Domotex Forum Handwerk Vortragsveranstaltung legt zu, Räuchereiche bleibt stabil Schweizer können nicht nur Schoki

Dass die Nachbarn im Land von Wilhelm Tell und Rütlischwur nicht nur in Zusammenhang mit Süßigkeiten kompetent sind, hat Forum-Handwerk-Neuzugang Bernhard Lysser gezeigt. Sein Thema „Verfärbung bei Holzfußböden“ fand ein ebenso großes Interesse wie die Beiträge der beiden deutschen Sachverständigen Karsten Krause (Belag) und Oliver Erning (Estrich).

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    Viel Beifall, viel Publikumszuspruch, kaum freie Plätze: Bernhard Lysser, Karsten Krause, Norbert Strehle und Oliver Erning (v.l.) fiel das Lachen leicht.
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    Gelungener Einstand: Parkettexperte Bernhard Lysser aus der Schweiz setzte auf den Dialog mit seinen Zuhörern.
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    Schon am Morgen des ersten Messetags wurden die Plätze vor der Bühne knapp.
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    bwd -Chefredakteur Stefan Heinze freute sich über den Besuch von Deutsche-Messe-Direktorin Susanne Klaproth.

Schweizer können nicht nur Schoki

„Rund 650 Zuhörer habe ich gezählt“, bilanzierte am Ende ein zufriedener Moderator Norbert Strehle. Tatsächlich dürften diesmal so viele Messebesucher wie nie zuvor die Chance genutzt haben, sich über aktuelle Probleme aus dem Baustellenalltag zu informieren. Dass die Fachzeitschrift boden wand decke und die mitveranstaltende Deutsche Messe AG mit ihren Themen ins Schwarze getroffen hatten, ließ sich nicht nur am zahlenmäßigen Zuspruch des Publikums ablesen. So durften Beobachter bei den Krawattenträgern, die sich immer wieder unter die Handwerker vor der Bühne mischen, ein kollektives Zucken registrieren, als Karsten Krause mit den so genannten „Ausführungsempfehlungen“ mancher Hersteller hart ins Gericht ging. So deute schon der Begriff „Empfehlungen“ an, dass sich der Handwerker im Ernstfall in einem juristischen Sinne schwerlich darauf berufen könne. Aber auch mit Auftraggebern und Architekten hatte der Fachgruppenleiter Bodenbelag des ZVPF sein Hühnchen zu rupfen: Bei einem Rübenacker, dessen Fläche zu 90 Prozent Verwerfungen aufweist, dem Bodenleger die Reparatur mit der Formulierung aufbürden zu wollen, „das Beseitigen geringer Unebenheiten“ gehöre zu seinen Pflichten, sei schon ein starkes Stück. Ob da wohl manch einer im Auditorium die eigene Vorgehensweise oder gar die Formulierung aus der PR-Abteilung wiedererkannt hat? Ein Gentleman genießt schweigend.

„Billig rein - teuer raus?“, so hatte Krause im Titel gefragt. Und vor Risiken und Nebenwirkungen bei der Belagverlegung gewarnt. Der erfahrene Handwerksunternehmer ist für seine Nähe zur Praxis bekannt und wird dafür geschätzt. So sei auch ein Produktdatenblatt nicht für die Ewigkeit geschrieben, sagte er. Vielmehr behalte es Gültigkeit bis zur Veröffentlichung des nachfolgenden - was in Zeiten von Online schon morgen der Fall sein könne. Und: „Will man in Sachen Untergrundvorbereitung auf Nummer Sicher gehen, muss alles Alte weg. Aber wie sag ich’s meinem Auftraggeber?“

Verunsicherung pur

Der Auftraggeber für die Untersuchungen von CEM-II-Zementen am Institut für Baustoffprüfung und Fußbodenforschung (IBF) in Troisdorf war der BEB selbst. Geprüft hat die gar nicht so neuen Zemente Institutsleiter Oliver Erning, der auch auf dem Forum Handwerk einiges dazu zu sagen hatte. So sei zunächst abgesehen von der ökologischen Komponente der Kohlendioxideinsparung für die Entscheidung, von CEM I auf CEM II zu wechseln, sehr wohl auch ein wirtschaftlicher Aspekt relevant gewesen: „Was ich an CO2 einspare, ist doch im internationalen Emissionshandel bares Geld wert“, erklärte der Physiker. Mit den Konsequenzen zurechtkommen muss natürlich der Handwerker auf der Baustelle. Erning erneuerte ferner seine Kritik an der TKB, die aus dem Wechsel geschlossen hatte, dass nun für die CM-Messung „keine abgesicherten Grenzwerte“ mehr existierten. Das hatte der IBFler nicht nur im Labor widerlegt. Er nannte die Empfehlung eines Klebstoffherstellers, Grenzwerte seien zu erfragen oder ansonsten sei die Estrichfläche mit Epoxy abzusperren, „Verunsicherung pur“. Nichts getan hat sich laut Erning bei der Korrelation zwischen CM- und Trockenschrankmethode: Diese sei schon immer - nur - im Bereich der Belegreife 1,5 gewesen. Und: „Daran hat sich überhaupt nichts geändert.“

Prinzipiell empfahl der Estrichexperte alle getesteten Zemente mit Ausnahme des Typs CEM II B-M (S, LL). Verformungs- sowie Trocknungsverhalten seien hier abweichend. Erning appellierte an die Estrichleger, mehr Verantwortung in Bezug auf die verwendeten Ausgangsstoffe an den Tag zu legen. Redlichkeit war auch im Vortrag von Bernhard „Beni“ Lysser aus der Schweiz ein zentrales Thema. Der langjährige technische Leiter der Interessengemeinschaft der Schweizerischen Parkettindustrie (ISP) rief dazu auf, den Parkettlegerkunden über die zu erwartenden Farbveränderungen bei Fußbödenhölzern zu informieren.

Aber auch darüber, warum zum Beispiel beim Trendholz Räuchereiche diese wesentlich geringer ausfallen: „Da ist eben eine Menge Chemie drin“, analysierte Lysser lapidar. Klar sei, dass die bei anderen Thermohölzern sowie naturbelassenen Arten vielfach zu beobachtende Farbänderung von UV-Licht ausgelöst wird. „Dies zersetzt nach und nach die aktiven Acrylharzpartikel. Danach ändert sich die Optik“, erläuterte der Forum-Handwerk-Neuzugang - und verteilte für richtig beantwortete Fragen schon mal Süßes ans Publikum.Reinhold Kober

reinhold.kober@holzmannverlag.de

Norbert Strehle im Gespräch