Dura Deutschlands größter Tufter konzentriert sich künftig auf das Handels- und Objektgeschäft Rückzug aus der Automobilsparte

Die Verwerfungen auf dem Automobilzulieferermarkt zwingen Deutschlands größten Tufter zu einem Strategiewechsel. Die Marken Besmer, TWN und Zoeppritz gehen mit Auslaufen der Kollektion 2011/2012 in Dura auf.Rückzug aus der Automobilsparte Es ist noch gar nicht allzu lange her, das stützte das Automobilgeschäft der Dura-Gruppe ganz erheblich das schwächelnde Teppichbodengeschäft. Das war vor der Automobilkrise. Und obwohl die Automobilhersteller 2010 wieder satte Gewinne einstrichen, ist für die Zuliefererindustrie nichts mehr so wie vorher. Das musste auch Dura einsehen. Lange Zeit im Stillen verhandelt, kam jetzt das offizielle Statement aus der Geschäftsleitung. „Wir ziehen uns aus dem Automobilkomponenten-Geschäft schrittweise zurück“, sagt Dura-Chef Dr. Christian Schäfer bei einem Besuch in der bwd -Redaktion. Dabei wurde die Gesamtstrategie, wie Schäfer jetzt einräumte, schon Ende 2009 neu definiert, aber bisher nicht offiziell kommuniziert. „Wir wollten erst Fakten schaffen, bevor wir Irritationen im Markt auslösen“, sagt Schäfer. Künftig wird sich Dura als größter Tufter Deutschlands auf das Teppichbodenrollen-Geschäft mit den Segmenten Handel und Objekt sowie auf den Nadelfilzbereich konzentrieren, wo man nach eigenen Angaben im Objekt Marktführer in Europa ist. Aufgegeben wird das direkte Geschäft mit hinterschäumten Formteilen für die Automobilindustrie (Bodengruppen, Kofferräume etc). Hier war Dura vor allem bei den Tops der Automobilbranche wie Porsche, Mercedes, Audi und BMW als Premiumlieferant etabliert. Weitergeführt wird allerdings das Segment Automotivtuftware. Auch künftig wird Dura Einlegmatten für Automobile herstellen. Hier sei man schließlich der größte Hersteller in Deutschland. Die Betonung der Geschäftsgröße führt zu den Hintergründen der Entscheidung, das Komponentengeschäft, das einen Umsatzanteil von rund 20 Prozent vom Gesamtumsatz (2009: 165 Millionen Euro) ausmacht, samt den Produktionsstätten in Südafrika, China und der Slowakei zu veräußern. In den letzten Jahren hat dieses Geschäftsfeld erhebliche Veränderungen erfahren. Als Erstes seien aufgrund der Entwicklungen auf dem Rohstoffmarkt die Margen eingebrochen. Gleichzeitig wurden den Vorlieferanten von der Automobilindustrie immer größere Vorleistungen aufgebürdet. Entscheidend aber war, dass zahlreiche Insolvenzen im Zuge der Automobilkrise zu einer Marktkonsolidierung mit großen Einheiten geführt haben. Schäfer: „Waren wir bis dato mit unseren Umsätzen in Deutschland ein veritabler Player, sahen wir uns plötzlich Wettbewerbern gegenüber, die mit einem so genannten Global Footprint und Umsätzen weit jenseits der Milliardengrenze ganz anders aufgestellt waren.“ In dieser Liga würde Dura langfristig nicht bestehen können. Damit geht eine Ära zu Ende. Den ersten Teppich in die Automobilindustrie hat das Fuldaer Unternehmen 1969 geliefert. Die Automotivsparte hat sich sukzessive zu einem zweiten Standbein mit 50 Prozent Umsatzanteil entwickelt. Schäfer betont, dass die Entscheidung ausschließlich marktgetrieben sei. „Es gab keinen Druck von Seiten unserer Finanzierer.“ Im Gegenteil: Die würden diesen Schritt positiv begleiten. Erlöse aus den Deinvestitionen hat man in Fulda genutzt, um Finanzierungen zurückzuzahlen. Dura wird Hauptmarke Ein weiterer Strategiewechsel zeichnet sich auch in der Markenpolitik ab. Mit Auslaufen der Kollektion 2011/2012 werden die Marken TWN und Zoeppritz in der Marke Dura aufgehen. „Der Markt hat inzwischen gelernt, dass man beim Vollsortimenter Dura auch Wollteppiche und hochwertige Veloures erhält“, sagt Dura-Flooring-Systems-Geschäftsführer Jochen Rieger. Einzig in England und Russland würden die Marken TWN bzw. Zoeppritz vorübergehend weiter präsent bleiben. Was Besmer anbelangt sei von Anfang an klar gewesen, dass man nach der Übernahme von Besmer diese Marke nur vorübergehend weiter pflegen würde. Zu ähnlich waren sich von Beginn an die Sortimente. Im Vertrieb, so Rieger, werde sich auch in Zukunft nichts ändern. Alle vier Marken wurden in den letzten Jahren bereits vom gesamten Dura Flooring-Systems Außendienst vertreten. Stefan Heinze stefan.heinze@holzmann-medien.de

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