Zweischichtiger Parkettboden über Fußbodenheizung in Holzart Kempas zeigt zahlreiche Risse Reihenweise Risse

Exotische Hölzer haben ihren Reiz. Doch wenn der Parkett- und Bodenleger eine Holzart einbaut, die er wenig kennt, sollte er Vorsicht walten lassen – vor allem dann, wenn es sich um eine fußbodenbeheizte Konstruktion handelt.Der zweischichtige Parkettboden im Verbandmuster in der Holzart Kempas war komplett zerrissen. Es gab kaum eine Decklamelle, die keine Schädigungen aufwies – bei einigen waren bis zu zehn Risse aufgetreten. Der Parkettleger hatte den Boden auf fußbodenbeheizter Konstruktion verlegt, die Protokolle lagen ausgefüllt vor und deren Einhaltung wurde von den beteiligten Seiten auch nicht in Zweifel gezogen. Selbst die im Winter festgestellten und nach der Abnahme seitens des Bauherrn, Architekten, Verlegers und Herstellers aufgrund entstehender Rissanhäufungen dokumentierten Temperaturen, Luft- und Holzfeuchten deuteten nicht auf eine übermäßige Belastung des Holzes hin. Ein Gutachter sollte schließlich Stellung nehmen. Gutachter überprüft WerteBeim Ortstermin im Dezember in einer mitteldeutschen Kleinstadt nördlich des Harzes fand der Sachverständige ein modernes, großzügiges Wohnhaus vor, sowie ein Grundstück, das am Ufer eines Sees gelegen war. Der Raum wurde über eine Fußbodenheizung erwärmt, Luftfeuchten von circa 41 bis 43 Prozent und Holzfeuchten von etwa 6,5 bis 6,8 Prozent ließen nicht den Schluss zu, hier würde man dem Boden zu viel zumuten. Die Oberflächentemperaturen des Parketts sollten weiteren Aufschluss geben. Bei der Messung direkt über den im Estrich befindlichen Rohren zeigte der Temperaturfühler ungefähr 23,5 Grad Celsius an. Dennoch: Das Bild mit den vielen Rissen in den Decklamellen lag genauso vor, wie es vorher geschildert worden war. Schadensbild Die Risse in dem Kempas-Parkett waren als Oberflächenrisse sichtbar, teilweise gingen sie auch etwas tiefer, waren fünf, zehn und teilweise 20 Zentimeter oder gar decklamellenlang, folgten dem Faserverlauf und schienen teilweise darauf hinzudeuten, dass sie aufgrund erkennbarer Verformungen bis auf die Mittellage reichten. Sie waren in allen Teilen des Flures und am daran angrenzenden Wohnzimmer zu erkennen und ergaben im Gegenlicht ein sehr unruhiges Oberflächenbild. Nach Hausherrenangaben, die auch von den anwesenden Parteien, die den Schaden schon seit etwa eineinhalb Jahren beobachteten, bestätigt wurden, stellte sich die Situation in den Sommermonaten erheblich besser dar. Hinzunehmen war sie jedoch in keinem Fall. Das Parkett war eindeutig kaputt. Alle Protokolle, die der Gutachter sichtete, führten bei der Ursachenfindung nicht weiter. Schadensanalyse Selbst die Lieferfeuchte des Zweischichtparketts war mit circa acht Prozent festgehalten worden, gemessen seinerzeit mit einem elektrischen Messgerät und einer rohdichteabhängigen Anzeige. Der Gutachter kannte die Holzart Kempas aus zwei weiteren Schadensfällen, in die er in den Jahren zuvor involviert gewesen war. Kempas war in den Jahren um die Jahrtausendwende von verschiedenen südostasiatischen Mehrschichtparkettherstellern aufgrund ihrer Farbe und ihrer Härte als Alternative zu der immer schwieriger zu beschaffenden Holzart Merbau im Markt eingeführt worden. Sie hatte sich allerdings in Mitteleuropa, speziell in Deutschland, gegenüber mediterranen Ländern nicht durchgesetzt. Die Gründe waren bekannt – das wusste der Sachverständige aus sicherer Quelle: Immer wiederkehrende Probleme mit Rissen und Verformungen, speziell bei der Verwendung auf Fußbodenheizung. Das führte dazu, dass die anfänglichen Freigaben der Hersteller für diese Holzart in diesem Nutzungsbereich zunehmend vorsichtiger formuliert wurden, bis sie schließlich in den Verlegerichtlinien zumindest zweier Lieferanten als fußbodenheizungsungeeignet eingestuft wurden. Unterstützt von seinen eigenen Erfahrungen mit dieser Holzart und dem vorliegenden Bild ungewöhnlich vieler Risse bei einer nicht zu hohen Belastung durch das an das Holz angrenzende Raumklima, vermutete der Gutachter eine Mitschuld in der Verwendung der genannten Holzart. Das schrieb er in seinem Privatauftrag nieder und verwies auf die diesbezüglichen Passagen in der Anleitung des Herstellers. Schadensbeseitigung Der Gutachter wies ausdrücklich darauf hin, dass weitere Untersuchungen beispielsweise in einem anerkannten Holzlabor noch spezifischere Erkenntnisse zur Eignung von Kempas erbringen würden. Er empfahl jedoch, den Boden auswechseln und neu verlegen zu lassen und ordnete den Schaden der Holzart und damit demjenigen zu, der sie eingearbeitet hatte. Schadensfälle aus der ParkettlegerpraxisDie meisten Schäden entstehen aus Unkenntnis oder Unwissenheit. Der bwd-Praxisratgeber liefert eine praxisgerechte Aufarbeitung von 32 Schadensbildern mit Schadensursachen, -analysen und -maßnahmen. Unverzichtbar, wenn es darum geht, Schäden frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden,aufgetretene Schäden fehlerfrei zu analysieren,Missverständnisse bereits bei der Auftragsvergabe zwischen Kunde undBodenleger zu verhindern.Alle Schäden wurden verständlich aufbereitet und mit Handlungsanleitungen unterlegt, um Verlegearbeiten zu erleichtern. Die zahlreichen Schadensbilder unterstützen Bodenleger und Gutachter bei der täglichen Verlegepraxis und helfen, Schäden bereits in ihrer Entstehungsursache zu vermeiden. 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