Der interessante Schadensfall Verfärbungen in einem Eichefunierboden War Ammoniak der Auslöser?

Die Ursache des Schadens, über den Dipl.-Ing. Wilhelm Schmidt beim Sachverständigenseminar in Feuchtwangen berichtete, war zunächst unklar. Erst die intensive Untersuchung gab Aufschluss über die rätselhaften Verfärbungen.Deutlich zeigten die der feuchten Spanplatte ausgesetzten Stäbchen Verfärbungen im Holz.War Ammoniak der Auslöser? Ein viergeschossiges Wohnhaus mit acht Wohnungen war komplett saniert und modernisiert worden. Jede Wohnung erhielt im Wohnbereich einen Hartbelag. Verlegt wurden Fußbodenelemente mit Parkettcharakter: e Abmessung: 1,22 X 0,19 m; Dicke: 7 mm, e Trägerschicht: Spanplatte, e Nutzschicht: Eichefurnier 0,5 mm, im Schiffsbodenmuster zusammengesetzt, e Oberfläche werksseitig versiegelt. Ein halbes Jahr nach der Verlegung reklamierte der Nutzer beim Parkettverlegebetrieb dunkle Verfärbungen im Parkett. Weil man sich über Ursache und Verantwortung des Mangels nicht einig wurde, kam es zu einem Beweissicherungsverfahren vor Gericht. Im Wesentlichen ging es dabei um die Feststellung von eventuellen Verfärbungen, um die mögliche Verursachung durch den Verleger, eventuelle Fehler in der Unterkonstruktion sowie der Prüfung anderer Einflussfaktoren. Auch nach der qualitätsgerechten Lieferung durch den Hersteller wurde gefragt. Der hinzugezogene Gutachter bestätigte die dunkelbraunen bis fast schwarzen Verfärbungen in der Eichendeckschicht der Fußbodenelemente, die er fast ausnahmslos im Fugenbereich beginnend sowohl an den langen Randfugen als auch an den kurzen Hirnfugen ausmachte. Die Verfärbungen waren willkürlich über den Raum verteilt und zeigten sich sogar im Bereich der Fußleisten, die ebenfalls in der Holzart Eiche geliefert waren. Der Gutachter war sich zunächst nicht darüber im Klaren, woher die Verfärbungen kamen. Er teilte deshalb in seiner Expertise mit, dass derartige Verfärbungen auftreten, wenn Eichenholz und speziell deren Gerbsäure mit Ammoniak in Verbindung kommt. Einflüsse aus der Verlegung konnte der Gutachter nicht finden. Offene Fragen Als Ursache schien nur die Ammoniakverbindung in Frage zu kommen. Wo allerdings das Ammoniak herkam, konnte der Sachverständige zu diesem Zeitpunkt noch nicht beantworten. Er vermutete einen Einfluss aus einem ammoniakhaltigen Reinigungsmittel, zumal alles, was unter dem Parkettboden vorhanden war, sei es Kleber, Schüttung, Spanplatte oder gar Wandputz, nach Lage der Dinge als Verursacher ausgeschlossen werden konnte. Für die Einschätzung sprach auch die Intensität der Verfärbung, nach der Feuchteeinflüsse allein aus dem Untergrund ein derartiges Bild nicht hervorgerufen haben konnten. Hinzu kam, dass die Erscheinungen sowohl im Bereich von Zementuntergründen als auch von Spanplattenaufbauten aufzutreten schienen. Dennoch, hundertprozentig plausibel schien dies alles nicht. Die tatsächliche Klärung des Sachverhalts blieb deshalb einem Ergänzungsgutachten vorbehalten. Jetzt konnte der Sachverständige endlich die Öffnung der Bodenkonstruktion durchsetzen, die ihm bisher verweigert worden war. Er öffnete eine Prüfstelle und entnahm Material für weitere Untersuchungen im eigenen Labor. Der Fußbodenaufbau stellte sich nun wie folgt dar: e 7 mm furnierter Hartboden, Holzart Eiche, e 2 mm Schaumstofffolie, e 24 mm Spanplatte, schwimmend verlegt, e 2 mm Rippenpappe, e Fußbodendielung aus Nadelholz. Beim Anlegen der Prüfstelle zeigte sich sowohl auf als auch unter der Spanplatte ein deutlicher Schimmelpilzbefall. Dieser Sachverhalt ließ auf einen hohen Feuchtegehalt schließen. Die sich anschließende Darr-Wägung gemäß DIN 52183 ergab einen Feuchtegehalt von 16,3 Prozent. Ein außergewöhnlich hoher Wert. Üblicherweise liegt ein Feuchtegehalt in der Größenordnung von etwa 8 bis 9 Prozent vor. Der Sachverständige vermutete sogar einen ursprünglich noch höheren Feuchtewert, zumal aus der Bauakte hervorging, dass es während der Bauphase zu einer Durchfeuchtung der Spanplatte gekommen war. Auffällig war der stechende Geruch, der an Ammoniak erinnerte. Eigene Untersuchungen ergaben, dass eine rückgetrocknete Spanplatte kein Ammoniak freisetzt, während eine befeuchtete Spanplatte dies jedoch in erheblichem Maße tut. Das zeigte auch die deutliche Blaufärbung von Lackmus-Papier, die auf einen hohen Alkaliwert hinwies, der wiederum mit dem Entweichen von Ammoniak begründet wurde. Zur weiteren Untermauerung seiner Vermutung brachte der Gutachter Eichenholzstäbchen in einem geschlossen Exikatorgefäß mit einer durchfeuchteten Spanplatte zusammen. Dabei zeigten sich sehr deutlich die auch auf der Baustelle festgestellten Verfärbungen. Damit konnte der Sachverständige eindeutig die durchfeuchtete Spanplatte als Ursache für den eingetretenen Schaden ausmachen. Zum Schluss stellte sich noch die Frage nach der Verteilung der Verfärbungen, die bei dem bauseitigen Belag sowohl vom Kopfstoßbereich als auch vom längsseitigen Randbereich ausgingen. Zur Klärung dieser Frage wurden mit Salmiakgeist gefüllte Schalen unter die Fußbodenelemente positioniert. In der Folge stellte sich exakt jenes Schadensbild ein, das der Sachverständige beim Ortstermin vorgefunden hatte. Mit seinen Untersuchungen konnte der Gutachter jetzt die Beweisfragen vollständig und schlüssig beantworten. Die Verfärbungen durch „Räuchern“ der Eichendeckschicht der Fußbodenelemente sind nicht entstanden wegen des Einbaus fehlerhafter Materialien, sondern weil der Spanplattenuntergrund vor der Verlegung der Fußbodennutzschicht durchnässt wurde.