Große Branchenumfrage Wie arbeiten bodenlegende Handwerker? Wie beurteilen sie den Großhandel und die Industrie? - Topquote für die CM-Messung"> Große Branchenumfrage Wie arbeiten bodenlegende Handwerker? Wie beurteilen sie den Großhandel und die Industrie? Topquote für die CM-Messung

Über 250 bodenlegende Handwerker nahmen an der Umfrage des Instituts für Fußboden- und Raumausstattung teil. Die teils überraschenden Ergebnisse stellte Institutsleiter Richard A. Kille auf der TKB-Tagung vor. Topquote für die CM-Messung Von November 2012 bis Februar 2013 führte das Institut für Fußboden- und Raumausstattung eine Umfrage bei bodenlegenden Handwerksbetrieben durch. Der Berufssachverständige Richard A. Kille, der die Untersuchung leitete, berichtete auf der vergangenen TKB-Tagung von den Ergebnissen. Für die Umfrage ließen Kille undseine Mitarbeiter Fragebögen mit 29 Ankreuzfragen über die Fachzeitschriften „RZ Raum & Ausstattung“ und bwd verschicken. Parallel wurde der Fragebogen vom Zentralverband Raum und Ausstattung (ZVR) und vom Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) verteilt. Von den 251 Teilnehmern bezeichnen sich gut 40 % als Parkettleger, rund 27 % als Bodenleger und 33 % als Raumausstatter. Wie informieren sich bodenlegende Handwerker über neue Produkte? Das war eine der Fragen, die das Institut interessierte. Rund 25 % der Handwerker gaben den Außendienst als Informationsquelle an, 24 % nannten Fachzeitschriften, 20 % Messen, 18 % Schulungen, 10 % das Internet und 3 % andere Quellen (siehe Grafik links unten). Die hohe Mehrfachnennung bei dieser Frage (Faktor 3,5) zeigt, dass die Informationsbeschaffung breit gefächert ist. Der Außendienst hat dabei eine prädestinierte Stellung. Die nur geringfügig weniger genutzten Quellen „Fachzeitschrift“ und „Messe“ verdeutlichen aber auch, dass die Befragten eine „unabhängige“ Produktvorstellung schätzen. Über neue Anwendungstechniken informieren sich 27 % über Schulungen, 26 % über den Außendienst, 20 % über Fachzeitschriften, 15 % auf Messen, 8 % im Internet und 4 % auf anderen Wegen. Erfreulich ist der hohe Stellenwert der Schulungen, der zeigt, dass die Handwerker sich praxisnah über Neuheiten informieren. Die häufige Nennung des Außendienstes steht im Widerspruch zu Einzelmeinungen, die unter der Rubrik „Was ich schon immer mal loswerden wollte“ abgegeben wurden. „Außendienstlern fehlt oft die Fachkompetenz, sie verfügen häufig nicht über praktische Erfahrung“, war die Kritik eines Handwerkers. Ja, wo kaufen sie denn? Beim Einkaufsverhalten dominiert der Großhandel. Verlegewerkstoffe werden zu 51 % im Großhandel, zu 42 % direkt beim Hersteller und zu 7 % über Kooperationen eingekauft. Gut ein Drittel der Befragten kauft beim Großhandel und beim Hersteller ein. Die Dominanz des Großhandels war zu erwarten. Die hohe Anzahl von Direktkäufen erstaunt und zeigt, dass viele Objekteure an der Umfrage teilgenommen haben oder dass die Vertriebspolitik der Industrie doch nicht so konsequent ist, wie immer beteuert wird. Bei anwendungstechnischen Fragen und Reklamationen wenden sich 66 % direkt an den Hersteller - oft auch, wenn Sie (nur) beim Großhandel einkaufen. 