Der interessante Schadensfall aus Österreich Vertiefungen und Unebenheiten im Gummibelag, Fugen im Teppichboden Vertiefungen und Fugen

In einer Zahnarztpraxis wurden diverse Mängel am Gummi- und Teppichbodenbelag festgestellt. Zur Beurteilung des Falles wurden die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller, die Regeln des Fachs und die einschlägigen Normen herangezogen.Vertiefungen und Fugen Im Zuge einer Sanierung wurden Bodenlegerarbeiten in der Ordination einer Zahnarztpraxis ausgeführt. Die Fußbodenkonstruktion hatte nach Augenschein, Angabe des Auftraggebers und dem vorliegenden Schriftverkehr folgenden Aufbau: Deckenkonstruktion, Dämmschichte, schwimmender Zementestrich, Vorstrich, Klebstoff, Gummibahnenbelag in Empfang, Labor, Ordination 1, 2 und 3 sowie Röntgen. e Die Bahnenkanten sind mit Schmelzschweißdraht verfugt. e Der Wandabschluss ist mit einem Stellsockel ausgeführt. e Teppichboden im Warteraum und im Büro. Auf allen verlegten Gummibelagoberflächen weist der Boden durchgehend im Untergrund erhebliche Unebenheiten und Vertiefungen auf. Teilweise sind unter dem Belag Fremdkörpereinschlüsse feststellbar. Der Farbton der thermischen Verfugung ist erheblich dunkler als der Grundton des Belages. Die thermische Verfugung mit Schmelzschweißdraht ist ungleich breit ausgeführt. Die Oberfläche der Verfugung ist uneben. In den Unebenheiten ist Schmutz abgesetzt. Die Bahnenbreite der verlegten Bahnen entspricht der Lieferbreite. Der Stehsockel ist in der Achse zwischen Wand und Boden sowie in den Ecken mit elastischer Masse verfugt. Ebenso ist der Anschluss zwischen Bodenbelag und Einrichtungsgegenständen mit elastischer Masse verfugt. Die Verfugung ist deutlich dunkler als der Grundton des Belages. Weiters ist die Verfugung ungleich breit ausgeführt. Der Belag ist im Bereich der Türstöcke nicht passend eingeschnitten. Die fehlenden Stellen wurden mit elastischer Masse ausgefüllt. In Ordination 2 ist neben dem Behandlungsstuhl die Schweißnaht erhöht und nicht eben abgestoßen, beim Türstock ist der Belag auf einer Länge von etwa einem Zentimeter deutlich sichtbar eingerissen. In Ordination 3 sind hinter dem Behandlungsstuhl zwei Blasen und sechs Vertiefungen in regelmäßigen Abständen feststellbar. Bei der Naht des Teppichbodens im Vorzimmer sind im Nahtbereich rechts an der Wand die Bahnenkanten etwa vier Millimeter voneinander entfernt. Dadurch ist die Naht stark sichtbar. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können, sind folgende Kriterien heranzuziehen: Die Verarbeitungsrichtlinien der Hersteller, die Regeln des Fachs und die einschlägigen Normen. e Der Hersteller schreibt vor, dass die einschlägigen Richtlinien der Normen einzuhalten sind. Die gelieferten Produktionskanten dürfen im Zuge der Verlegearbeiten nicht aneinander gestoßen werden, sondern müssen beschnitten werden. Werden die Bahnen kantenbeschnitten, ist die Bahnenbreite kleiner als die Lieferbreite. e Die Regeln des Fachs sagen aus: Die Breite einer Verschweißung oder Verfugung muss gleichmäßig sein. Die Oberfläche der Verschweißung oder Verfugung darf weder über den Belag stehen noch darf sie Vertiefungen aufweisen. Eine Verfugung zwischen Bodenbelag und aufgehenden Einbauteilen oder Stehsockeln muss gleichmäßig breit sein. An Türstöcken