Amtico: Das Land der unbegrenzten Designmöglichkeiten liegt in Coventry, Großbritannien Die Kronjuwelen des Bodendesigns

Seit mehr als fünfzig Jahren überzeugt Amtico mit preisgekrönten sowie exklusiven Kunststoffbelägen und gilt als Vorreiter in der Branche, wenn es um Design und technische Innovationen geht. Warum, das offenbart sich beim Besuch vor Ort.

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    Sie sorgen dafür, dass in der DACH-Region alles rundläuft (von links): Stefan Prinz, Vertriebsleiter und Prokurist für die DACH-Region, Kirsten Krämer, Marketingleiterin, sowie Geschäftsführer Oliver Kluge, Mitglied im Vorstand und zuständig für DACH und Kontinentaleuropa.
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    Um eine neue Kollektion auf den Weg zu bringen, arbeitet ein Team von zwanzig Kreativen zusammen. „Die Inspirationen kommen unter anderem durch den Besuch von Messen und Städten in der ganzen Welt“, so Lorna Williams (Mitte), Chefdesignerin bei Amtico.
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    Visionen auf den Boden gebracht: David McCallum, Chef des CAD-Teams, zeichnet hochkomplexe Lösungen für Sonderanfertigungen. Diese machen etwa zehn Prozent des gesamten Auftragsvolumens aus. Der Phantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt.
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    Technischer Mitarbeiter John King (li.) im Gespräch mit „Pigment Man“ Chris McDonald. Dieser sorgt für den richtigen Anteil an Pigmenten in der Granulat­mischung, damit am Ende auf der Dekorschicht auch die gewünschten Effekte zu sehen sind.
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    Geht nicht, gibt‘s nicht: Designbelag­hersteller Amtico bietet unbegrenzte Möglichkeiten an Farben, Mustern und Verlegetechniken. Zu den Referenzobjekten zählen Ölplattformen ebenso wie Shopping-Malls oder die Ausstattung der Winter­olympiade in Sotschi.

Die Zeiten, in denen ein passionierter Jäger mit der Schrotflinte durch die Amtico-Produktion im englischen Coventry pirschte, um Tauben zu verjagen, die durch die offenen Werkstore eingeflogen waren, sind lange vorbei. Das Unternehmen, das bereits 1964 gegründet wurde und seit 2012 Teil der in den USA ansässigen familiengeführten Mannington Group ist, gilt nach wie vor als Spezialist für Designbeläge und konnte 2015 einen Rekordumsatz in Deutschland von über 25 Millionen Euro verbuchen. Eine reife Leistung, wenn man bedenkt, dass Amtico den Markt vor zehn Jahren noch alleine bespielte, wohingegen sich heute locker weltweit bis zu 70 Mitbewerber tummeln. Eine Ursache für den dauerhaften Erfolg liegt sicher darin begründet, dass der Bodenbelagspezialist hohen Wert auf Qualität, Kundenservice und innovatives Produktdesign legt.

Es fallen fast keine Reklamationen an

„Wir erfinden uns ständig neu“, erklärt Geschäftsführer Oliver Kluge, der dem Unternehmen bereits seit 24 Jahren die Treue hält. Während sich in Großbritannien das Auftragsvolumen fifty-fifty auf Commercial (Handel) und Residential (Privatbereich) aufteilt, erfolgt der Vertrieb in Deutschland ausschließlich über den Objektbereich.Weltweit agieren 2.300 Mitarbeiter in der Mannington-Gruppe, das Team in Deutschland besteht aus 41 Mitarbeitern, das Vertriebsbüro für die DACH-Region befindet sich seit 1990 in Neuss. „In Coventry haben wir kurze Wege zwischen Forschung, Entwicklung von neuen Designs, Produktion und Verpackung und können auf diese Weise schnelle Entscheidungen treffen“, so Oliver Kluge, Mitglied im Vorstand und zuständig für DACH und Kontinentaleuropa.

Die Lieferzeit beträgt drei bis fünf Tage, produziert wird ­vorwiegend Kommissionsware, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche im Dreischichtbetrieb. Bei Amtico rechnet man mittelfristig mit weiteren Wachstumsraten bei Designbelägen und plant deshalb eine Erweiterung der Produktionsflächen um das Doppelte. Vorteilig wirkt sich dabei aus, dass sich das gegenüberliegende Firmengelände bereits in Amtico-Eigentum befindet.

Das Qualitätsmanagement hat einen hohen Stellenwert und Oliver Kluges Aussage, „Wir sind zufrieden mit dem Ergebnis“, fällt dann doch unter „englisches Understatement“, denn die Beanstandungsquote liegt bei traumhaft geringen 0,4 Prozent. Grundlage der Designbelag-Herstellung ist der sogenannte „virgin PVC“, der einen Reinheitsgrad von neunzig Prozent aufweisen kann. „Je mehr Füllstoffe sich im PVC befinden, desto günstiger wird das Produkt und damit auch qualitativ schlechter“, so technischer Mitarbeiter John King. Hochmoderne Maschinen sorgen dafür, dass der Amtico-Designbelag in 1-A-Qualität aus dem Kalander kommt.

Auf den ersten Blick ist bei den gängigen Dekoren nicht erkennbar, was den kleinen, aber feinen Unterschied ausmacht, der sich letztendlich im Preis niederschlägt. Denn die Qualität ist nicht nur von der Materialzusammensetzung abhängig, sondern auch von der Verarbeitung des Materials. Beispielsweise wird die transparente PU-Nutzschicht bei Amtico nicht nur aufgebracht und mittels Hitze mit der Druckschicht fest verbunden. Der Vorgang wird wiederholt, nachdem die Beschichtung abgekühlt wurde. „Das verbessert die Strapazierfähigkeit und die Langlebigkeit des Belages noch einmal immens“, sagt Oliver Kluge. Ein Arbeitsschritt, den sich viele Mitbewerber sparen.

