TKB-Gesprächsrunde Handwerk Gerät die Technik ins Hintertreffen? Marketing setzt Themen

Kritisch mit der Rolle des Marketings auseinandergesetzt haben sich die Teilnehmer der TKB-Gesprächsrunde Handwerk in Frankfurt. Die große Sorge: Verkaufsstrategen, nicht mehr Techniker definieren zusehends Themen in der Fußbodenbranche.Engagiert: (v.l.) Dr. Udo Windhövel, Dr. Frank Gahlmann, Felix Deck und Dr. Norbert Arnold.Marketing setzt Themen Für das Handwerk wird die Aufgabe, sich in diesem Spannungsfeld zu präsentieren, nicht einfacher. Das ist aber zwingend erforderlich, um bessere Preise zu erzielen. Gleichzeitig ist klar: Technisches Wissen zu verkaufen, ist nicht genug Selbstdarstellung das Gebot der Stunde. Wie das Marketing vermeintliche Problemfelder definiert und für seine Zwecke nutzt, zeigt das Thema staubarme Spachtelmassen. Dabei stimmten Handwerker, Sachverständige und Industrievertreter unter Leitung des TKB-Vorsitzenden Dr. Frank Gahlmann (Stauf) in der Einschätzung überein, dass es Optimierungsbedarf gibt. Andererseits sei vor dem Hintergrund der von Marketingleuten in Gang gesetzten Entwicklung das Verhältnis von Aufwand und Nutzen kritisch zu hinterfragen. Dr. Udo Windhövel, vormals Henkel-Thomsit, wies auf die Staubentwicklung beim Anmischen hin, die in der Renovierung immer ein Ärgernis gewesen sei. Dass das Thema den Verbraucher erreicht habe, zeige Fernsehwerbung für staubarme Produkte. Mögliche Folge für den Verarbeiter: Stellt die Berufsgenossenschaft fest, dass Grenzwerte überschritten wurden, hat er die Pflicht, staubintensive Verlegewerkstoffe durch andere zu ersetzen. Dem Arbeitgeber falle die Aufgabe zu, durch das Tragen von Schutzmasken und Wechsel des Arbeitsplatzes die Belastung für seine Beschäftigten zu minimieren. Fazit in Frankfurt: Das Thema Staub ist im Dialog mit dem Endkunden wichtig und birgt Beratungspotenzial. Es gibt aber am Bau Tätigkeiten wie das Flexen und Ausfegen, die wesentlich kritischer zu beurteilen sind. Natürlich gibt es derzeit kein Branchentreffen, bei dem nicht über neue Zemente und mögliche Auswirkungen auf die Estrichfeuchte sowie Messverfahren diskutiert würde. Dabei präsentierten sich die Fürsprecher pro CM wieder entschlossener. So mahnte Torsten Grotjohann, die Calciumcarbidmethode solle nicht in Frage gestellt werden, liefere sie doch dem Handwerker die aussagekräftigsten Informationen über den Zustand des Estrichs. Karsten Krause ergänzte, trotz neuer Zemente seien bei den Schäden keine signifikanten Änderungen festzustellen, das Gros der Estriche sei ohne weiteres mit CM messbar. Gleichzeitig wurde in der Diskussion das Bemühen um Alternativverfahren wie die Messung der relativen Luftfeuchte am Bohrloch keineswegs abgeblockt. Gahlmann forderte in diesem Zusammenhang die einschlägigen Prüfinstitute auf, Anleitungen für diese Messung zu definieren. Außerdem gelte es, das genaue Verhältnis zu den CM-Ergebnissen hinsichtlich der Belegreifgrenzwerte festzulegen. Fazit in Frankfurt: Ehe Wissenslücken und Grauzonen hinsichtlich Alternativverfahren nicht behohen sind, bleibt die CM-Messung für Handwerker in Deutschland das Maß der Dinge. Für den Auftragnehmer ist es künftig noch wichtiger, seine Vorgehensweise genau zu dokumentieren. Neue Anforderungen an Klebstoffe Wie sich die Untergrundvorbereitung auf das spätere Entfernen eines Belags auswirkt, war ebenfalls Thema in der Runde. Prinzipiell hinterfragten die Teilnehmer, weshalb die Einstellung der verwendeten Belagklebstoffe so wenig diskutiert werde. Dabei hat diese erheblichen Einfluss darauf, welche Schwierigkeiten der Verleger später beim Entfernen von Altbelägen hat. „Stoßen Sie dabei auf einen silanmodifizierten Parkettklebstoff“, warnte Zentralverbandsmitglied Willi Nürnberger, „wünsche ich heute schon viel Spaß.