Ein Parkettboden, 14 Teilnehmer und 18 Stunden Zeit. Alle zwei Jahre findet der europäische Leistungswettbewerb der Parkettleger statt. In diesem Jahr konnten sich die Sieger der Bundeswettbewerbe in Polen miteinander messen.
Gut Ding will Eile haben
Kreischende Kreissägen. Röhrende Schleifmaschinen. Holzstaub liegt in der Luft. Wenn 14 der besten Bodenleger Europas gegeneinander antreten, wird es laut. Nur 18 Stunden hat der Nachwuchs der Branche Zeit um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Beim diesjährigen Parkettlegerwettbewerb in Poznan blieb es jedoch spannend bis zur letzten Sekunde. Über eine Stunde lang diskutierte die Jury, wer den Titel als bester Parkettleger Europas mit nach Hause nehmen darf.
Zum Schluss stand fest: Auch im Parkettlegen gibt Südtirol in diesem Jahr den Ton an. Der erste Platz geht an Italien. Die Deutschen belegten Platz zwei und die österreichischen Teilnehmer durften als Dritte auf das Siegertreppchen. Bewertet wurde nach Präzision, Geschwindigkeit, Organisation und handwerklichem Geschick. Wo sonst im Handwerk die Faustregel „Gut Ding will Weile haben“ gilt, ist auf der Parkettlegermeisterschaft kein Platz. In nur 18 Stunden muss ein kompliziertes Parkettmuster auf die Platte gebracht werden. Alles inklusive versteht sich: Zuschneiden der Holzteile, verlegen, verkleben und ölen.
Zurechtsägen und Probelegen
Zur Mitte des ersten Tages sind die Kontrahenten noch gleich auf. Die meisten haben ihre Stücke bereits zurechtgesägt. „Noch fängt niemand an zu puzzeln“, schmunzelt Jörg Schülein, Bodenlegermeister und zweiter Vorsitzender der Europäische Förderung der Ausbildung für Parkettleger und Fußbodentechnik e.V. (EUFA P+F). Er weiß jedoch, dass das nicht mehr lange dauern wird, denn auch beim späteren Probelegen werden sich kleine Fehler und falsche Maße rächen. Die Arbeitsweisen unterschieden sich dabei deutlich. Die deutschen Teilnehmer schneiden fast jedes Teil vor, nummerieren und legen die einzelnen Teile immer wieder probeweise an. Die tschechischen Teilnehmer hingegen arbeiten schneller und arbeiten sich von einer Ecke der Platte bis zur nächsten kontinuierlich hoch.
„Die größten Unterschiede gibt es in der Organisation“, bestätigt auch Josef Heller, der zur Zeit noch Fachlehrer an der staatlichen Berufsschule Neustadt an der Aisch ist. Heller plant sein Amt Ende Juni nieder zu legen und sich aus der Bodenlegerbranche zurückzuziehen. Einen Nachfolger wird es voraussichtlich nicht geben.
Am Ende des ersten Tages sind alle bis auf vier Teilnehmer mit der Verlegung fertig geworden. Die Parkettteile sind fest auf dem Untergrund verklebt und können bei den meisten am nächsten Morgen abgeschliffen und weiterbearbeitet werden.
Beim Abschleifen kommt großes Gerät zum Einsatz. Die Böden entwickeln plötzlich einen ganz eigenen Charme und lassen langsam erkennen, wie das Endergebnis aussehen könnte. Schon nach kurzer Zeit sind die Teilnehmer in eine beachtliche Staubschicht gehüllt. Insbesondere beim Abschleifen bieten die Teilnehmer noch einmal alles auf, was in der Trickkiste zu finden ist. So wird beispielsweise versucht, unschöne Fugen durch ein geschicktes Eindrücken des Holzstaubs zu verbergen. „Nützt alles nichts“, weiß Schülein. Das später aufgetragene Öl zieht den Staub wieder gnadenlos auf den Grund und macht jede Fuge gut sichtbar. Trotz kleiner Tricks und Kniffe können die Teilnehmer stolz auf sich sein. „Das Niveau steigt von Jahr zu Jahr und die Aufgaben werden auch immer schwieriger“, freut sich Schülein über die Qualität der Verlegearbeiten.
