Der interessante Schadensfall Blockabrisse in einem Eichenparkett: vermeintlich richtig gemacht

Aus Sicht des Verlegers waren die Fugen im Parkettboden auf ungeeignete Raumklimazustände zurückzuführen. Auf diese Position konnte sich der Handwerker jedoch nicht zurückziehen. Die Blockabrisse resultierten aus der Oberflächenbehandlung. Solche Fugen werden als Sammel- bzw. Blockabrissfugen bezeichnet. Sie sind vermeidbar, wenn sich die materialtypische Fugenbildung gleichmäßig verteilen kann. Seit den Anfängen der Wasserlacktechnologie wurden immer auch Grundierungen eingesetzt, die nicht auf Wasser basieren. Als alternative Basis sind Öle, Polyurethane und Alkohol bewährt und bekannt. Der Einsatz von wasserfreien Grundierungen resultierte meist aus der bleichen Optik von Eichenparkett bei direkter Behandlung mit wässrigen Produkten, welche von vielen Verbrauchern als atypisch und ungewohnt empfunden wurde. Sowohl die Handwerker als auch die Lackindustrie haben sich dieser Problematik angenommen. Die Bemühungen waren gerade in den Anfängen nicht immer erfolgreich, wodurch viele Betriebe länger noch an den lösemittelhaltigen Lacken mit ihrer Anfeuerungscharakteristik festgehalten haben. Letztlich hat aber die TRGS 610 die lösemittelhaltigen Grundierungen aus dem deutschen Markt genommen und eine angefeuerte Optik bei Eichenparkett ist auch mit lösemittelfreien Produkten in vielen Spielarten gängig. Sachverhalt: Rissbildungen mit Breiten von 0,4 mm bis zu 2,4 mm Im vorliegenden Fall war ein Parkett aus Mosaikparkettlamellen in einem großen Bauvorhaben mit Eigentumswohnungen als einheitlicher Standard beauftragt worden. Als Verlegemuster wurden ein Schiffsverband bzw. englischer Verband und die Holzart Eiche gewählt. Ausgeführt wurde die Verlegung auf einem beheizten Estrich. Für Verleger im Objektbereich ist diese Parkettarbeit tägliches Brot ohne fachliche Herausforderung. Der Vertreter der Verlegefirma war entsprechend abweisend, als er vom Bauträger zu einem Termin einbestellt wurde. Ein Wohnungskäufer hatte gegenüber dem Bauträger eine Mängelrüge damit begründet, dass der Parkettboden „großflächig zerrissen“ wäre. Vorsorglich war ein Sachverständiger zum Termin hinzugezogen worden. Der Sachverständige konnte eine Rissbildung im Abstand von 25 bis 40 cm in allen Zimmern und dem Flur erkennen und ermittelte mit Rissbreitenlehre und Fühlerlehre Rissbreiten von 0,4 bis 1,4 mm. Im Gang und Wohnzimmer stellte er einzelne Rissbreiten mit bis zu 2,4 mm fest. Zum Zeitpunkt des Ortstermins lag die Luftfeuchte unter 30° rel. LF, wobei die Temperatur bei 21 °C lag und die Fußbodenheizung ausgeschaltet war. Blockabrisse in einem Eichenparkett: Auf den Punkt gebracht In einer Eigentumswohnung reklamierte der Wohnungskäufer, dass der Eiche-Parkettboden (Mosaikparkettlamellen im Schiffsverband, ausgeführt auf beheiztem Estrich) „großflächig zerrissen“ wäre. Der Sachverständige stellte eine Rissbildung im Abstand von 25 bis 40 cm in allen Zimmern und dem Flur fest und ermittelte Rissbreiten von 0,4 bis 1,4 mm, teilweise sogar einzelne Rissbreiten mit bis zu 2,4 mm fest. Zum Zeitpunkt des Ortstermins lag die Luftfeuchte unter 30° rel. LF, wobei die Temperatur bei 21 °C lag und die Fußbodenheizung ausgeschaltet war. Und: Statt des allgemein eingesetzten einkomponentigen Wasserlacks ein zweikomponentiges Produkt eingesetzt. Aus Sicht des Verlegers waren die Fugen auf ungeeignete Raumklimazustände zurückzuführen und es wären ihm weder direkte Verlegefehler noch indirekte Fehler durch falsche Materialauswahl anzulasten. Schadensursache: Blockabrisse sind das Ergebnis einer Oberflächenbehandlung, die eine stärkere Verbindung der Parkettelemente ergibt, als es die Verklebung zum Estrich leistet. Die eingesetzte Ölgrundierung erzeugte wohl keine oder nur eine geringe Seitenverleimung. Sanierung: