Der interessante Schadensfall: Plakatbildung bei Parkett unterschiedlich beurteilt Die Mischung macht’s

Wie unterschiedlich ein- und derselbe Sachverhalt beurteilt werden kann, zeigt dieses Beispiel für Plakatbildung bei Parkett. Im vorliegenden Fall geht es um farbliche Abgrenzungen bei Buchenholz – und um eine missglückte Rückkehr aus dem Urlaub.Hier war es bei der Verlegung schon dunkel ...Die Mischung macht’s Der Kunde hatte sich in der Ausstellung des Bodenverlegebetriebes ein Buchenfertigparkett, dreischichtig, ausgesucht. Die an der Wand hängenden etwa ein Quadratmeter großen Musterflächen zeigten ein bunt sortiertes Parkett, das Bild war ansonsten recht gleichmäßig. Die Sortierung hieß „Bella Red“, detaillierter war sie nicht gekennzeichnet. Während seines einwöchigen Urlaubs ließ der Bauherr den Boden im Wohnzimmer verlegen. Neue Möbel wurden ebenfalls angeschafft und unmittelbar nach Fertigstellung des Bodens von einer beauftragten Tischlerei eingebaut. Als die Hausherren zurückkehrten und das neue, bereits fertig eingerichtete Wohnzimmer betraten, waren sie bitter enttäuscht. Mittig im Raum zeigte sich eine etwa drei Quadratmeter große, helle Teilfläche im Buchenparkett, die trotz Möblierung nicht zu übersehen war und sich markant von den umgebenden Dielen absetzte. Der Verleger wurde zum Ort des Geschehens zitiert. „So hatten wir uns das nicht vorgestellt“, sagte die Bauherrin. „Halb so schlimm“, befand der Verleger, „das liegt im Rahmen des Üblichen.“ Dem Kunden zum vorläufigen Trost versprach der Verleger, er werde den Parkettlieferanten einschalten, der sei der richtige Ansprechpartner. Der Anwendungstechniker des Parkettherstellers beurteilte das, was er gesehen hatte, in der schriftlichen Stellungnahme für den Abnehmer aber sehr wohl als bemängelungswürdig und bezeichnete das Bild zu Recht als Plakatbildung bzw. lineare Abgrenzung von Teilflächen. Ein Verarbeiten aus mehreren Verpackungen hätte die Beanstandung wahrscheinlich verhindert. Den „schwarzen Peter“ gab er damit an den Verleger zurück. In dessen Händen war er auch richtig aufgehoben, denn die farblichen Abgrenzungen sind in einem wie hier beschriebenen Wohnzimmer allemal ein Mangel. Das gilt übrigens unabhängig davon, ob es sich bei dem Parkett um eine genormte oder ungenormte Ware handelt. Und in der Verantwortung des Verlegers liegt der Mangel ebenfalls, denn er hat das Parkett unter Missachtung von Verlegevorschriften auf den Boden gebracht, also muss er auch dafür gerade stehen. Wie der Verleger mit dem Hersteller klar gekommen ist, dem in seine Lieferung von gedämpftem Buchenparkett ein Paket ungedämpften Holzes hineingerutscht war, ist in diesem Fall nicht relevant. Für den im Zuge der Auseinandersetzung eingeschalteten Gutachter, der die Verantwortungsverhältnisse so bestätigte, ging es lediglich noch um die Art der Sanierung. Er empfahl den schwimmend verlegten Boden bis etwa zur Hälfte, sprich bis über den Bereich mit den plakativen Farbabweichungen hinaus auszutauschen und vertraute darauf, dass bei der Reparatur die Zweitlieferung der Buche zum bereits vorhandenen Parkett passen möge. Ein ähnlicher Fall mit anderem Ausgang In einem Schulgebäude wurde für die Klassenräume Hochkantlamellenparkett in der Holzart Eiche ausgewählt. Die Parkettverleger verlegten das Holz, unterbrachen aber ihre Arbeiten, als sie feststellten, dass sie einige auffällige dunklere Streifen produziert hatten, die die Größe des Inhalts eines Paketes aufwiesen. Der Firmenchef wurde sofort informiert. Der Fachmann ließ weiterverlegen mit dem noch einmal bekräftigten Hinweis, durch gutes Mischen der Pakete solche Erscheinungen soweit als möglich zu reduzieren. Nach dem Schleifen und Versiegeln war allerdings der bauleitende Architekt mit dem Ergebnis sehr unzufrieden. Die Oberflächenbehandlung hatte die helleren Bereiche noch intensiver herausgeholt. Der Verleger war gefordert. Seine Auffassung wurde gutachterlich bestätigt, denn dem vom Auftragnehmer eingeschalteten Experten blieben zwar die helleren Teilflächen nicht verborgen, er kam aber insgesamt zu dem Ergebnis, die Verlegung sei fachgerecht. Begründung: Hochkantlamellenparkett ist als Restholz der Mosaikparkettherstellung per se ein rustikaler Boden, bei dem Farbunterschiede durchaus vorkommen dürfen. Auch die kleine Musterfläche, die der Verleger vor Beginn der Arbeiten hatte anfertigen lassen und die diese Erscheinungen nicht in dem vorgefundenen Maße zeigte, änderte nichts an seiner Bewertung. Anforderung anders Der Gutachter unterstrich seine Auffassung mit zwei weiteren Faktoren: Zum einen handle es sich um eine Schulklasse, an dessen Boden seiner Nutzung entsprechend nicht die optischen Anforderungen wie an ein Wohnzimmerparkett zu stellen seien. Zum anderen sei nach Einbau des Schulmobiliars das Bild ein ganz anderes. Der Parkettboden ist fachgerecht hergestellt und nicht zu beanstanden, lautete seine Schlussformulierung, der sich der Architekt, jetzt von der Richtigkeit überzeugt, anschloss und den Boden beanstandungsfrei abnahm.