Bembé Zu Besuch bei Deutschlands größtem Parkettverleger - Bembé: Frischer Wind weht übers Parkett"> Bembé Zu Besuch bei Deutschlands größtem Parkettverleger Bembé: Frischer Wind weht übers Parkett

Um Bembé schien es in den vergangenen Jahren etwas ruhiger geworden zu sein. Nun präsentiert sich das Unternehmen mit neuer Strategie wieder in der Öffentlichkeit. bwd war exklusiv bei der Eröffnung des neuen Showrooms in Bochum dabei.

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    Links  Bereits in den 1940er-Jahren wurden bei Bembé Parketttafeln hergestellt.
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    Oben  Die manuelle Zuführung der Friesen in den Vorhobler ist eine wichtige Stufe in der Fertigung von Stabparkett.Bereits in den 40ern waren die Arbeiter bei Bembé mit dieser Arbeit vertraut.
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    Kuchen in Bembé-Design: Vertriebsleiter Hans-Jürgen Schmitz (links) überreicht dem Verkaufsleiter für das neue Ruhrcenter Bochum, ­Kai-Christian Klimkeit, das erste Geschenk.
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    Oben  Vom Pkw zum Parkett: Der neue Showroom in Bochum war früher ein Autohaus.

Mitten im Ruhrgebiet, im Gewerbegebiet von Bochum, steht ein Autohaus. Doch in dem flachen Gebäude mit der großen Fensterfront kann man keine Fahrzeuge kaufen, sondern Parkett. Die neuen gelben Schilder fallen direkt ins Auge: Bembé Parkett – Ruhrcenter Bochum.

Das Besondere an diesem Gebäude ist aber nicht nur das, was dort verkauft wird, sondern vor allem die Idee, die sich dahinter verbirgt. Bembé Parkett hat sich in den vergangenen Jahren neu aufgestellt und dieses Verkaufsbüro ist nur ein Teil der umfangreichen Strategie. Innerhalb weniger Jahre wurde die Produktion ins Ausland verlagert, das Produktsortiment ausgeweitet, neue Zielgruppen wurden angesprochen und die Ausbildung der Lehrlinge wurde umstrukturiert. Grund dafür waren wirtschaftliche Zwänge und neue Marktanforderungen. In Fachkreisen war das Bild von Bembé schon immer zweigeteilt. Das Unternehmen agierte sowohl als Hersteller wie auch als Handwerksunternehmen. Bereits 1877 eröffnete August Bembé die Fertigung in Bad Mergentheim. Spätestens in den 1950er-Jahren stieg das Unternehmen dann zu einem der führenden Parketthersteller in Deutschland auf, eröffnete zahlreiche Verkaufsbüros und verlegte Parkett in zahlreichen Objekten im In- und Ausland.

2000: Bembé steht kurz vor dem Aus

Doch Ende der 1990er-Jahre machte sich die rückläufige wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland auch bei Bembé bemerkbar. Viele Standorte mussten geschlossen werden. Anfang der 2000er wurde die Situation noch schwieriger. Nachdem viele nennenswerte Produktionen schließen mussten beziehungsweise ihre Fertigungen ins Ausland verlagert hatten, musste sich auch Bembé eine neue Strategie überlegen. Ab 2002 bis 2006 kaufte die Unternehmerfamilie Wirthwein den Betrieb und begann ihn langfristig umzubauen. Frank Wirthwein wurde geschäftsführender Gesellschafter. Im Zuge der Umstrukturierung stellte Bembé die Parkettproduktion in Deutschland 2005 fast komplett ein. In Bad Mergentheim befindet sich heute neben der Hauptverwaltung die Spezialitätenfertigung, wo noch in kleinem Umfang Tafelparkett hergestellt wird.

Hans-Jürgen Schmitz ist seit 2008 für den Vertrieb verantwortlich und hat aktiv am Umbau mitgearbeitet. In dem Wandel sieht er mehr als eine ­betriebswirtschaftliche Neuordnung: „Die Umstrukturierung sah so aus, dass wir das alte Traditionsunternehmen den neuen Marktanforderungen angepasst haben. Wir haben das Produktportfolio viel weitläufiger gestaltet. Neben Parkett bieten wir jetzt auch oberflächenfertige Produkte an. Das entsprach vorher nicht der Philosophie von Bembé.“

