Der interessante Schadensfall aus Österreich: Starke Fugenbildung bei einem genagelten Massivdielenparkettboden Einzelne Schrumpfvorgänge

In einer Privatwohnung wurde auf Blindboden genageltes Massivdielenparkett verlegt. Nach der Verlegung kam es zu starker Fugenbildung.Deutlich sichtbar: Nach der Verlegung des auf Blindboden vernagelten Massivdielenparkettbodens bildeten sich millimeterbreite Fugen.Einzelne Schrumpfvorgänge Ein Sachverständiger begutachtete die Schäden und erstellte folgenden Befund: Der Fußbodenaufbau besteht aus: eDeckenkonstruktion, eWeichholzstaffeln, eDielenmassivparkett amerikanische Kirsche, Länge 50 bis 200 Zentimeter, Breite 10,35 Zentimeter, Dicke 19 Millimeter mit Nut- und Federausbildung genagelt, eOberfläche versiegelt mit Wasserlack (Acryl), eDreikantsesselleisten genagelt. Die raumklimatische Bedingungen, gemessen mit dem GAN-Gerät Hydromette RTU 400, ergaben folgende Werte: eRaumtemperatur 21,3 Grad Celsius, erelative Luftfeuchte 37,5 Prozent, eHolzfeuchtigkeit 6,5 Prozent. Der Zustand der Fußbodenoberfläche wies im Schlafzimmer beim Durchgang zum Schrankraum eine Fuge von 6,5 Millimeter auf. Die Fußbodenkonstruktion bewegt sich bei Belastung mehrere Millimeter nach unten und knarrt dabei erheblich. Vor dem Fenster ist das Dielenbrett gerissen. Bei der Tür sind drei Fugen von einem bis drei Millimeter zu sehen. Bei der Stufe in der Galerie ist ein Dielenbrett gerissen. Im Gehbereich zeigen sich drei Fugen von einem bis drei Millimeter. Im Arbeitszimmer stellte der Sachverständige unterschiedliche Fugen von einem bis zwei Millimeter fest. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können, sind die Angaben der Hersteller, die Regeln des Faches und die einschlägigen Normen heranzuziehen. Die Angaben der Hersteller und Regeln des Faches decken sich. Bei Oberflächenbehandlungsmittel mit hohen Festkörperanteil ist dafür zu sorgen, dass es im Zuge der Beschichtung zu keiner Kantenverleimung der einzelnen Holzelemente kommt. In der Heizperiode sinkt die Luftfeuchtigkeit in den Räumen. Da Holz durch die Einwirkung von Luftfeuchtigkeit seine Größe verändert, kommt es bei Abgabe von Feuchtigkeit zu einem Schrumpfvorgang. Durch die Kantenverleimung ergibt sich eine Verhinderung des Schrumpfvorgangs der einzelnen Elemente. An der Stelle, an der die Kantenverleimung am schwächsten ist, kommt es zur Summierung der einzelnen Schrumpfvorgänge und zu einer Abrissstelle (Fugenbildung). Ist zum Beispiel der Schrumpfvorgang in einem Element ein Millimeter und erstreckt sich die Kantenverleimung auf fünf Elemente, so ist die Fuge an der Abrissstelle fünf Millimeter breit. Spezielle Grundierungen verhindern die Kantenverleimung bei Versiegelungslacken mit hohen Festkörperanteilen, wie sie Wasserlacke auf Acryl- oder PU-Basis aufweisen. Bei Unterkonstruktionen müssen Polsterhölzer in ihrer Lage gesichert sein, um die Stabilität zu gewährleisten. Bei den Normen ist festzustellen, dass die Önorm B 7218 in Punkt 5.3.1 Unterkonstruktion aussagt: Diese ist kraftschlüssig und lagesicher herzustellen und hat unerwünschte Bewegungen wie das Abheben oder Abgleiten durch übliche Kräfte wirksam zu verhindern. Beurteilung Die Unterkonstruktion ist nicht lagesicher hergestellt. Dadurch kommt es bei Belastung zu einem Absenken der Konstruktion. Zur Behebung müssen die Dielen an dieser Stelle demontiert und die Polsterhölzer in ihrer Lage gesichert werden. Anschließend sind die Dielen wieder zu verlegen. Des Weiteren muss es zu einem Austausch der gerissenen Dielen kommen. Um ein einheitliches Oberflächenbild (Ansatzstöße, Glanzgradunterschiede) zu erzielen, benötigt der Boden einen vollflächigen Schliff und eine Versiegelung. Die verstärkte Fugenbildung an einzelnen Stellen ist auf eine Kantenverleimung bei der Versiegelung zurückzuführen. Bei einer Luftfeuchtigkeit von zirka 50 Prozent erscheinen die Fugen kleiner und das Fugenbild verbessert.

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