Der interessante Schadensfall Gefährliche Decklamellenablösung Ein „sauberer Abschluss“ mit teuren Folgen

Decklamellenloslösungen bei Fertigparkett haben nicht immer ihre Ursache in der schlechten Verleimungsqualität. Für einen Schaden kann auch ein Versäumnis des Planers oder die nicht fachgerechte Ausführung eines Vorgewerkes verantwortlich sein.Die Dielen zeigten deutliche Aufkantungen der Decklamellen.Ein „sauberer Abschluss“ mit teuren Folgen Die vor einem halben Jahr verlegten Squashböden in einem norddeutschen Fitnesscenter zeigten sehr schnell Mängel. Bei dem dreischichtig verleimten Fertigparkettboden in der Holzart Buche löste sich eine Decklamelle nach der anderen. Was mit vereinzelten Elementen angefangen hatte und vom Hausmeister der Anlage zunächst durch eigene Handanlegung „in den Griff“ zu bekommen war, hatte sich bald zu einem großflächigen Schaden ausgeweitet. Die Bespielbarkeit der Böden war nicht mehr gegeben. Ein Sportunfall mit allen erdenklichen Folgen war nurmehr eine Frage der Zeit. Der Bauherr war sich hinsichtlich der Mängel keiner Schuld bewusst, der Verleger auch nicht und schon gar nicht der Hersteller des Parketts. Eine Einigung war in weiter Ferne. Also musste ein Gutachter her, der den Sachstand feststellen und dokumentieren sollte, um anschließend die Ursachen der vermeintlichen Mängel zu ermitteln. Letztendlich war ein Sanierungsvorschlag zu erarbeiten mit den zu erwartenden Kosten. Der Sachverständige untersuchte zunächst den konstruktiven Aufbau des Sportbodens. Eine Unterkellerung war nicht vorhanden. Die anwesenden Planer des Sportzentrums gaben ohne weiteres Auskunft über den Aufbau, der auch deshalb nicht ganz unwichtig war, da das Fitnesscenter in unmittelbarer Nähe eines kleinen Flüsschens lag. „Gelegentlich tritt der schon einmal über die Ufer und kommt uns dann bedrohlich nahe“, erklärt der Hausmeister eher beiläufig, macht aber den Sachverständigen mit dieser Bemerkung hellhörig. „Nachdem wir die Bodenfläche planiert haben, brachten die Bauarbeiter zunächst eine Kiesschicht auf. Darüber wurde dann eine dünne Polyäthylen-Folienlage eingearbeitet“, gab der Architekt über die Außenarbeiten Auskunft. Er berichtete weiter, dass dann eine etwa 200 Millimeter dicke Rohbetonplatte folgte, auf die der Schwingboden direkt verlegt wurde. Dieser wiederum bestand aus einem mehrschichtigen Unterbau mit massiven Schwingbretterlagen und Gummigranulat-Unterlagenpads. Als Oberbelag diente ein 22 Millimeter dicker dreischichtiger Fertigparkettboden, der auf der letzten etwa 20 Zentimeter auseinander liegenden Federbrettlage durch die Feder verdeckt „geklammert“ worden war. Die Oberfläche des Parketts war lediglich grob geschliffen und mit einer offenen Grundierung versehen. Das gab dem Boden die dauerhaft nötige Trittsicherheit. Spielfeldmarkierungen bildeten den optischen Abschluss des Fußbodenaufbaues. Der Sachverständige vergewisserte sich nochmals wegen der eingebrachten PE-Folie. Eine ordnungsmäßige Abdichtung gemäß der DIN 18195 „Bauwerksabdichtungen“ lag nicht vor, ein Umstand, der bei der örtlichen Lage in der Nähe eines Flusses durchaus schadensbegünstigend zu nennen ist. Außerdem ist gerade bei einem solchen Aufbau eine Perforation der Abdeckung während des Einbringens des Betons nahezu unvermeidlich. Die daraufhin folgende Messung der Holzfeuchte der Squashdielen ergab Werte bis zu 13 Prozent. Dieser Wert lag erheblich über der Einbaufeuchte von etwa 8 Prozent, mit der Fertigparkettelemente normgerecht angeliefert werden. Eine Überprüfung der Randfugen ergab, dass diese zwar – ordnungsgemäß angelegt – vorlagen, aber deren Funktion mit einer entsprechenden flachen direkt an die Wand anschließenden Abdeckleiste nicht nur beeinträchtigt, sondern durch den Pressdruck des Parketts sogar vollkommen aufgehoben war. Auf Befragen stellte sich heraus, dass der Bauherr diese bei einem Squashboden unübliche Leiste aufgebracht hatte, weil ihm die Optik der „offenen“ Randfuge nicht gefiel. Dieser „saubere Abschluss“ bewirkte allerdings, dass sich kein Ausgleich zwischen Raumklima im Hohlraum der Schwingbodenunterkonstruktion und der eigentlichen Raumluft ausbilden konnte. Bei dem vorgefundenen Aufbau mit der nicht fachgerechten Abdichtung wäre dieser aber erst recht nötig gewesen. Der Gutachter nahm noch weitere Messungen vor, um seine Feststellungen zu untermauern. Die Lagerkonstruktion wies ähnliche Holzfeuchtewerte auf, wie die des Parketts. Wegen des erheblichen Quelldrucks der Gesamtkonstruktion ging er zu Recht davon aus, dass deren Einbaufeuchte geringer als zum Zeitpunkt der Besichtigung gewesen sein musste. Eine anschließende CM-Messung des Betonuntergrundes wies ebenfalls auf eine erhebliche Durchfeuchtung hin. Im Anschluss daran untersuchte der Parkettsachverständige die Qualität der Schichtverleimung des Fertigparketts an mehreren Stellen. Mit einem geeigneten Stecheisen hebelte er die obere Decklamellenlage auf und konnte konstatieren, dass bei den wahllos gewählten Prüfstellen ein im Durchschnitt 80- bis 90-prozentiger Holzbruch vorlag, der auf eine einwandfreie Verleimung des Parketts hindeutete. Auch bei den vielen bereits losgelösten und aufgekanteten Elementen bestätigte sich diese Erscheinung. Selbstverständlich hatte die enorme Feuchtebelastung aus dem Unterboden zu erheblichen Spannungen im Parkett geführt. Dass gerade an die Verleimfestigkeit eines Sportbodens wegen der ständigen Durchbiegungen und Belastungen erhebliche Anforderungen gestellt werden, ist zwar fachlich richtig, spielte aber in diesem Zusammenhang keine Rolle. Der Sachverständige konnte seine Beweisfragen in seinem Gutachten nacheinander kurz und bündig abarbeiten. E Istzustand: Schäden mit akutem Sanierungsbedarf waren vorhanden. E Ursache: Auffeuchtung des Holzes durch fehlerhafte Abdichtung und nicht funktionsfähige Randfugen. E Sanierung: Totalschaden, der die komplette Entfernung des Sportbodens notwendig macht. Eine ordnungsgemäße Abdichtung ist vor der Neukonstruktion vorzusehen.