Streit um niedrige Preise

Der 46-Jährige kennt den Betrieb in- und auswendig. Seit 23 Jahren ist er bei Bembé und hat vor seiner Position als Vertriebsleiter alle anderen Stationen im Unternehmen durchlaufen. Er kennt nicht nur seine Mitarbeiter, sondern auch den Markt und damit die jahrzehntelange Kritik anderer Kollegen. Die Strategie, das eigene Parkett nicht auf dem Markt zu verkaufen, sondern nur den eigenen Verlegern anzubieten, kam bei den Mitbewerbern nicht gut an. „Bembé macht die Marktpreise kaputt“, lautete der Vorwurf, denn  Bembé könne sein eigenes Parkett günstig beziehen und sich bei Ausschreibungen Vorteile verschaffen.

„Ich kann die Kritik verstehen“, sagt Schmitz, „Wir mussten in diesen Zeiten des abflauenden Marktes, Anfang der 2000er, auch preislich reagieren. Nur so konnten wir für unseren Kostenapparat auch genügend Aufträge in schlechten Zeiten akquirieren. Wir hatten Verantwortung für 600 bis 700 Mitarbeiter. Da mussten Produktionsauslastung, Absatz und Verlegung stimmen. Viele Wettbewerber haben das nicht gesehen. Aber wir haben in den vergangenen acht Jahren versucht, diesen Ruf zu ver­bessern.“

An seinem Ruf gearbeitet hat Bembé in diesen Jahren aber eher im Stillen. Seit 2012 ist Thilo Duschner neuer Marketingleiter. Mitte Juni dieses Jahres lud er zur Eröffnung des neuen Verkaufsbüros in Bochum ein und präsentierte beim Rundgang durch die 1.000 Quadratmeter große Ausstellung das umfangreiche Produktsortiment. Auch Parkett von Haro steht in einer Ecke. Das der Name dort so präsent zu sehen ist, ist neu. Früher hat Bembé nicht über seine Lieferanten gesprochen. „Uns wird oft unterstellt, dass wir nicht sagen, wo unser Parkett herkommt. Aber hier kann es jeder lesen. Wir machen kein Geheimnis aus unseren Kooperationspartnern“, sagt Duschner. Seit einigen Jahren arbeitet der Betrieb mit Hamberger, Jab Anstoetz und Bona zusammen. Designbeläge und Auslegteppiche können ebenfalls erworben werden.

Profil als Dienstleister schärfen

Bembé möchte heute nicht mehr als Industrieunternehmen wahrgenommen werden, sondern als Handwerksbetrieb und Dienstleister. Der handwerkliche Schwerpunkt spiegelt sich auch in einigen Zahlen wider. Mehr als 300 eigene Handwerker verlegen rund eine Million Quadratmeter pro Jahr. 2014 lag der Umsatz bei 62 Millionen Euro. Damit ist Bembé wohl Europas größtes Parkettverlegerunternehmen. Die Entwicklung hin zum Dienstleister hat erst in den vergangenen Jahren angefangen und soll noch weiter forciert werden. „Wir möchten nicht nur schnell einen Auftrag abwickeln, sondern dafür sorgen, dass die Kunden langfristig zufrieden sind. Dafür bieten wir zum Beispiel auch eine eigene Parkettpflegeserien an.“ Mit dieser Neuausrichtung möchte der Betrieb in Zukunft auch andere Zielgruppen erreichen. Waren früher hauptsächlich hochwertige Objekte im Fokus, sollen nun auch mehr Aufträge von Privatkunden angenommen werden.

Und schließlich beschreitet das Unternehemen seit einigen Jahren auch in Sachen Nachwuchs neue Wege. Mit aktuell rund 80 Lehrlingen führt Bembé die Liste der Ausbildungsbetriebe im bodenlegenden Handwerk an.

„Wir haben 40 Parkettleger und 40 gewerbliche Lehrlinge“, sagt Markus Müller, Personalleiter bei Bembé. „Unser Konzept ist es, junge Leute als Fachhandwerker auszubilden und eine Identifikation mit dem Unternehmen zu schaffen.“ Daher werden auch gemeinsame Veranstaltungen eingeplant. Mehrmals im Jahr finden in Bad Mergentheim Ausbildungswochen statt. Hier lernen die Azubis das, was bei der täglichen Arbeit auf der Strecke bleibt. Die restliche Zeit arbeiten sie in einem der rund 40 lokalen Verkaufsbüros. Auch am neuen Standort in Bochum.