Immer mehr Frauen entdecken das bodenlegende Handwerk für sich. Und das ist gut so, meint bwd-Österreich-Redakteur Thomas Mayrhofer in seinem Standpunkt.
Die Zeit für eine Frau im Weißen Haus ist anscheinend noch nicht reif, wie die Wahl in Amerika gezeigt hat. Für das Handwerk, insbesondere bei den Bodenlegern, ist das ganz anders. Immer mehr junge Damen steigen in dieses interessante Handwerk ein und absolvieren eine Lehre. Das hat man eindrucksvoll beim Bundeslehrlingswettbewerb in Salzburg im letzten November gesehen, wo von neun Teilnehmern vier Frauen waren. Dass dann die ersten beiden Siegerplätze an das vermeintlich „schwache Geschlecht“ gingen, beweist einmal mehr, dass auch die Frauen ihren Mann im Wettbewerb und in der täglichen Praxis stehen können.
Frauen auf Baustellen - bald ein alltägliches Bild
Warum sollten aber die Betriebe junge Mädchen für die Zukunft vermehrt ansprechen, wenn es um die Besetzung von Lehrplätzen und damit um die Facharbeiter der Zukunft geht? Das hat nicht zuletzt mit den immer schwächeren Geburtsjahrgängen zu tun, sodass der Teich, aus dem die Firmen schöpfen können, von Jahr zu Jahr kleiner wird. Bei solchen Verhältnissen auf eine Hälfte des Potenziales zu verzichten, wäre wohl keine besonders kluge Idee.
Nun gibt es das Gegenargument, dass die Arbeit des Bodenlegers zu schwer und auch die Umstände auf den Baustellen – Schmutz, sanitäre Situation, rauer Umgangston – nicht dazu angetan sind, Frauen dauerhaft im Beruf zu halten – von möglichen Schwangerschaften abgesehen. Dieses Argument greift doch ein wenig zu kurz, denn wer sagt denn, dass die gut ausgebildeten Damen nach ihrem Lehrabschluss oder der Meisterprüfung nicht auch in der Führungsebene arbeiten sollten? Als Beraterinnen, Bauleiterinnen oder im Außendienst bei Industrie und Großhandel werden wahrscheinlich schon in den nächsten Jahren vermehrt Frauen tätig werden. Wir alle sollten uns daher schon jetzt an weiblicher Beteiligung auf den Baustellen gewöhnen. Das wird bald ganz normal sein, was auch gut so ist. Ihr Thomas Mayrhofer