Der interessante Schadensfall: Blasenbildungen in einer Beschichtung Eine Struktur wie Orangenhaut

In einer Druckerei wird ein neuer Estrich eingebracht und mit einer Beschichtung versehen. Zwei bis drei Wochen später treten Poren und Blasen auf. Der Zementestrich kann deswegen nur unzureichend gereinigt werden. Jetzt ist Sachverstand gefragt.Eine Struktur wie OrangenhautSerie Fußbodenschäden im Bild, Teil 11 Anlässlich der Neuerrichtung einer Druckerei brachten Estrichleger in einem Druckraum einen Zementestrich ein. Nach Fertigstellung und Inbetriebnahme des Betriebs stellte man fest, dass der Estrich zu intensiv abgesandet worden und nur unzureichend reinigungsfähig war. Deshalb veranlasste man nachträglich das Aufbringen einer Beschichtung. Da der Zementestrich nach vorheriger Untergrundvorbereitung durch Kugelstrahlen eine zu geringe Oberflachenfestigkeit aufwies, also mürbe und porös wirkte, wurde vor dem Beschichten eine verfestigende, lösemittelhaltige 2K-EP-Imprägnierung appliziert. Schadensbild Zwei bis drei Wochen nach der Applikation traten Poren und Blasen in der Beschichtung auf (Durchmesser >0,3 bis <2,0 cm). Die Struktur der Bodenbeschichtung erinnerte an eine Orangenhaut. Schadensursachen Das Öffnen der entstandenen Blasen ergab, dass es sich dabei nicht um flüssigkeitsgefüllte (osmotische), sondern gasgefüllte Varianten handelte, die nach Lösemittel rochen. Es gilt: Insbesondere bei lösemittelhaltigen Imprägnierungen muss sichergestellt sein, dass die bei der Verarbeitung in den Untergrund eingedrungenen Substanzen zum Zeitpunkt der Überarbeitung mit einem als dampfdicht geltenden Beschichtungssystem ausreichend verdunstet sind. Andernfalls würden sie später in der nachfolgenden Beschichtung eine Blasenbildung hervorrufen. Im vorliegenden Fall war dieser Grundsatz offenbar nicht ausreichend berücksichtigt worden. Die Folge war, dass die Lösemittelretention (Zurückhaltung der Lösemittel bei der Filmbildung, die dabei grundsätzlich als latente Gefahr gilt) verbunden mit dem übermäßig hohen Materialverbrauch zu den vorgefundenen Blasenbildungen in der Beschichtung geführt hatte. Wenn außerdem bei der Verarbeitung der Imprägnierung kein entsprechendes Rührgerät zur gezielten Durchmischung der beiden Komponenten verwendet wurde, ist nicht auszuschließen, dass ein Ausgasen niedermolekularer unvernetzter Bestandteile des Imprägniermittels ebenfalls für die Blasenbildung ursächlich war. Aufgrund der unzureichenden Oberflächenbeschaffenheit der kugelgestrahlten Estrichoberfläche war das Imprägniermittel unterschiedlich tief in den Estrich eingedrungen. Daraus ergaben sich Bereiche mit unterschiedlich hohen Lösemittelkonzentrationen und/oder eventuell unvernetzten Bestandteilen. Diese wiederum benötigten unterschiedlich lange, um aus dem Untergrund/Film zu entweichen. Dies würde auch die zeitverzögerte Bildung der Blasen erklären. Die in der Bodenbeschichtung festgestellten Poren sind dagegen auf eine unzureichende Entlüftung (mittels Stachelwalze) der frisch applizierten Beschichtung zurückzuführen und/oder auf nicht mit Grundierung gefüllte Luftporen an der oberflächennahen Randzone des Estrichs. Maßnahmen Zunächst musste der Rückbau bis auf die tragfähige Zone des Zementestrichs erfolgen. Danach konnte man mit dem Applizieren weiterer Schichten beginnen. -