Mein Standpunkt Nicht auf dem Polster ausruhen

Nach zwei Jahren, in denen es für das gesamte Bau- und Ausbaugewerbe sehr gut gelaufen ist, wird das neue Jahr deutlich ungemütlicher. Es gilt, alle Kostenpositionen in der Kalkulation kritisch zu hinterfragen.

Thomas Mayrhofer
bwd-Österreich-Redakteur Thomas Mayrhofer. - © bwd

Die Baukonjunktur hat sich nicht nur in Österreich merklich eingetrübt und der Neubau wird heuer und wahrscheinlich auch noch 2024 sehr verhalten sein. In Deutschland ging der Parkettabsatz bereits im 1. Halbjahr 2022 mengenmäßig um sieben Prozent zurück. Das Umsatzplus von zwölf Prozent stellt sich nur durch die hohen Preissteigerungen von durchschnittlich 19 Prozent als scheinbares Wachstum dar. In Österreich wird die Entwicklung wohl ähnlich verlaufen.

Auch wenn die Aussichten im Neubau schlecht sind, bleibt noch die Hoffnung auf den Renovierungsmarkt. Da sind allerdings keine großen Sprünge zu erwarten, eher das Gegenteil. Denn die Verbraucher haben in den Pandemie-Jahren geplante Renovierungen vorgezogen und viel in die eigenen Wände investiert. Jetzt fahren die Leute wieder lieber auf Urlaub oder sparen ihr Geld für die zu erwartenden hohen Nachzahlungen für die Energiekosten in den Jahresabrechnungen.

Kosten in der Kalkulation kritisch hinterfragen

Was gilt es nun zu beachten, damit das eigene Unternehmen für die Zukunft sicher aufgestellt ist? So wie einige Produzenten ihre Kapazitäten zurückschrauben und im heurigen Jahr weniger produzieren werden, muss auch ein Verlegebetrieb seine Kapazitäten und vor allem seine Finanzplanung anpassen. Haben Sie schon mit Ihrem Steuerberater durchgerechnet, wie sich ein Umsatzrückgang von 20 oder gar 30 Prozent auf Ihr Jahres­ergebnis auswirken würde? So manchem Firmenchef mag dieser Prozentsatz sehr hoch erscheinen, zumal viele Unternehmen über eine gute Auftragslage für das erste Halbjahr berichten. Trotz dieser kurzfristig guten Aussichten kann es im zweiten Halbjahr zu starken Auftragsrückgängen und damit entsprechenden Umsatzausfällen kommen.

Die guten Gewinnjahre 2020, 2021 und vielleicht auch 2022 bescheren ein gewisses Polster für die Zukunft. Doch das sollte man nicht leichtfertig aufbrauchen. Es gilt daher, alle Kostenpositionen in der Kalkulation kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls zu reduzieren.

Das klingt natürlich in der Theorie viel leichter, als es sich in der Praxis umsetzen lässt. Nichts zu tun und einfach abzuwarten ist aber keine echte Alternative.