28 % suchen beim Großhandel Rat und 6 % bei ihrer Einkaufskooperation. Hier wird der Industrie mehr Kompetenz zugetraut als dem Großhandel. Bezeichnend ist, dass sich in kritischen Situationen auch Befragte, die überwiegend im Großhandel einkaufen, eher an die Industrie als an ihren Vertragspartner wenden. Eine Baustellenberatung wird im Regelfall dort angefordert, wo man seine Ware einkauft, oft aber eben auch direkt bei der Industrie: Immerhin nutzen 38 % diesen Service „gelegentlich“, 30 % regelmäßig, 23 % „selten“ und 9 % „nie“. Die Möglichkeit, sich eine Aufbauempfehlung oder eine andere Baustellenberatung von Verlegewerkstoff- oder Bodenbelaganbietern zu holen, nutzen verhältnismäßig wenige Befragte regelmäßig. Es ist anzunehmen, dass sich die Befragten an der eigenen Fachkenntnis und/oder professionellen Planungshilfen orientieren. Die Befragten, die eine Baustellenberatung in Anspruch nehmen, sind zu 68 % damit zufrieden, 28 % sind nur „gelegentlich“, 3 % sogar nur „selten“ und 1 % überhaupt nicht zufrieden. Auch hier zweifeln einzelne Befragte die Fachkompetenz des Außendienstes an. „Die fachliche Qualifikation der Anwendungstechniker wird immer schlechter“, war beispielsweise die Meinung eines Befragten. Mehr Wert als auf die Baustellenberatung wird auf die Reklamationsbearbeitung gelegt. Hier fühlen sich nur 65 % gut unterstützt, 27 % erhalten „gelegentlich“, 6 % „selten“ und 2 % „nie“ die Unterstützung, die sie sich erhoffen. Neue Rezepturen ignorieren die meisten Trotz der relativ hohen Zufriedenheitswerte bemängeln einzelne Befragte, mit Problemen auf der Baustelle alleingelassen zu werden und (bisher) wenig Kulanz erfahren zu haben. „Leider sind die exakten Vorgaben der Hersteller nicht immer einhaltbar. Hier würde man sich mehr Kompromissbereitschaft der Hersteller wünschen, um bei dem einen oder anderen Problem mehr Sicherheit zu bekommen“, beklagt ein Handwerker. Auch der Umgang mit Verlegewerkstoffen wurde in der Umfrage thematisiert. Bei neuen, ihnen unbekannten Verlegewerkstoffen geben 89 % der Befragten an, die Verarbeitungshinweise zu lesen. Nur 9 % tun dies „gelegentlich“, 2 % „selten“ und kaum einer „nie“. Anders sieht es bei alten, also vermeintlich bekannten, Verlegewerkstoffen aus: Hier werfen nur 18 % immer einen Blick auf die Verarbeitungshinweise, immerhin 47 % tun dies „gelegentlich“, aber 27 % halten es nur „selten“ für erforderlich und 8 % schauen sogar „nie“ nach, ob sich bei der Anwendungstechnik Veränderungen ergeben haben. Es besteht also eine gewisse Arglosigkeit bei der Verarbeitung bekannter Verlegewerkstoffe: Hinweise zur veränderten Anwendungstechnik werden meist gar nicht oder nur zufällig wahrgenommen. Für mögliche Rezepturveränderungen alter, also bekannter, Verlegewerkstoffe interessieren sich die wenigsten Bodenleger. Nur 24 % informieren sich darüber regelmäßig und ebenso viele „gelegentlich“. 33 % fragen jedoch „selten“ und 19 % niemals nachRezepturveränderungen (siehe Grafik S. 12, rechts oben). Obwohl hier allein durch immer neue Vorgaben - ausgelöst unter anderem durch REACH, DIBt, EMICODE - permanente Veränderungen an der Zusammensetzung von Verlegewerkstoffen stattfinden, schenken die Befragten möglichen Rezepturveränderungen kaum Beachtung. In den Einzelmeinungen fordern einige der Befragten eine bessere Informationspolitik: „Es wird leider viel zu viel an den Rezepturen verändert. Das fängt beim Estrich mit billigem Zement an und hört leider beim Kleber, der mit gleichem Namen und geänderter Rezeptur angeboten wird, nicht auf“, findet ein Handwerker. Ein anderer meint: „Rezepturveränderungen müssten sofort (verpflichtend) vom Hersteller bekanntgegeben werden.