“ Zwar hat sich die Industrie längst mit Ansätzen wie Klettbandsystemen berschäftigt. Weil sich der Endverbraucher mit der Frage der Belagentfernung nicht beschäftigt, sieht sie sich in diesem Themenkomplex aber nicht weiter gefordert. Dagegen gerieten die grundsätzlichen Klebstoffeigenschaften wie die für die Dimensionsstabilität wichtige Scherfestigkeit oder die beim Herausreißen spürbare Schälfestigkeit in die Diskussion. Fazit in Frankfurt: Die Anforderungen an Klebstoffe werden größer und seien heute schon andere als noch vor Jahren. Die Frage nach der Entfernbarkeit wird künftig öfter gestellt werden. Blauer Engel kann auf Kleber nicht landen Immer mehr Belaghersteller werben mit dem beim Verbraucher bekannten Blauen Engel. Einige verlangen das Zeichen auch von Lieferanten für Klebstoffe oder Spachtelmassen, um mit dem gesamten Produktportfolio ein bestimmtes Umweltbewusstsein zu dokumentieren. Auch bei den Architekten verfügt das Ökolabel über eine nicht zu leugnende Popularität. So heißt es in Ausschreibungen immer öfter „Blauer Engel oder gleichwertig“. Dr. Udo Windhövel machte deutlich, dass der Emicode mit seiner Erfolgsgeschichte allemal gleichwertig sei, weil das Schutzniveau das entscheidende Kriterium ist. Die Teilnehmer der Diskussionsrunde sprachen sich klar dagegen aus, den Emicode durch ein endverbraucherwirksames, aber auch teures Logo marketingtechnisch aufzuwerten. Der Fokus der Belaghersteller sei im Verkaufsgeschäft ein gänzlich anderer als für Hersteller von Spachtelmassen und Klebstoffen. Bei den Profis sei die Akzeptanz des Marketinginstruments Blauer Engel gering. Fazit in Frankfurt: Der Emicode bleibt zentrales Ökolabel in der Fußbodentechnik. Trockenunterböden: Merkblatt erwartet Trockenunterböden aus Holzspanplatten waren ein weiterer Schwerpunkt. Im Raum stehen Fragen wie nach der Anpassung der mit sieben bis zwölf Prozent Holzfeuchte gelieferten Platten an den Raumluftzustand. Auch Fragen nach der geeigneten Ausgleichsmasse harren ihrer Beantwortung. Deshalb erwarten die Fachleute dringend ein entsprechendes, länger angekündigtes Merkblatt zu Trockenunterböden immerhin haben solche Konstruktionen einen großen Anteil an den Untergründen. Ideal wäre es, das machte die Diskussion deutlich, wenn ein Holzfeuchtegehalt von neun Prozent festgeschrieben werden würde. Allerdings wies stellvertretender Bundesinnungsmeister Gert F. Hausmann darauf hin, dass die handwerkliche Messung problematisch sei. Die weiteren Empfehlungen der Gesprächsrunde lauteten, die Platten sollten zweilagig verschraubt oder verklebt und möglichst zügig belegt werden. Fast alle gängigen Klebstoffe, Grundierungen sowie Spachtelmassen sind für die stabilen Holzwerkstoffplatten freigegeben, wobei spannungsärmere Einstellungen speziell bei Spachtelmassen von Vorteil sind. Fazit in Frankfurt: Spanplattenunterböden sind im Hinblick auf die Akklimatisierung an den Raumluftzustand problembehaftet. Wichtig ist die Prüfung der Holzfeuchte. Walter Pitt walter.pitt@t-online.de

TKB-Gesprächsrunde Handwerk Gerät die Technik ins Hintertreffen? Marketing setzt Themen

Bleiben Sie informiert

Sie möchten schon gehen? Das ist schade.