ist der Belag anzuschneiden. Beim Verlegen darf der Belag nicht einreißen. Der Untergrund muss eben und glatt sein. Die Anforderungen dafür richten sich nach dem jeweils verlegten Belag. Vor der Verlegung ist der Untergrund so zu säubern, dass es bei der Verlegung zu keinen Fremdkörpereinschlüssen unter dem Belag kommt. Der Belag ist durch die Verklebung fest und dauerhaft mit dem Untergrund zu verbinden. e Die Önorm B 2236/Teil 1 Klebearbeiten sagt in 2.3.3 Prüfung des Untergrundes, 2.3.3.1 Prüfpflicht: Zu prüfen sind: (1) Verunreinigungen … (4) erforderliche Glätte und mechanische Beschädigung … (6) Ebenheit. 2.3.4.2.6 Die Ausgleichsmasse ist bei größeren Abweichungen von der Ebenheit im erforderlichen Ausmaß und mit der notwendigen Dicke aufzubringen. 2.3.4.3.5 Der verlegte Bodenbelag darf keine Blasen und/oder Spitznähte aufweisen. Beurteilung Die Unebenheiten und Vertiefungen im Untergrund stören das optische Erscheinungsbild beträchtlich. Der technische Gebrauchsnutzen ist gegeben. Die Fremdkörpereinschlüsse stören das optische Erscheinungsbild. Darüber hinaus wird der Belag an diesen Stellen durch die Benützung beschädigt. Wird der Belag an der Oberfläche beschädigt, ist der technische Gebrauchsnutzen nicht gegeben. Durch die Unebenheiten im Fugenbereich kommt es in diesem Bereich zu einer erhöhten Anschmutzung. Die dunklere Farbe und die ungleiche Breite der Fugen ergeben einen optischen Mangel. Der technische Gebrauchsnutzen ist gegeben. Es ist aber dabei zu beachten, dass in einer Arztordination erhöhte Anforderungen an die Hygiene gestellt werden. Die ungleiche Breite in der Achse des Stehsockels ergibt ebenfalls einen optischen Mangel. Dadurch kommt es zu einer verstärkten Anschmutzung. Dabei ist ebenfalls zu beachten, dass in einer Arztordination erhöhte Anforderungen an die Hygiene gestellt werden, die die Anschmutzung in Frage stellt. Die ungenaue Passung des Belages an die Türstöcke ist ein optischer Mangel, ebenso die Risse im Belag im Bereich der Türstöcke. Die Blasen im Belag führen durch die Benützung zu Schäden im Belag und zur Zerstörung. Sie stellen zusätzlich eine Stolpergefahr dar. Die nicht geschlossene Naht im Teppichboden ist ein optischer Mangel. Der Gebrauchsnutzen ist gegeben. Schadensursache Die Unebenheiten im Untergrund sind auf mangelnde Untergrundvorbereitung zurückzuführen. Vertiefungen im Untergrund müssen vor der Spachtelung ausnivelliert werden, so dass der Untergrund nach der Spachtelung eben ist. Die Fremdkörpereinschlüsse sind auf eine mangelnde Reinigung des Untergrundes vor dem Klebstoffauftrag zurückzuführen. Die ungleiche Breite bei den Fugen im Kantenbereich der Bahnen ist einerseits auf ein ungleiches Ausfugen der Bahnenkanten und ein ungleichmäßiges Abstoßen des Schmelzschweißdrahtes zurückzuführen. Entstanden sind sie durch das Nichtbeschneiden der Lieferkanten. Die nicht geschlossenen Fugen im Teppichboden, die nicht passenden Anschlüsse bei den Türen und die Risse im Belag sind durch Verlegefehler entstanden. Der Gummibelag muss entfernt werden. Die Kosten sind der Rechnung zu entnehmen. Zuzüglich ist eine Preiserhöhung von fünf Prozent zu berechnen. Für den Mangel am Teppichboden ist ein Preisnachlass von zehn Prozent gerechtfertigt.

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