“ Verarbeitungshinweise werden von den Befragten größtenteils beachtet: Fast 70 % halten sich exakt daran, 28 % zumindest „gelegentlich“ und nur 2 % „selten“ oder „nie“. In der Praxis benötigen 63 % für jeden Belag einen Extraklebstoff, 22 % setzen Spezialkleber „gelegentlich“ ein und 6 % eher selten. Nur 9 % können auf Spezialprodukte verzichten. In der Theorie würden jedoch 37 % einen Universalkleber bevorzugen. 18 % würden immerhin „gelegentlich“ auf ein solches Produkt setzen und 13 % „selten“. 32 % der Befragten stehen Universalklebern skeptisch gegenüber. Die Frage nach Universalklebstoffen lässt sich auch mit dieser Umfrage nicht eindeutig klären. In den Einzelmeinungen äußern einige der Befragten den Wunsch, ein universelles Produkt einsetzen zu können. Sie schildern aber auch, dass dies oft am Preis und gelegentlich an der Qualität - im Vergleich zum Spezialprodukt - scheitert. Mit den zur Verfügung stehenden Verlegewerkstoffen sind 35 % voll und ganz und 63 % überwiegend zufrieden. Nur 2 % sind nicht zufrieden. 9 % der Befragten glaubt, dass die Verlegewerkstoffe früher zuverlässiger waren und über die Hälfte (53 %) sind der Meinung, dass dies zumindest teilweise zutrifft. Aller- dings halten 38 % moderne Produkte für leistungsfähiger und zuverlässiger. Deutlich besser fällt das Votum für die Anwendungstechnik aus: 59 % finden, dass sich die Verarbeitung „verbessert“ hat, 33 % halten sie für „gleich geblieben“ und nur 8 % glauben an eine „Verschlechterung“ (siehe Grafik links oben). Über 90 Prozent nutzenCM-Gerät Bei der Frage nach Schnellbauprodukten geben 51 % an, diese „gelegentlich“ zu nutzen, 21 % „selten“ und 9 % „nie“. Immerhin 19 % setzen grundsätzlich auf schnelle Verlegewerkstoffe. Schnellbauprodukte haben nach Auswertung der Umfrage nicht den Stellenwert, den das Marketing der Industrie suggeriert. In der Praxis stehen die Vorteile solcher Systeme oft im Schatten des höheren Preises. Beeindruckende 79 % der Befragten gaben an, „immer“ eine Feuchtemessung am Estrich vorzunehmen. 12 % tun dies „gelegentlich“, 6 % „selten“ und nur 3 % „nie“. Dazu benutzen 91 % ein CM-Gerät (siehe Grafik links oben). Häufig mit dem handschriftlichen Zusatz „nur zur Vorprüfung“ verwenden 61 % (zusätz- lich) ein elektronisches Messgerät, 39 % setzen solche Geräte gar nicht ein. Ohne Wertung wurden als verwendete Marken oder Hersteller für elektronische Messgeräte Gann (56 %), Denzel (23 %), Trotec (11 %), und Aucon (10 %) genannt. Der Großteil der Befragten misst also die Feuchtigkeit von Estrichen, bevor mit den Untergrundvorbereitungs- und Verlegemaßnahmen begonnen wird. Das zeigt, dass diese Messmethode nach wie vor akzeptiert wird. In Einzelmeinungen wird selten die CM-Messung an sich kritisiert, aber häufiger die uneinheitliche Probenname bei der Verlegung von Parkett oder Bodenbelägen. Erfreuliche 75 % der Befragten protokollieren das Ergebnis einer Feuchtemessung, 14 % tun dies „gelegentlich“, 6 % „selten“ und 5 % „nie“. Nur 50 % geben dieses Protokoll dann aber auch an ihren Auftraggeber weiter. 