Bei einer Nachfolgereglung in der Handwerksbranche sind Unternehmensverkäufe eher die Ausnahme. Kommt es jedoch zu einem für beide Seiten akzeptablen Abschluss, gibt es am Ende nur Sieger.
Unternehmensverkäufe sind in der Handwerksbranche eher die Ausnahme, wie ein gelungenes Beispiel aus dem Ländle zeigt (siehe Beitrag "Burtscher Böden: Mit Nachfolger in die Zukunft" in bwd 5-24, ab Seite 102). Meist werden die oft seit Jahrzehnten bestehenden Familienbetriebe eben in derselben weitergegeben.
Weil es aber immer weniger Nachfolgewillige innerhalb des Familienverbandes gibt, sind andere Lösungsmöglichkeiten gefragt. Das kann zum Beispiel das nähere Umfeld sein, bei dem vor allem ähnliche Betriebe oder auch Partner am Bau infrage kommen. Auch die eigene Hausbank kann eine Vermittlungsplattform sein.
Wer es aber gleich professionell angehen möchte, der sollte sich an seine lokale Wirtschaftskammer wenden, die gemeinsam mit der Nachfolgebörse der Wirtschaftskammer Österreich einen guten und kompetenten Partner für dieses wichtige Thema darstellt – und dazu kostenfrei arbeitet.
Nachfolgeregelung: Den Faktor Zeit bedenken
Wichtig ist, bei allen Kanälen, die man nutzt, den Faktor Zeit nicht zu übersehen. Mindestens drei – Experten raten eher zu fünf – Jahren Vorlaufzeit sollten unbedingt eingeplant werden, wenn es zu einer erfolgreichen und möglichst reibungslosen (Generationen-) Übergabe kommen soll.
Scheitern können die Verhandlungen oft am Preis, von dem der Übergeber – meist aus emotionalen Gründen – eine zu hohe Vorstellung hat, geht es doch oft um ein gesamtes Lebenswerk. Aber auch andere Kleinigkeiten können zu einem plötzlichen Abbruch der Verhandlungen führen. Es empfiehlt sich daher, unbedingt einen externen Berater hinzuzuziehen, der als Moderator zwischen den beiden Verhandlungsparteien möglichst unparteiisch agieren sollte. Auch diesen kann man sich von der Wirtschaftskammer vermitteln lassen.
Wenn man so durch den doch langwierigen und mit vielen Tücken behafteten Verhandlungsprozess zu einem für beide Seiten akzeptablen Abschluss kommt, gibt es am Ende nur Sieger: den Übergeber ebenso wie den Übernehmer, aber auch die gesicherten Arbeitsplätze der fleißigen Mitarbeiter, die weiterhin mit ihren Leistungen zum Erfolg des Unternehmens beitragen können.
Junge Wirtschaft Oberösterreich: Erfolgreiche Betriebsnachfolge leicht gemacht
Aktuell benötigen allein in Oberösterreich 6.900 Unternehmen eine Nachfolge. Rund 60.000 Beschäftigte sind davon betroffen. Es gibt bei der Übernahme kein Patentrezept, keine fertige Lösung von der Stange. Für beide Seiten – Übernehmer und Übergeber – ist die rechtzeitige Planung wichtig, eine gute Vorbereitung das A und O. Ebenfalls von Bedeutung ist es, als Chef mit offenen Karten zu spielen und auch loslassen zu können. Denn nur so hat der Übernehmer die Chance, das Unternehmen optimal weiterzuführen.
Übernahmen erfordern Mut, bringen jedoch viele positive Aspekte mit sich. Für junge Menschen, die sich selbstständig machen wollen, ist die Übernahme eines bestehenden Unternehmens eine interessante Alternative zur Gründung. Denn bei der Übernahme kann man auf bestehende Strukturen, Kundenbeziehungen und wertvolle Mitarbeiter aufbauen. Weiters hat der Übernehmer das Potenzial, das Unternehmen durch seine Innovationen noch erfolgreicher zu machen. Best-Practice-Beispiele bietet das Buch „Geglückte Unternehmensnachfolge – Die 7 goldenen Regeln der Übergabe“, das die Junge Wirtschaft ins Leben gerufen hat. Unter www.jungewirtschaft.at gibt es das Buch kostenlos zum Download, wenn man im Suchfeld „Erfolgreiche Betriebsnachfolge leicht gemacht“ eingibt. Auf der Website finden Interessierte auch kompakte Info-Booklets mit Tipps und Informationen vom Übergabezeitpunkt bis zum erfolgreichen Umsetzungszeitpunkt.
Aber auch die Wirtschaftskammer Österreich bietet reichlich Unterstützung. Die Nachfolgebörse des Gründerservice der Wirtschaftskammern Österreichs (www.nachfolgeboerse.at) ist Österreichs größter Unternehmensmarkt und kann von Übergebern und Übernehmern kostenfrei genutzt werden.