Experten erklären: Estriche auf Trennlage

Estriche auf Trennlage werden eingesetzt, wenn Wärme- oder Trittschallschutz keine Rolle spielt. Dies ist bei untergeordneten Keller- oder Lagerräumen der Fall. bwd-Experte Ralf Marth erklärt, welche technischen Besonderheiten zu beachten sind.

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    Die Dicke des Zementestrichs auf Trennlage lag in einem Einkaufszentrum bei lediglich 30 Millimeter. In seinen Vorgaben hatte sich der Planer mit dem CT-C20-F4-T50 begnügt.
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    Nach einem Wasserschaden wurde der Estrich an der Oberfläche mit Gasflammen intensiv getrocknet. Im Anschluss waren deutliche Risse erkennbar.
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    Leerrohre waren auf der Rohbetondecke befestigt worden. Wegen der geringen Estrichdicke war eine Rohrüberdeckung unmöglich.

Bei Bedarf kann in diesen Räumen eine Abdichtung gegen aufsteigende Feuchtigkeit eingebracht werden. Estriche auf Trennschicht weisen gemäß DIN 18560, Teil 4, keine feste Verbindung zum Untergrund auf, daher sind Längenveränderungen des Estrichs möglich. Unter Zementestrich ist das Gleitlager aus diesem Grund immer zweilagig zu verlegen. Bei Gussasphaltestrichen reicht eine einlagige Trennschicht aus, bei Calciumsulfatestrichen ist Zweilagigkeit zumindest empfehlenswert. In dem Fall dürfen Abdichtungen und Dampfsperren als eine Lage der Trennschicht gelten. Für eine Lage Trennschicht kommen folgende Materialien in Frage (andere Erzeugnisse mit vergleichbaren Eigenschaften können ebenso eingesetzt werden):

◊ Polyethylenfolie von mindestens 0,1 Millimeter Dicke,

◊ kunststoffbeschichtetes Papier von mindestens 0,15 Millimeter Dicke,

◊ bitumengetränktes Papier von mindestens 100 Gramm je Quadratmeter Flächengewicht,

◊ Rohglasvlies von mindestens 50 Gramm je Quadratmeter Flächengewicht.

Die Lagen der Trennschicht sollten möglichst glatt und ohne Aufwerfungen verlegt werden. Die Trennlage sollte generell in ungefaltetem Zustand eingesetzt werden, gerade bei fließfähigen Estrichen bleibt beim Entfalten meist eine Sollbruchstelle im Bereich der Faltkante zurück. Wie aber sieht die Praxis aus? Welche Anforderungen sind an den Estrich zu stellen? Für Estriche gibt es eine Vielzahl von Richtlinien und Normen:

◊ DIN EN 13318 „Estrichmörtel und Estriche; Begriffe“,

◊ DIN EN 13813 „Estrichmörtel und Estrichmassen, Eigenschaften und Anforderungen“,

◊ DIN 18560 „Estriche im Bauwesen“,

◊ ATV DIN 18353 „Estricharbeiten“.

Die Normen hängen eng zusammen, so werden die in DIN 13318 genannten Begriffe auch in DIN 18560 verwendet. Ein Estrich ist ein auf einem tragfähigen Untergrund oder auf einer dazwischenliegenden Trenn- oder Dämmschicht hergestelltes Bauteil, welches unmittelbar nutzfähig ist oder gegebenenfalls frisch in frisch mit einem Oberbelag versehen werden kann. Da Estriche keine selbsttragenden Bauteile sind, sind sie im Verhältnis zum tragenden Untergrund vergleichsweise dünn. Auch ohne Verbund zum Untergrund haben sie nur lastverteilende Funktionen.

Sie werden gewählt, wenn der Untergrund zu schützen ist und an die Oberfläche eines Bodens besondere Anforderungen gestellt werden. DIN EN 13318 definiert den Estrich als Schicht oder Schichten aus Estrichmörtel, der auf der Baustelle direkt

◊ auf den Untergrund,

◊ mit oder ohne Verbund,

◊ auf einer zwischenliegenden Trenn- oder Dämmschicht verlegt wird.

Er hat eine oder mehrere der nachstehenden Funktionen zu erfüllen:

◊ eine vorgegebene Höhenlage zu erreichen,

◊ einen Bodenbelag aufzunehmen,

◊ unmittelbar genutzt zu werden.

Der tragende Untergrund wird als Bauteil definiert, das sämtliche Lasten aus dem Estrich aufnimmt.

Was ist für den Einbau zu beachten? Welche Anforderungen muss der Verlegeuntergrund zur Herstellung eines Trennlagenestrichs beziehungsweise Estrichs auf Dämmschicht erfüllen?

