Der interessante Schadensfall: Ungeeigneter Zementestrich in einem Einfamilienhaus Tragfähigkeit am Limit

Risse von zwei Millimeter Dicke auf dem unebenen Estrich: Beim Vor-Ort-Termin fand der Gutachter ein verheerendes Schadensbild vor. Kein Wunder: Denn wie sich zeigen sollte, war die Tragfähigkeit der alten Deckenkonstruktion ausgereizt.Tragfähigkeit am Limit SerieFußbodenschäden im Bild, Teil 9 Im Zuge der Sanierung eines Einfamilienhauses aus den 30er Jahren sollte im unterkellerten Erdgeschoss ein zementärer Verbundestrich eingebracht werden. Tatsächlich baute man allerdings auf der bestehenden Deckenkonstruktion – einem Stahlträger mit Betonziegeln – einen 70 mm dicken Beton (B 35) ein. Schadensbild Vor Ort fand der Gutachter netzartige, gerichtete Rissbildungen auf dem Estrich vor. Die Rissbreiten betrugen dabei bis zu 2 mm. Zudem war die Oberfläche des Estrichs uneben. Im Wandbildner zeigten sich Risse an den Auflagern der alten Deckenkonstruktion. Schadensursache Der Sachverständige kam zu dem Schluss, dass die Schwindrisse durch Trocknung, Zugluft und Sonneneinstrahlung entstanden waren. Zu dem vorherrschenden Schadensbild hatte die Tatsache beigetragen, dass keine Nachbehandlung des Betons stattgefunden hatte. Weiterhin hatten Trocknungsspannungen der Spachtelmasse ihr Übriges getan. Diese waren die Folge von zu frühem Aufbringen der Masse auf dem noch nicht ausreichend erhärteten Beton. Schließlich war die vorhandene Deckenkonstruktion gänzlich überlastet, so dass sich sogar die Decke durchbog – so ließen sich auch die Rissbildungen oberhalb der Stahlträger erklären. Maßnahmen Nach statischer Berechnung schöpfte der aufgebrachte Estrich die Tragfähigkeit der alten Deckenkonstruktion bereits vollständig aus. Für den Sachverständigen war deshalb klar, dass die aufnehmbare Verkehrslast der alten, tragenden Decke bereits erreicht und die Nutzung dadurch erheblich eingeschränkt war. Der Estrich musste als überdimensioniert und damit ungeeignet beurteilt werden. Es blieb nur noch eins zu tun: den Estrich rückbauen. Wichtig war in diesem Fall, möglichst ohne starke Vibrationen vorzugehen, um beim Rückbau die Bausubstanz nicht zusätzlich zu schädigen. Abschließend riet der Gutachter dazu, auf der freigelegten alten Deckenkonstruktion beispielsweise einen Trockenestrich oder einen Unterboden aus Holzspanplatten auf einer ungebundenen Ausgleichschüttung einzubauen. -