Der interessante Schadensfall aus Österreich Mängel an einem neu verlegten PVC-Belag Schlampige Arbeit

In einem Büro wurde ein zwei Millimeter PVC-Bodenbelag in Platten verlegt. Der Auftraggeber rügte eine nicht ordnungsgemäße Verlegung.Schlampige Arbeit Der mit der Klärung des Falles beauftrage Sachverständige stellte bei der Befundaufnahme zunächst folgenden Fußbodenaufbau fest: e Deckenkonstruktion, e Dämmschicht, e Trennschicht, e Randdämmstreifen, e Zementestrich, e Vorstrich, e zementgebundene Spachtelmasse, e leitfähiger Dispersionsklebstoff, e PVC-Homogenbelag in Platten 61 mal 61 Zentimeter, verschweißt. Der Bodenbelag wies in jedem Raum folgende Mängel auf: Fehlende und schlecht haftende Schweißschnüre: Teilweise fehlen Stücke der Schweißschnur aus der gefrästen Fuge bzw. ist die Schweißschnur nicht mit den Belagkanten fest verbunden, so dass sie sich von Hand aus der gefrästen Fuge herausziehen lässt. Schweißnaht neben der Fuge: Die Schweißnaht befindet sich nicht auf dem Kantenzusammenstoß der Platten, sondern einige Millimeter daneben. Ungleich breite Schweißfugen: Die Schweißfugen sind teilweise schmäler, teilweise breiter ausgeführt. Klebstoff in der gefrästen Fuge: In einem Büro kann unter dem Schreibtisch der Schweißdraht aus der Schweißnaht von Hand herausgezogen werden. An den Flanken der Fräsfuge haftet Klebstoff. Im Büro 2. Stock rechts vom Stiegenhaus stellt der Sachverständige erhebliche Fremdkörpereinschlüsse unter dem Belag fest. Bei der Befundaufnahme hat der Gutachter zwei Platten mit Blasenbildung entnommen, die auf der Unterseite folgendes Erscheinungsbild zeigen: Zirka 90 Prozent der oberen Estrichrandzone haftet an der PVC-Platte inklusive Spachtelmasse und Klebstoff. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können sind die Angaben der Hersteller, die Regeln der Technik und die einschlägigen Normen heranzuziehen. Die Regeln des Faches besagen: Der Untergrund muss vor der Verklebung so gereinigt werden, dass es bei der Verklebung zu keinen Fremdkörpereinschlüssen kommt. Schweißnähte müssen gleichmäßig breit, die beiden Belagskanten verbindend, mit dem Belag eben und mit den angefrästen Kanten der Platten fest verbunden sein. Die Schweißschnur wird soweit erwärmt, dass es durch den Anpressdruck bei der Verschweißung zu einem Verteigen der Schweißschnur mit dem Plattenmaterial kommt. Die überstehende Schweißschnur ist dann in zwei Arbeitsgängen abzustoßen. Die Önorm B2236 sagt in Punkt 4.1. Prüfpflicht: Der Auftragnehmer hat zu beurteilen, ob der Untergrund für das Kleben des vorgesehenen Belages geeignet ist. Insbesondere hat er zu achten auf Punkt 3.2.3.: Ein starrer Untergrund darf weder Risse aufweisen noch absanden. Die Festigkeit des Untergrundes muss den einschlägigen Normen entsprechen. Beurteilung Die Schweißnähte, die neben den Plattenfugen verlaufen, sind ein wesentlicher und unbehebbarer Mangel. Die Ursache ist ungenaues Fräsen und Schweißen. Die Schweißnähte, die nicht ausreichend in der Fuge haften, sind ein wesentlicher, behebbarer Mangel. Ursache ist eine nicht ausreichende Erwärmung von Schweißschnur und Belagkanten, wodurch es zu keiner Verteigung kam. Die Klebstoffverschmutzung in der Fräsfuge liegt daran, dass die Fräsarbeiten vor dem Abbinden des Klebstoffes durchgeführt wurden. Dabei wird der pastöse Klebstoff, der unter dem Belag vorhanden ist, durch den Druck der beim Fräsen ausgeübt wird hochgedrückt und durch das rückwärtige Führungsrad in der ausgefrästen Fuge verteilt. Sanierung: Vor dem Neuverschweißen sind die Klebstoffreste zu entfernen. Zu schmale Schweißnähte sind durch ein nicht ausreichend tiefes Fräsen entstanden. Dieser Mangel ist durch Nachfräsen und Neuverschweißen zu beheben. Fremdkörpereinschlüsse unter dem Belag sind ein wesentlicher unbehebbarer Mangel. Ursache ist ein mangelhaftes Reinigen des Untergrundes vor der Verlegung. Die mangelnde Oberflächenfestigkeit der oberen Estrichrandzone ist ein wesentlicher, unbehebbarer Mangel und ist vom Estrichleger zu vertreten. Ist der Bodenleger nicht Hersteller des Untergrundes, trifft ihn die Prüfpflicht. Er muss Mängel am Untergrund vor der Verlegung dem Auftraggeber nachweislich bekannt geben. Tut er das nicht, gilt der Estrich als abgenommen. Schäden am Belag gehen zu Lasten des Bodenlegers. Da der Mangel nur an zwei Platten in einem Büro feststellbar ist, kann es sich dabei um eine flächenmäßig begrenzte Stelle handeln. Diese kann durch Austausch der Platten saniert werden. Optisches Erscheinungsbild nach der Neuverschweißung: Durch das Nacharbeiten der Schweißfugen werden diese in vielen Bereichen breiter, teilweise doppelt so breit wie die ursprünglichen Fugen. Unter der Voraussetzung, dass das adhäsive Verhalten des Belages bestehen bleibt, sind die ungleich breiten Schweißnähte und die Fremdkörpereinschlüsse ein optischer Mangel, der einen Preisnachlass von 30 Prozent gerechtfertigt erscheinen lässt. Die beiden Parteien einigten sich auf einen Preisnachlass von 35 Prozent. Der Auftraggeber argumentierte damit, dass auch die etwaigen Kosten für die Nichtbenützung der Kanzlei zu berücksichtigen wären.