgt unter vier Prozent und der des Kunstkautschukklebstoffes, der auf der Stiege verwendet wurde, etwa 27–30 Prozent. Die Verklebung mit Nassbettklebstoff ist technisch ebenfalls möglich und würde dem Stand der Technik entsprechen. Welche Vereinbarungen zwischen den Vertragspartnern getroffen wurden, ist eine Rechtsfrage und unterliegt der Beweiswürdigung des Gerichtes. Vom Sachverständigen ist es nicht zu beurteilen. Mängelbewertung Grundsätzlich ist die Welligkeit und Streifigkeit ausschließlich ein optischer Mangel. Der Gebrauchsnutzen ist voll gegeben. Die Welligkeit im Obergeschoss ist auf Grund der Sichtbarkeit und unter Berücksichtigung des hohen optischen Geltungsnutzens nur durch eine Neuverlegung zu beheben. Die Mängel im Untergeschoss sind verhältnismäßig geringer. Hier ist ein Austausch auf Grund der Verhältnismäßigkeit nicht gerechtfertigt. Eine Wertminderung für diese Flächen ist hier für Räume mit besonderer Bedeutung mit 15 Prozent anzusetzen. Der Zeitaufwand für das Teppichentfernen und die Neuverlegung im Obergeschoss ist mit zwei Tagen anzusetzen.

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