Ebenheit: Es gibt keine zu glatten Untergründe für Trennschichtestriche/Estriche auf Dämmschicht. Es versteht sich fast von selbst, dass grobe Verunreinigungen unbedingt vor Verlegung der Trennlage beseitigt werden müssen. Verunreinigungen auf dem Verleguntergrund (Betonplatte), die beispielsweise durch Oberflächenwasser im Bereich der Baugrube hervorgerufen wurden, stellen bei Estrichen auf Trenn-/Dämmschicht keine größeren Probleme dar und sind zu vernachlässigen.

Feuchtigkeit: Zu trocken kann ein Untergrund für einen Estrich auf Trennlage/Dämmschicht kaum sein. Probleme entstehen nur durch zu feuchte Untergründe, wobei die Beurteilung sehr schwierig ist. Wann ist der Betonuntergrund trocken, wann ist er zu feucht? Die Betonfeuchte der Rohdecke braucht der Handwerker nicht zu messen, da dies auf der Baustelle mit den üblichen Geräten nicht möglich ist. Selbst die Entnahme von Bohrkernen und das Darren im Labor ergeben keine eindeutige Aussage.

Gemäß BEB-Merkblatt könnten CM-Messungen allenfalls an der Betonoberfläche vorgenommen werden, normalerweise ist ein Wert von vier bis fünf Gewichtsprozent üblich. Im Allgemeinen stellt das weder für Estrich noch

Belag ein Problem dar. Bei der heutigen Bauweise ist die Betondecke häufig sehr jung. In einem solchen Fall kann sich noch viel mehr Feuchtigkeit im Beton befinden und später zu Problemen beim Oberbelag führen. Dies zu erkennen oder gar zu berechnen, ist nicht einfach und schon gar nicht dem Handwerker zuzumuten, der nicht über die erforderliche Ausbildung verfügt. Entsprechende Schritte vorzugeben, liegt in der Verantwortlichkeit des Planers/der Bauleitung.

Dehäsiv wirkende Schichten: Diese Schichten auf der Basis von Öl, Wachs oder Silikon sind bei Estrichen auf Trenn-/Dämmschicht problemlos. Doch ist zu beachten, dass sichtbare Öl- oder chemische Rückstände Dämmschichten oder Folien beeinträchtigen und durch Wechselwirkung mit der Trennlage Geruchsbelästigungen hervorrufen können. Der Auftragnehmer hat auch hier zu berücksichtigen, was er mit dem üblichen Gerät oder Augenschein zu erkennen in der Lage ist. Es obliegt dem Auftraggeber, eingehendere Prüfungen in Auftrag zu geben.

Risse im Untergrund: Über Rissen sollte Estrich nicht verlegt werden. Auch hier sind Dämmschicht-/Trennschichtestriche verglichen mit Verbundestrichen weniger problematisch. Jedoch sollten Risse mit Ausnahme von kleinen Schwund- oder Trocknungsrissen an der Betonoberfläche grundsätzlich untersucht werden. Ist deren Ursache nicht beseitigt, könnten sie sich vergrößern und insbesondere bei Verbundestrichen im Estrich abzeichnen. Ein Riss stellt keinen Mangel dar, solange die Gebrauchstauglichkeit der Konstruktion uneingeschränkt gegeben ist (gerade bei Industrieestrichen). Trotzdem ist vorab auf Risse hinzuweisen.

Gleichmäßige Dicke: Laut ATV DIN 18353 „Estricharbeiten“ sind Estriche auch im Gefälle gleichmäßig dick und ebenflächig herzustellen. Da Spannungsverhältnisse innerhalb der Estrichscheibe nicht ausgeglichen sind, sind unterschiedlich dicke Estriche eher als gleichmäßig dicke Estriche von den Rissbildungen betroffen. Die Trocknungszeit unterscheidet sich ebenfalls. Wo der Estrich dünner verlegt wurde, ist er bei sonst gleichen Bedingungen schneller trocken.