26 % machen dies nur „gelegentlich“ und 11 % „selten“. 13 % geben das Protokoll nicht weiter. Erstaunlich ist, dass nicht jeder, der eine CM-Messung ausführt und protokolliert, das Protokoll auch an seinen Auftraggeber weitergibt. Dieser Missstand ist eigentlich nicht zu erklären. Hier wäre sicher auch der in Vergessenheit geratene „Fußboden-Pass“ ein einfaches, aber professionelles, Hilfsmittel, die Arbeit zu dokumentieren. Bei der Produktauswahl von Verlegewerkstoffen achten fast 52 % auf den EMICODE, 21 % tun dies „gelegentlich“ und 12 % eher selten. 15 % beachten den EMICODE nicht. Blauer Engel so lala Weniger gut schneidet hier der „Blaue Engel“ ab: 27 % achten bei der Verlegewerkstoffwahl auf das Umweltsiegel, immerhin38 % tun dies „gelegentlich“, nur 17 % „selten“ und 18 % schenken dem Siegel gar keine Beachtung. Durchwachsen sieht es bei der Beachtung des „Ü-Zeichens“ aus: Zwar schauen 35 % immer nach der bauaufsichtlichen Zulassung des eingesetzten Produktes und 26 % tun dies immerhin „gelegentlich“. Während 17 % das Ü-Zeichen nur „selten“ beachten, interessiert es 22 % überhaupt nicht. Die hohe Akzeptanz des EMICODEs zeichnet die Arbeit der Verlegewerkstoff-Industrie und der GEV aus. Die geringere Bedeutung des „Blauen Engel“ spiegelt die allgemeine Erfahrung mit Umweltsiegeln wider, die beider Kaufentscheidung - beim Endkunden ebenso wie beim Verleger - (noch) nicht die Relevanz haben, wie von den Initiatoren gern angegeben. Noch mehr Aufklärungsarbeit erfordert die Bedeutung des Ü- Zeichens als Dokument der bauaufsichtlichen Zulassung. Die Fragen nach der Bekanntheit der einschlägigen Normen der bodenlegenden Gewerke zeigt, dass vor allem Parkettleger hier einen breiten Kenntnisstand haben - auch wenn dies statistisch nicht gesondert erfasst wurde. Mit 92 % kennen die meisten Befragten die VOB, gefolgt von der DIN 18365 Bodenbelagarbeiten (84 %), der DIN 18356 Parkettarbeiten (75 %) und der DIN 18353 Estricharbeiten (58 %). Mit der VOB besitzen gut 92 % der Befragten das wichtigste Regelwerk in einer aktuellen Fassung. Eine Ausgabe der DIN 18365 Bodenbelagarbeiten haben 56 % der Befragten im Regal, daneben steht bei fast 50 % eine Ausgabe der DIN 18356 Parkettarbeiten und bei weiteren 34 % ein aktuelle Fassung der DIN 18353 Estricharbeiten. Auch die aktuellen Kommentare sind gefragt: Rund 52 % besitzen einen Kommentar zur VOB, immerhin 48 % einen zur DIN 18365 Bodenbelagarbeiten und 45 % zur DIN 18356 Parkettarbeiten sowie 22 % zur DIN 18353 Estricharbeiten. Damit sind die, die sich an der Umfrage beteiligt haben, ausgesprochen gut gerüstet. Nix verstehen? Die Auswertung der Umfrageergebnisse deckt sich mit der allgemeinen Brancheneinschätzung, dass zwischen Industrie und Handwerk vor allem ein Kommunikationsproblem besteht. Dabei kann nicht grundsätzlich von einer Bringschuld der Industrie gesprochen werden, sondern auch die bodenlegenden Gewerke sind in der Pflicht, sich relevante Informationen zu besorgen. Im freien Wettbewerb wird es allerdings so sein, dass sich nur die Anbieter behaupten werden, die es verstehen, das Handwerk für sich zu gewinnen, also eben auch mehr Leistung, Unterstützung und Kommunikation zu bieten als ihr Wettbewerb. Ganz allgemein muss die Qualifizierung auf Seiten der Industrie genauso verbessert werden wie auf Seiten der Verleger.