Parkett Schellknecht feiert 30-jähriges Jubiläum

Am 1. Juli 1990, dem Tag der Währungsunion, hat Karl-Heinz Schellknecht in Gotha mit seinem Sohn eine Parkettfirma gegründet. Auch 30 Jahre danach ist er noch immer begeistert von der Unterstützung aus der Parkettfamilie in der Anfangszeit.

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    30 Jahre Parkett Schellknecht in Gotha
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    "Volks"wagen Ost und West: Der Fuhrpark wurde in der Nach-Wende-Zeit erweitert. Zeitweise waren acht Parkettleger für Schellknecht im Einsatz.
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    Ralph Schellknecht (links) und seine Eltern Christel und Karl-Heinz blicken zufrieden auf 30 Jahre Selbstständigkeit zurück.

Die Gründung der Parkettfirma Schellknecht fällt auf ein Datum, an das sich viele Deutsche vermutlich heute noch erinnern: Mit dem Stichtag zur Währungsunion , der sich heuer ebenfalls zum 30. Mal jährte, haben die beiden deutschen Staaten einen großen Schritt in Richtung Wiedervereinigung gemacht.

Nach Mauerfall am 9. November 1989 und dem eigentlichen Tag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 war die Währungsunion für die meisten Bürger der ehemaligen DDR ein Schritt in eine ungewisse Zukunft und zu einer Währung, der für viele mit der Hoffnung auf mehr Wohlstand verbunden war – eben der Tag, an dem die D-Mark kam .

Für Karl-Heinz Schellknecht aus Gotha war der Schritt sogar noch bedeutender: Am Tag der Währungsunion startete der Parkettlegermeister in die langersehnte Selbstständigkeit. Gemeinsam mit Ehefrau Christel und Sohn Ralph gründete er die Firma Parkett Schellknecht – ohne die leiseste Ahnung, wie es um die Erfolgschancen stehen würde. „Heute wissen wir, dass dieser Schritt richtig war“, freut sich der inzwischen 84-jährige Firmenchef, den man auch glatt für 20 Jahre jünger halten könnte.

Zusammen mit Ehefrau Christel, die seit Anbeginn die Buchhaltung betreut hat, hält er mittlerweile Sohn Ralph den Rücken frei. Und wenn es mal wo klemmt, greift Thomas, Schellknecht Zweitgeborener und Fliesenleger mit Holzkompetenz, mit ein.

Vom versprochenen Wohlstand konnte in der Anfangsphase zunächst einmal nicht die Rede sein, die Unternehmung startete vielmehr mit Schulden . Schellknecht musste seine beiden DDR-Schleifmaschinen und eine Kreissäge verpfänden, um an Startkapital zu kommen: 13.216,25 D-Mark. „Mein Haus habe ich dabei unangetastet gelassen, damit wir nicht auch noch auf der Straße sitzen, falls es schiefgeht“, erinnert sich der Unternehmensgründer.

Den Wunsch, sich selbstständig zu machen, hegte er übrigens schon viele Jahre vorher: Seit er im Jahr 1964 den Meisterbrief in der Tasche hatte, startete er über die Jahre mehrere Versuche, eine eigene Firma zu gründen. „Das hat unserem sozialistischen Staat natürlich nicht gepasst“, resümiert er ohne Groll.

Nach dem Krieg hatte Schellknecht zunächst Möbeltischler gelernt. Später wechselte er zum Parkettleger Rang, der aber dann Gotha den Rücken kehrte und in den Westen ging, um sich im Großraum Ulm eine neue Existenz aufzubauen. So führte ihn der Weg zum Bau- und Montagekombinat (MBK) in Erfurt, das DDR-weit für Großbauten verantwortlich war. Dort war er zuletzt als Abteilungsleiter für 165 Bauarbeiter aus zehn Meister-Gewerken verantwortlich, darunter auch jene fünf Parkettleger, die er zum Start seiner Unternehmung übernommen und fest angestellt hatte. Zeitweise waren acht Parkettleger beschäftigt, und Schellknecht erwarb sich alsbald einen guten Ruf durch handwerkliches Können und Freude an der Arbeit mit Holz.

Kollegiales Netzwerk


Innerhalb der damaligen DDR waren fachlicher Austausch und kollegiale Hilfe über die 1967 gegründete „Erzeugnisgruppe Parkett“ sichergestellt, die von Mitbegründer Wilhelm Schmidt später in die Innung Nord Ost überführt wurde. Doch auch in den Westen gab es gute Kontakte : Ein Jahr vor der Wende hat Schellknecht den damaligen Bundesinnungsmeister für Parkett- und Bodenbeläge, Ortwin Baumann, kennengelernt, als der in Gotha zu Besuch war. Dieser Kontakt und auch die Beziehungen seines einstigen Chefs Kurt Rang, den es in der Wendezeit wieder an seine frühere Wirkungsstätte Gotha zog, haben einen wichtigen Grundstein gelegt für den Erfolg: Mit Schulungen über Unternehmensführung hat Baumann in kaufmännischer Sicht geholfen, während Hersteller wie Haro und Bona mit vielen Vorführungen die Produktkompetenz ihrer Ost-Kollegen nach vorne gebracht haben.

Der Transfer von Wissen und Können in dieser spannenden Zeit erfolgte „herzlich und ohne Eigennutz“, immer kollegial und sehr fair, berichtet Karl-Heinz Schellknecht. Er folgte dem Rat Baumanns, Sachverständiger zu werden, und Sohn Ralph trat in seine Fußstapfen. Schon 1992 konnte der heute 57-Jährige seine Meisterprüfung ablegen.

So blickt der Seniorchef auf ein bewegtes Leben, in dem er zwar viel auf den Knien war, aber selten eingeknickt ist. An die vergangenen 30 Jahre denkt er mit einem Gefühl von doppelter Dankbarkeit angesichts eines Glücks, das sich für ihn auf seine reale Familie gleichermaßen bezieht wie auf die Parkettleger-Familie, die schon vor der Wiedervereinigung zusammengehalten hat.

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    Der Weg zum Startkapital führte über Schulden: Schellknecht verpfändete Maschinen.
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    Bei der Beschaffung einer „Hummel“ (rechts) war damals Ortwin Baumann behilflich. Davor und links museale Vorgänger aus DDR-Produktion ohne Absaugung.
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    Schon zum 25-jährigen Jubiläum vor fünf Jahren wurde die Vergangenheit mit einem kleinen Museum sichtbar gemacht.
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    Genauso bewegt wie die Geschichte von "Haus Feodora" in Bad Liebenstein sind die Erinnerungen von Karl-Heinz Schellknecht an die noch vor der Wende erfolgte Restaururierung - zweifelsohne eines seiner Lieblings-Objekte...
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    ...und wie sieht's beim Parkettleger zuhause aus? Natürlich Parkett - selbst in der Küche.
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    Alter Chef, neue Vorzeichen: Nach der Wende besuchte Karl-Heinz Schellknecht (rechts) seinen früheren Ausbilder und Chef Kurt Rang, der in den 50er-Jahren Gotha verließ und "rübergemacht" hat nach Ulm.
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    "Volks"wagen Ost und West: Der Fuhrpark wurde in der Nach-Wende-Zeit erweitert. Zeitweise waren acht Parkettleger für Schellknecht im Einsatz.
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    Parkett Schellknecht Buchtipp
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