ZVPF-Mitgliederversammlung stellt Weichen für die Zukunft Es bewegt sich was

Neuer Name, neuer Sitz und eine Strukturreform. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung stellte der Zentralverband Parkett und Fußbodentechnik (ZVPF) Anfang November in Fulda die Weichen für die Zukunft.Wir wollen uns nicht vorwerfen lassen, wir hätten unsere Arbeit nicht gemacht.“ Vom amtierenden Bundesinnungsmeister Peter Fendt vor die Wahl gestellt, die Zukunft entweder zu verwalten oder zu gestalten, entschieden sich die Mitglieder des Zentralverbandes Parkett und Fußbodentechnik am 7. November in Fulda für Letzteres. Nahezu einstimmig fiel auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Hotel Esperanto die Entscheidung, den Sitz des Verbandes von Troisdorf nach Berlin zu verlegen. Und ebenso deutlich fiel die zweite Satzungsänderung aus, nämlich das Wort „Zentral“ im Verbandsnamen durch das Wort „Bundes“ zu ersetzen. In Zukunft firmiert der ZVPF als Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik. Schließlich fasste die Mitgliederversammlung einstimmig den bedeutenden Beschluss eines Sonderhaushaltes 2018 zu einer längst fälligen Strukturreform. Bereits auf der diesjährigen ZVPF-Mitgliederversammlung Mitte Mai in Rain am Lech wurde über die Notwendigkeit einer Innungsstrukturreform beraten. Die Mitgliederversammlung stimmte damals mit großer Mehrheit für Reformen. In Fulda wurden nun 35.000 Euro für die Dienstleistung eines externen Beraters bewilligt, der den ZVPF fit für die Zukunft machen soll. Die Wahl fiel dabei auf Ingolf F. Brauner. Der Präsident der Bayerischen Mittelstandsvereinigung gilt als renommierter Coach und Experte für Wandel in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Die Mittel für die Strukturreform kommen aus dem bestehenden Verbandsvermögen. Damit kann nun ein Projekt auf die Gleise gesetzt werden, das für den Fortbestand der Parkett- und Bodenleger-Innungen auf Bundes- wie auf Landesebene existenziell ist. Deutschlandweit verlieren Handwerksinnungen seit Jahren an Attraktivität. Für Peter Fendt und seine Mitstreiter im Vorstand hat sich der Teufelskreis längst zu drehen begonnen: Weniger Mitglieder bedeuten weniger Einnahmen. Weniger Einnahmen bedeuten weniger Leistungen. Weniger Leistungen schmälern die Attraktivität. Was passiert, wenn nichts passiert, machte Fendt in klaren Worten deutlich. Aufgrund des schwindenden Organisationsgrades können ZVPF und Innungen langfristig ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen. Der ZVPF verliert politisches Gewicht und soziale Bedeutung sowie Einfluss in den Tarifverhandlungen. Dazu kommt: Technische Standards würden nur mehr von den Industrie vorgegeben, das handwerkliche Know-how gehe verloren und mit ihm der Sinn einer Innungsmitgliedschaft. Mit der Strukturreform will sich der ZVPF den Herausforderungen der Zukunft stellen und seine Eigenständigkeit, aber auch die der Innungen erhalten. Am Ende soll ein modernes Verbandsimage stehen, das von einem neuen Selbstbewusstsein geprägt ist und nicht zuletzt eine Partnerschaft mit der Industrie auf Augenhöhe ermöglicht. Damit einhergehen soll eine neue Begeisterung für das bodenlegende Handwerk und sein Verbandsgeschehen. Nicht Totengräber seinDie einzelnen Schritte auf dem Weg zum neuen ZVPF oder besser zum künftigen Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik skizzierte Ingolf F. Brauner in Fulda dem Auditorium. Wenngleich hier und da Zweifel an der Umsetzbarkeit einzelner Maßnahmen zu Tage traten und hinsichtlich der Entscheidungsprozesse und der zeitlichen Umsetzung kontrovers diskutiert wurde. Am Ende wurden die Mittel zur Strukturreform einstimmig beschlossen. Den anwesenden Obermeistern und ihren Stellvertretern dürften die Worte von Karsten Krause in den Ohren geklungen haben: „Wir werden als Totengräber unserer Organisation dastehen, wenn wir nicht handeln.“ In seiner Ansprache appellierte Fendt an die Geschlossenheit der bodenlegenden Gewerke. Es gehe darum, die verbandlichen Aktivitäten zu konzentrieren. Das sei Voraussetzung für eine angemessene öffentliche Wahrnehmung und ein Minimum an Einflussnahme auf die politischen Prozesse in Berlin und in Brüssel. Den Schulterschluss mit dem Bundesverband Estrich und Belag, der seit Jahren in der gemeinsamen Geschäftsführung durch Edgar Leonhardt vorgelebt wird, unterstrichen in Fulda der BEB-Vorstandsvorsitzende Michael Schlag und BEB-Vorstand Simon Thanner. Beide brachten erneut den Wunsch zum Ausdruck, künftig noch mehr als bisher Seite an Seite für die Interessen der Fußbodenbau-Gewerke einzutreten. Für die Zeit nach Leonhardt, der das Renteneintrittsalter offiziell passiert hat und der sich wohl im kommenden Jahr aus der ZVPF-Geschäftsführung zurückziehen wird, hat der Verband in Fulda ebenfalls die Weichen gestellt. Reine Formsache ist demnach der gefasste Beschluss zur künftigen Geschäftsbesorgung durch den Zentralverband Deutsches Baugewerbe, ZDB. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des ZDB, warb in Fulda für die Vorteile einer eventuellen zukünftigen Mitgliedschaft in Bezug auf Lobbyarbeit und Dienstleistungen. Gleichzeitig appellierte Pakleppa an die anwesenden ZVPF-Mitglieder, die Aktivitäten der Bundesebene und der Innungsebene enger zu verzahnen. Bei der politischen Einflussnahme komme vor allem den Abgeordneten aus den Wahlkreisen eine große Bedeutung zu. Was die „Rückvermeisterung“ angeht, kann sich Pakleppa kein komplettes „Roll-back“ vorstellen, wohl aber punktuelle Veränderungen. Die Stichworte seien hier „Ausbildung“ und „Sicherheit“. Beide Aspekte seien bei der Novellierung der Handwerksordnung 2004 maßgeblich gewesen. Angesichts eines Rückgangs bei der Meisterausbildung um 80 Prozent müsse hier einiges auf den Prüfstand.Stefan Heinze stefan.heinze@holzmann-medien.de