Überarbeitung der Fugen mit geeignetem elastischen Fugenfüller mit anschließender Einpflege. Der Verleger monierte diese Klimawerte umgehend und wies darauf hin, dass sein Parkett in jeglicher Hinsicht für den Einsatz auf Fußbodenheizung geeignet wäre. Die Eignung würde aber voraussetzen, dass die in der übergebenen Pflegeanweisung angegebenen Raumluftzustände beachtet werden. Für die relative Luftfeuchte wären ca. 50 % einzuhalten. Außerdem wies er auf den Sonderwunsch des Wohnungskäufers hin, eine Lackierung mit hohem Verschleißwiderstand und schöner Optik einzusetzen. Daher war statt des allgemein eingesetzten einkomponentigen Wasserlacks ein zweikomponentiges Produkt gewählt worden. Die Grundierung auf Ölbasis sollte eine gute Anfeuerung erbringen und die Seitenverleimung verhindern. Neben der Grundierung wären alle Systemkomponenten – wie Klebstoff, Parkett und Lack – gem. Herstellerauslobung zum Einsatz auf Fußbodenheizung geeignet. Aus Sicht des Verlegers waren also die Fugen auf ungeeignete Raumklimazustände zurückzuführen und es wären ihm weder direkte Verlegefehler noch indirekte Fehler durch falsche Materialauswahl anzulasten. Schadensursache für die Blockabrisse im Eichenparkett Der Sachverständige konnte den Beteiligten erläutern, dass Blockabrisse nicht mit der materialtypischen Fugenbildung zu verwechseln wären: Bei gleichmäßiger Fugenbildung wegen feuchtebedingten Schwindvorgängen handelt es sich um physikalisch vorgegebene Vorgänge, die für sich genommen keine berechtigte Reklamation begründen. Bei Blockabrissen handelt es sich dagegen um das Ergebnis einer Oberflächenbehandlung, die eine stärkere Verbindung der Parkettelemente ergibt, als es die Verklebung zum Estrich leistet. Bei den Haltekräften der Oberflächenbehandlung kommt es dabei nicht nur auf die Seitenverleimung durch Versiegelungsmittel an, die in die Fugen zwischen den Parkettelementen laufen, sondern auch um die Festigkeit des Lackfilms auf der Elementoberfläche. Gerade strapazierfähig eingestellte zweikomponentige Lacksysteme zeigen diese Eigenschaft. Diese Effekte sind also nicht nur durch den Einsatz einer Grundierung auszuschließen, die ihrerseits keine oder nur geringe Seitenverleimung erzeugt, wie z.B. die gegenständliche Ölgrundierung. Die ausgelobten Herstellerangaben führen daher nicht in allen Fällen zu der Sicherheit, die der Verleger zu haben meint. Sanierung: Überarbeiten der Fugen mit elastischem Fugenfüller und anschließender Einpflege Die Erläuterungen des Sachverständigen konnten den Wohnungseigentümer dahingehend beruhigen, dass sich sein neuer Parkettboden nicht umfänglich zersetzen und auflösen würde. Daher stimmte er einer Überarbeitung der Fugen mit geeignetem elastischen Fugenfüller zu und einer anschließenden Einpflege. Der Verleger stimmte dem Vorschlag ohne Anerkenntnis einer Rechtspflicht zu, um sich den Bauträger gewogen zu halten. Der Hinweis des Sachverständigen auf die rechtlich zweifelhafte Position – der Wohnungsnutzer wäre durch Forderungen aus der Pflegeanleitung zur Herstellung eines gewissen Raumklimas verpflichtet – stieß dagegen auf taube Ohren beim Verleger. Das mantraartige Verweisen auf ungeeignetes Raumklima bei Fußbodenheizungen wird den Sachverständigen auch in Zukunft nicht erspart bleiben. Nach Abwägung der Gegebenheiten im Einzelfall wird diese Verteidigungslinie aber nur in besonderen Fällen halten. Ein Freifahrtschein aus der Haftungsverantwortung ist die Pflegeanweisung sicher nicht. Autor: Dieter Humm Blockabrisse: Ursachen und Vermeidung Blockabrisse entstehen aus dem Ungleichgewicht von Arretierung mittels weichem Klebstoff und Oberflächenbehandlung mit stark vernetzender Beschichtung. Die Grundierung ist nur ein Teil der Risikofaktoren. Fachgerechtes Kitten und geeignete Grundierungen können die Seitenverleimung reduzieren.