Dadurch baut sich dort die Spannung infolge des Schwindens früher auf. Dickere Estriche trocknen langsamer. Gemäß VOB hat der Auftragnehmer Oberbodenarbeiten den vorhandenen Verlegeuntergrund, also in dem Fall die Estrichkonstruktion, in Bezug auf den Restfeuchtigkeitsgehalt nach der CM-Methode zu überprüfen. Die verschiedenen Dicken eines Estrichs sind für den Oberbodenverleger bei seiner Vorleistungsprüfung nicht erkennbar. Nimmt er die Feuchtemessung an der dicksten Stelle vor, so ist dies Zufall. Die orientierende Messung mit einem elektronischen Gerät dient der Lokalisierung dickerer Estrichstellen, ist im Resultat aber in der Regel zu unsicher. Ein erfahrener Oberbodenleger erkennt die Stellen, wo infolge der Raumgeometrie der Estrich langsamer trocknet, und nimmt dort die Feuchtemessung vor. Die Rede ist von Ecken oder Winkeln, wo die Luftbewegung geringer ist. Unrealistisch ist eine absolut gleichmäßige Estrichdicke. In der Norm sind Unterschreitungen der Nenndicke zugelassen. Die ergab sich bisher durch den Mittelwert von zehn Messungen, ehe diese Zahl von DIN 18560, Ausgabe 2004, relativiert wurde. DIN 18560 in den Teilen zwei, vier sowie sieben besagt zur schwimmenden Verlegung oder Verlegung auf Trennschicht: „Zur Prüfung der Dicke sind ausreichend viele Messstellen anzulegen, die gleichmäßig über den zu prüfenden Estrich zu verteilen sind. Als Richtwert ist bei Flächen bis 100 Quadratmeter eine Messstelle je zehn Quadratmeter anzusehen.“ Es sollten aber vier Messstellen für eine solche Fläche sein. Und weiter: „Bei größeren Flächen können weniger Messstellen vorgesehen werden. Der Abstand der Messstellen vom Rand muss mindestens 15 Zentimeter betragen. Die Dicke ist zu messen und auf eine volle Millimeterzahl zu runden.“ Bei Einzelmessungen sind bei einem Estrich von 40 Millimeter vorgesehener Nenndicke Unterschreitungen der Nenndicke um fünf Millimeter zulässig. Um den Mittelwert zu erreichen, muss diese Nenndicke überschritten werden. Die Norm gibt keine eindeutigen Maße vor, die Fachleute haben bisher keine Einigung erzielt. Dies wird im Schadensfall unterschiedliche Interpretationen hervorrufen. Eine Prüfpflicht des Oberbodenlegers hinsichtlich der Estrichdicke ist nicht grundsätzlich gegeben. Geschieht dies im Zuge der CM-Messung, gilt dies nicht als Festlegung der Estrichdicke gemäß DIN 18560-1, Tabelle 1, sondern gehört zum Standard der CM-Messung.

Diese Messung umfasst die gesamte Estrichdicke, muss also bis zur Dämmschichtabdeckung beziehungsweise Trennlage gehen, so dass die Estrichdicke recht einfach gemessen werden kann. Schwierig wird die Einhaltung der Dicke bei selbstverlaufenden Fließestrichen. Die weisen meist eine sehr gute Oberflächenebenheit auf, wobei die Dicke der Estrichschicht Unregelmäßigkeiten zeigt, wenn die Rohdecke, der Untergrund, nicht eben ist. Dass eine unterschiedliche Estrichdicke starke Unebenheiten des Untergrunds ausgleicht, lässt sich bei solchen Estricharten kaum vermeiden. Die Ebenheit des Untergrunds muss der Estrichleger vor Beginn seiner Arbeit prüfen. Und er muss bei Unebenheiten Bedenken anmelden. Durch Schüttung oder Ausgleichsestrich ist gegebenenfalls die Ebenheit herzustellen. Weil die Forderung einer gleichmäßigen Dicke auch für Estriche im Gefälle gilt, muss dieses Gefälle auch im Untergrund vorhanden sein. Besonders wichtig ist die gleichmäßige Dicke bei Estrichen auf Trennschicht, die im Freien verlegt werden. Die Abdichtung muss hier bereits im Gefälle verlegt sein; die Nahtkanten der Abdichtung müssen in Gefällerichtung verlaufen.

Rohrleitungen: Nach DIN 18560 und ATV DIN 18353 muss zur Estrichverlegung ein ebener Untergrund vorhanden sein. Danach dürften auf der Rohbetondecke Rohre, Kabel, Leitungen, Kabelkanäle und andere Einbauten nicht vorhanden sein. Die Praxis sieht anders aus. Unregelmäßige Untergründe mindern bei Estrichen auf Trennschicht sowie Verbundestrichen die Dicke und stören das Gefüge. Kerbspannungen sind die Folge, statisch gesehen entsteht ein negatives Moment, Risse sind oft die Konsequenz. Zudem ist bei Estrichen auf Trennschicht die Bewegungsmöglichkeit beeinträchtigt. Auch dadurch entstehen Risse. Estriche werden hinsichtlich Dicke und Güte der vorgesehenen Beanspruchung angepasst. Wird die Dicke durch Rohre oder andere Einbauten gemindert, ist von Rissbildungen abgesehen die Tragfähigkeit in Frage gestellt.

