Kommentar von Walter Pitt - Handwerk ist Leistung"> Kommentar von Walter Pitt Handwerk ist Leistung

Handwerk hat sehr viel mit Recht auf eigene Leistung zu tun. Wer als gelernter Parkett- und Bodenleger mit seiner Hände Arbeit ein Gewerk fertigstellt, stellt an sich selbst hohe Anforderungen. Das, was der Handwerker abliefert, soll zwar in erster Linie dem Kunden gefallen, aber ebenso wichtig ist, auf das Werk, das man mit viel Mühe, aber auch mit Freude geschaffen hat, stolz sein zu können. Das ist in keinem Leistungsverzeichnis, keiner Vertragsgrundlage, in keiner Norm, Regel des Fachs oder im Stand der Technik festgeschrieben, aber dieser Anspruch gehört zum Selbstverständnis eines gelernten Handwerkers. Zum Abschluss der Arbeit noch einmal mit sehr kritischen Augen über einen abgeschliffenen und neu versiegelten Parkettfußboden gehen zu dürfen, und sich über das Ergebnis der eigenen Arbeit zu erfreuen, ist manch einem genauso viel wert wie der monetäre Lohn, der für die Leistung natürlich unerlässlich ist.

Sind solche Gedanken nicht mehr als vergangene Handwerksromantik oder weltfremdes Geschwafel über Dinge, für die „man sich eh nichts kaufen“ kann? Mag sein, aber wenn es tatsächlich so wäre, wäre es zumindest sehr schade.

Die letzte Handwerksreform, mögen arbeitsmarktpolitische Zahlen auch andere Argumente liefern, hat eins bewirkt: Die Qualität der handwerklichen Leistung ist in vielen Berufen, die der Meisterpflicht entledigt wurden, gesunken. Das ist keine irgendwie herausposaunte These, sondern Tatsache, die viele, die täglich mit der Bewertung handwerklicher Leistung zu tun haben, immer wieder erfahren müssen. Und Fälle, wie desjenigen, der ob seiner eigenen Unfähigkeit das Handtuch wirft, nehmen zu. Darauf mag mancher kritisch anmerken, gerade im Fußbodenbereich wären die Produkte mittlerweile so einfach in der Handhabung, dass man zu deren Verarbeitung alles braucht, nur kein handwerkliches Können, also auch keinen eigenen Leistungsanspruch oder Stolz und Meisterpflicht schon gar nicht. Diese Auffassungen machen dem gestandenen Handwerker Sorgen, das  ist klar. Aber es ist ebenso klar: Auf lange Sicht wird der Verbraucher entscheiden. Und wetten, dass er auf Dauer denjenigen wählt, der Freude an seiner eigenen Leistung hat? Nebenbei: Viele junge Leute liebäugeln gerade wegen dieser Aussicht wieder mit einem Handwerksberuf.