Mitgliederversammlung der EUFA P+F
Der erste Vorsitzende der Europäische Förderung der Ausbildung für Parkettleger und Fußbodentechnik e.V. (EUFA P+F) Heinz Brehm und Jörg Schülein erklärten auf englisch und deutsch die Agenda der nächsten Jahre. Zusätzlich wurde ein neuer Haushaltsplan verabschiedet. Jörg Schülein hielt zudem ein ausführliches Referat über die Details der deutschen Bodenlegerausbildung. Er sieht insbesondere in der dualen Ausbildung den Schlüssel zum Erfolg der europäischen Bodenleger. „Wir möchten auf der Webseite der EUFA eine Liste der jeweiligen Mitgliedsländer, in welcher der Werdegang des Bodenlegers vorgestellt wird“. Auf diese Weise soll interessierten jungen Menschen der Einstieg in den Beruf des Bodenlegers erleichtert werden.
Das duale Schulsystem ermöglicht es, die berufliche Ausbildung mit der schulischen zu verbinden. Außer in Deutschland und Österreich ist dieses Lernmodell in anderen europäischen Ländern nicht üblich. „Das erklärt auch die großen Unterschiede in der Qualität der Arbeit“, ist Schülein überzeugt. Ganz besonders hob er auch das Berichtsheft hervor.
„Herr Brehm hat 15 Jahre lang als ehernamtlicher Richter gearbeitet und bei vielen Fällen, die vor dem Arbeitsgericht landeten, war das Berichtsheft die ausschlaggebende Beweis“, erklärte er. Hieran ließe sich letztendlich gut erkennen ob der Lehrling „nun einfach faul“ sei oder der Ausbilder „sich eindeutig nicht gekümmert“ habe.
Zudem gab Schülein einen Überblick über die möglichen Weiterbildungen in der Branche. Ob Restaurator oder Sachverständiger, nach der Ausbildung müsse noch lange nicht Schluss sein.
Großen Anklang fand dieser Vorstoß bei Mariuz Filipascu aus Rumänien, der in einem eigenen Beitrag Bezug auf die Duale Ausbildung nahm. Er selbst stellte Projekte vor, die ein ähnliches Schulsystem in Rumänien umsetzen wollen.
Als weitere Ziele hat sich die EUFA für die Zukunft eine erhöhte Mitgliederanzahl vorgenommen. „Das geht am Besten durch Mund-zu-Mund-Propaganda“, weiß Heinz Brehm. Insbesondere im nördlichen Europa sieht er noch Zuwachspotential. Auch ein Lehrlingsaustauschprojekt kann er sich gut vorstellen, denn „dadurch werden interessierte Lehrlinge stärker gefördert“. Brehm mahnte vor allem auch den Teufelskreis aus zu niedrigen Anreizen für junge Auszubildende und unmotivierten Personal an. Bei den Wahlen zum Vorstand wurde Heinz Brehm als erster Vorsitzender bestätigt, während Jörg Schülein als zweiter Vorstand und Hanspeter Lugstein als dritter Vorstand gewählt wurden.
Acht Länder – acht Arbeitsweisen
Bereits zu Beginn der Veranstaltung traten Österreich, Deutschland und Italien gewohnt stark auf. Jörg Schülein weiß woran das liegt: „Im Süden, wo auch traditionell viel Parkett verlegt wird, kommt eine höhere Professionalität zum tragen. Hier schlagen sich auch die Vorteile der dualen Ausbildung nieder“, erklärt er.
Die Juroren bewerten beispielsweise bei der Schnitttechnik, wie häufig angesetzt und nachgeschnitten werden muss. Hier zeigt sich schnell, wer bereits häufig mit professionellem Gerät gearbeitet hat und wer die Handhabung nur aus der Theorie kennt.
Auch Fugen und Abschluss gehen mit in die Wertung ein. Aber auch das Verhalten während der Arbeit und der Zustand des Arbeitsplatzes und des Werkzeugs werden beurteilt. Der gesamte Handwerker steht für volle zwei Tage auf dem Prüfstand.
Den geschulten Augen der Juroren entgeht hier nichts. Zur Jury gehörten in diesem Jahr Christian Gebhard und Hanspeter Lugstein aus Österreich, Paul Fischnaller aus Italien (Südtirol) und Germann Kirschbaum und Jörg Schülein aus Deutschland. Der nächste Wettbewerb findet 2012 in Rumänien statt.
Bilder der Parkettlegermeisterschaft in Poznan
Jennifer Zimmermann