Tragfähigkeit: Für Estriche auf Trennlage nach DIN 18560-4 gibt es keine Tabellenwerte, um die ausreichende Dicke bei unterschiedlichen Belastungen zu ermitteln. Unter 3.2. ist lediglich nachzulesen: „Die Dicke ist gemäß DIN 18560-1 zu wählen. Sie sollte aus fertigungstechnischen Gründen nicht weniger als etwa das Dreifache des Größtkorns des Zuschlags betragen. Die Estrichnenndicke sollte bei einschichtigem Estrich

◊ 15 Millimeter bei Kunstharzestrichen,

◊ 25 Millimeter bei Gussasphaltestrichen,

◊ 30 Millimeter bei Calciumsulfat- und Magnesiaestrichen,

◊ 35 Millimeter bei Zementestrichen

nicht unterschreiten.“ Dies seien die absoluten Minimaldicken, die am Untergrundhochpunkt gemessen würden. Daraus sollte nicht der falsche Schluss gezogen werden, künftig Trennlagenestriche mit diesen Dicken auszuschreiben. Geht man von 20 Millimeter Toleranzbereich in einer baupraktisch realen Betonplatte aus, so sollte ein Zementestrich 35 bis 55, im Mittel also 45 Millimeter dick sein. Außerdem seien diese Mindestdicken bestenfalls für leichte Beanspruchung, also Gehbelastung, ausreichend. Die Tabellen in der DIN 18560-2 geben einen Anhaltspunkt für die Dimensionierung.

Im Kommentar zur ATV DIN 18353 „Estricharbeiten“ von Abert/Erning ist nachzulesen: „Für Festigkeit und Dicke bei Estrichen auf Trennlage sind Mindestanforderungen festgelegt worden. Hier wurden keine Lastannahmen berücksichtigt und die Bemessungstabellen, wie bei den schwimmenden Estrichen in Abhängigkeit von Verkehrslasten, gibt es nicht. Aus diesem Grund sollte man sich an den Tabellen aus DIN 18560-2 orientieren.“

Leider wird in der Praxis immer noch häufig ein Wert von 35 Millimeter als ausreichend für die Verwendung eines Estrichs auf Trennlage in einem Industriebau beziehungsweise in gewerblich genutzten, hoch belasteten Bereichen angenommen. Zwar lassen sich technisch die Estrichdicken durch höher vergütete Estriche deutlich reduzieren. Die Vorgaben diesbezüglich sind aber Sache des Planers.

Trocknung von Estrichen auf Trennlage: Die Estriche auf Trennschicht, insbesondere Zementestriche, verkürzen sich wie jeder zementgebundene Baustoff beim Austrocknen. Dieses Schwinden führt bei beweglichen Zementestrichen auf Dämm- und Trennschicht abgesehen von der Verkürzung des Estrichs in horizontaler Richtung zur konkaven Krümmung der Estrichscheibe. Das sich beim Trocknen einstellende Feuchtigkeitsgefälle (von unten nach oben) hat ein unterschiedliches Verkürzungsbestreben über dem Estrichquerschnitt zur Folge.

Der Verkrümmung entgegen wirkt das Eigengewicht. Daher beschränkt sich die Verwölbung meist auf einen 0,5 bis 1,5 Meter breiten Randbereich der Estrichscheibe. Der mittlere Bereich senkt sich bei Dämmschicht unter die Ausgangslage ab, bei Trennlage verstärkt sich das Aufschüsseln im Randbereich noch. Bei größeren Flächen wie Industriebauten oder Kaufhäusern treten im Tagesansatz- oder Bewegungsfugenbereich Aufschüsselungen/Verformungen auf.

Die Estrichkonstruktion ist zwar gemäß einschlägigen Merkblättern bei den Verlegemaßnahmen trocken, der Feuchtigkeitsgehalt liegt also bei weniger als zwei CM-Prozent. Doch ist das Verformungsverhalten nicht abgeschlossen. Es sind immer noch Aufschüsselungen, insbesondere in den Randbereichen, vorhanden. Durch Belastung insbesondere im Industriebereich kann es an den Kanten deshalb zu einer Überlastung und zu einem Herunterbrechen sowie zu Rissen innerhalb der Estrichscheibe kommen. Aus diesem Grund ist eine ausreichende Dicke der Estrichkonstruktion auf Trennlage unabdingbar erforderlich.

Ralf Marth ralf.marth@freenet.de