Der interessante Schadensfall: Sollen Sockelleisten lange erhalten bleiben, kommt es nicht nur auf die richtige Produktwahl an Die Leiste muss etwas leisten

Den perfekten Randabschluss eines Parkettfußbodens bilden – das ist die Aufgabe von Fußleisten. Aber bei deren Einbau kann der Bodenleger Fehler machen, die später zu Beanstandungen von Kundenseite führen können.Ausgeschrieben war die fachgerechte Verklebung von rund 120 Quadratmeter von einem genau spezifizierten Mehrschichtparkett in den Holzarten Eiche und Doussie auf einem Estrich. Für den Randbereich war eine Sockelleiste, weiß ummantelt, vom Planer vorgesehen. Der Boden wurde verlegt, alles schien gut, selbst die leichten Unebenheiten, die sich im Randbereich unter den Leisten offenbarten, teilweise durch Unebenheiten im Estrich, teilweise auch durch leichte Parkettverformungen bedingt, gaben zunächst keinen Anlass zu einer Beanstandung. Der Bauherr hatte partout keine Vorleiste gewollt und auch das empfohlene Ausspritzen dieser Bereiche war ihm ein Dorn im Auge, eher akzeptierte er das daraufhin vom Verleger prognostizierte Erscheinungsbild. SchadensbildAlles wurde wie gewünscht ausgeführt und auch für gut befunden bzw. abgenommen und bezahlt. Der Neubau wurde allerdings wegen einiger Hindernisse beim Umzug noch nicht bezogen. Zwei Monate gingen ins Land und weitere Handwerksarbeiten in den mit Parkett verlegten Räumen, geschützt durch eine Abdeckung, folgten. Die Wohnzimmerdecke war nochmals zu streichen, der imposante Leuchter musste installiert werden und einiges mehr. Kurz vor Einzug bestellte der Bauherr eine Putzkolonne, die in seinem neuen Haus noch einmal „klar Schiff“ machen sollte und diesem Wunsch auch in vollem Umfange entsprach. Da die Fußbodenabdeckung im Wohnzimmerbereich nicht so vollflächig gelungen war, wie es notwendig gewesen wäre, hatten sich gerade in den Randzonen erhebliche zum Teil festgetretene Staub- und Schmutzmengen angesammelt, die hartnäckig am Boden hafteten. Die dort notwendigen Reinigungsmaßnahmen waren keineswegs als nebelfeuchtes Wischen zu beschreiben. Folge: Es drang Feuchtigkeit unter die schneeweißen Sockelleisten, deren Faserplattenkern teilweise aufquoll und ein sehr unschönes Erscheinungsbild unter der Ummantelung hervorrief, das allerdings dem Betrachter erst aus einer entsprechenden Blickrichtung ins Auge fiel. Bei der üblichen Sichtweise aus stehender Haltung war nichts zu sehen. Das war auch der Grund, warum die Beanstandung etwas auf sich warten ließ, die aber schließlich doch den Auftragnehmer für die Arbeiten an den Fußleisten erreichte. Der sah sich der Aufforderung des Bauherrn folgend das potentielle Schadensbild an, fühlte sich aber dafür keineswegs verantwortlich. Er wies seinen Auftraggeber darauf hin, dass er ihn schriftlich darüber aufgeklärt hätte, dass bei einer solchen starren Leiste aufgrund der Ebenheitstoleranzen offene Fugen zwischen Belagsoberkante und Leistenunterkante entstehen würden. Von eventuellen Aufquellungen hatte er allerdings nichts gesagt. „Hätten wir wie vorgeschlagen eine zusätzliche Vorleiste angebracht oder den Zwischenraum farbgleich ausgespritzt, wäre es nicht zu diesem Erscheinungsbild gekommen. Halten Sie sich an ihren Architekten oder die Putzkolone, aber bitte nicht an mich.“ Es kam wieder einmal zum Streit, der durch einen Sachverständigen beigelegt werden sollte. Die diesem unterbreiteten Fragen drehten sich allein um die Leisten, so dass andere durchaus offensichtlich Probleme an diesem Boden ausgeklammert wurden. Deshalb konzentrierte sich der Gutachter allein auf den Randbereich. SchadensanalyseIhm fiel zunächst anhand der Holzverfärbungen auf, dass das Abdecken des Bodens, von einem Folgegewerk nach den Fußbodenarbeiten vorgenommen, unzureichend ausgeführt worden war, erkennbar an den Farbveränderungen im Holz, die deutlich die Grenzen zwischen abgedeckten und unabgedeckten Bereichen markierten. Nachvollziehbar war deshalb, dass sich in den offenliegenden Bereichen Schmutz auf dem Boden abgelagert haben könnte, wodurch eine etwas intensivere Reinigung notwendig geworden ist. Dann widmete er sich den erkennbaren Veränderungen an den Leisten. Sicht- und fühlbar war eine merkliche Aufquellung der folienummantelten weißen Leiste, die sich bei Gegenlichtbetrachtung als rauhe Oberfläche vom umliegenden Bereich abgrenzte. Die Leiste selbst war eine sehr einfache „Baumarktlösung“, die durch die Beschreibung – weiß ummantelt in den vorgeschriebenen Abmessungen – gekennzeichnet war. Sie war weder unterseitig beziehungsweise rundum geschützt noch schien sie in irgendeiner Weise wasserfest zu sein. Die Ebenheitsprüfungen im Randbereich ergaben übrigens keine Abweichungen, die über die gültigen Normen hinausgingen. Der Gutachter kam schließlich zu dem Schluss, dass Feuchtigkeit, die durch die unsachgemäße Pflege in den Leistenträger eingedrungen war, ursächlich für den Schaden war. SchadensbeseitigungEin komplettes Ausspritzen der Leistenvorderkante wäre von Vorteil gewesen, den gleichen Effekt hätte aber auch eine Viertelstableiste gehabt, die nicht nur die offenen Fugen wirksam abgedeckt, sondern auch die Sockelleiste geschützt hätte. Es gäbe eine Reihe von Sockelleisten mit speziellen Ausstattungen und Konstruktionsdetails im Markt, die besser vor Feuchtigkeit geschützt wären als die hier zum Einsatz gekommene. Auf die gestellte Frage, ob ein Hinweis auf potentielle Feuchteschäden nicht hätte explizit erfolgen müssen, gab der Sachverständige keine Antwort. Er empfahl ein entsprechendes Auswechseln der Leisten und versuchte, soweit es ihm als Gutachter zustand, für die Kosten noch vor Ort die anwesenden Planer, Verleger und Reinigungskräfte ins Boot zu holen. Da jeder den für ihn anfallenden Betrag „aus der Portokasse“ bezahlen konnte, regte sich auch kein Widerspruch.