Über die Dekore machen sich in Coventry zwanzig Kreative in der hauseigenen Designabteilung Gedanken. „Um dem Original so ­nahe wie möglich zu kommen, gehen wir bis ins kleinste Detail“, erklärt Lorna Williams, Chef­designerin bei Amtico. Manche Oberflächen wie Teak oder ­American Oak sind bereits seit mehr als zwanzig Jahren im Programm. „Manche Designs haben aber auch eine kürzere Halbwertszeit und verschwinden nach drei Jahren wieder in der Versenkung“, berichtet Oliver Kluge. Um am Puls der Zeit zu sein, reisen die Mitarbeiter mit offenen Augen um die Welt, besuchen Messen und Städte, ­immer auf der Suche nach den neuesten Trends. In der Designabteilung wird Papier gefaltet, mit Tusche experimentiert oder Fotografien werden extrem vergrößert. Parallel entstehen Storyboards, die die Geschichte eines neuen Belags festhalten. Diese Collagen werden im engen Austausch mit den Kunden besprochen und verändert. Die Kreativen benötigen am Ende die Techniker, um das Resultat auch in Produktion zu bringen. Bis ein neuer Belag auf den Markt kommt, vergehen etwa eineinhalb Jahre. Der hohe Aufwand lohnt sich, denn die Designbeläge sind einzigartig und in ihrer Komplexität schlecht nachzuahmen. Dafür hat Amtico immer wieder Designpreise eingeheimst. Jüngst prämiert: die ab dem Frühjahr auf dem Markt erhältliche Premium-Kollektion „Signature“.

Millionen von Möglichkeiten

„Mit unseren Entwicklungen haben wir auch für die Industrie viel bewegt. Farbe, Design und Technologie sind beispielsweise auch in Oberflächen von Möbeln eingeflossen“, so Oliver Kluge. Stefan Prinz, Vertriebsleiter und Prokurist für die DACH-Region und bereits seit 13 Jahren bei Amtico mit dabei, ergänzt: „Trotz der Fülle an Varianten halten wir Kataloge und Preislisten so einfach und übersichtlich wie möglich.“ Die Vorteile der LVT’s sind hinlänglich bekannt: hohe Strapazierfähigkeit, Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit und Schmutz, gute Akustikeigenschaften beim Begehen, beste Eignung für Bereiche mit  geringer Einbauhöhe sowie einfache Reinigung und Pflege. Beschädigte Elemente können unkompliziert ausgetauscht werden. An diesem Punkt setzt Amtico an und legt in puncto Service noch eins drauf: Das Unternehmen gewährt zwanzig Jahre Garantie auf seine durchwegs phthalatfreien Produkte.

Zu den Referenzobjekten zählen Ölplattformen oder Industriefischerboote mit individuell gestalteter Kapitänskajüte,  genauso wie Shopping-Malls, Edelboutiquen, Büroräume oder einmalige Aufträge wie die Ausstattung der Winterolympiade in Sotschi: „Wir haben Millionen von Möglichkeiten, Design und Farbe auf den Boden zu bringen und genießen aufgrund unserer langjährigen Kontakte großes Vertrauen am Markt“, so Oliver Kluge. David McCallum, Manager CAD, setzt mit seinem Team auch hochkomplexe Entwürfe zeichnerisch um. Ein Highlight war dabei ein von dem aus Chicago stammenden Architekten Jordan Mozer entworfenes Einkaufszentrum in Mühlheim an der Ruhr mit mehr als 50.000 Quadratmetern Fläche über drei Etagen. Dabei mussten tausende von Einzelteilen wie bei einem Puzzle platziert werden. Bei diesem Auftrag konnte Amtico aus dem Vollen schöpfen und sowohl die gesamte Kollektionspalette ausschöpfen, als auch vielfältige Gestaltungsvarianten wie Bordüren, Zierstreifen, Übergänge, Inseln und Korridore ins Spiel bringen. „Sonderanfertigungen machen etwa zehn Prozent des globalen Auftragsvolumens aus. Über die Spezialanfertigungen kommen wir aber auch oft an den Rest der Fläche“, so Kluge. „Wir haben kein Fertigprodukt im Programm, wir sind auf gute Zusammenarbeit angewiesen und brauchen für eine professionelle, handwerkliche Ausführung auch Schienen, Profile sowie Produkte für Reinigung und Pflege. Nur durch den Austausch mit Kollegen und Kunden entsteht ein gewisses Feintuning, das allen das Leben leichter macht“, so Kluge, der sich auch als stellvertretender Vorsitzender im FEB engagiert. In der technischen Arbeitsgruppe des Fachverbandes der elastischen Bodenbelaghersteller ist Amtico vorne mit dabei, wenn es darum geht, Neuerungen zu erforschen. „Man muss jedoch nicht alles machen, was man kann“, sagt Kluge und verweist auf die Möglichkeit, Gerüche in den Boden zu integrieren. Wenn es um Visionen geht, muss sich Oliver Kluge sowieso oft bremsen: Denn für die Entwicklung technischer Neuerungen ist es notwendig, die Produktion anzuhalten und eine separate Testreihe zu fahren. Aufwand, den sich das Unternehmen angesichts voller Auftragsbücher derzeit kaum leisten kann.