Der interessante Schadensfall aus Österreich Verschmutzungen im Randfugenbereich Der Luftstrom war schuld

Dunklere Streifen bei Sockelleisten müssen nicht zwangsläufig auf mangelnde Reinigung vor der Verlegung entstanden sein. Vielmehr kann es durch Pumpwirkung und Temperaturunterschiede in der Deckenkonstruktion herrühren.Der Luftstrom war schuld In einer zweigeschossigen Wohnung verlegte man in sämtlichen Räumen und über die Stiegen einen hellbeigen Teppichboden. In der Ichse zwischen Boden und Sockelstreifen sind dunklere Verfärbungen und in der Fläche des Bodenbelages sind zirka fünf Zentimeter breite und sieben bis zehn Zentimeter lange dunklere Stellen feststellbar. Ein Jahr nach der Fertigstellung bezog ein Mieter diese Wohnung. In der Zwischenzeit wurde der Teppichboden mit Polyäthylenfolie abgedeckt. Fixiert wurde die Folie mit Stücken vom doppelseitigen Klebeband. Der Auftraggeber bemängelte vor allem die dunkleren Streifen bei der Sockelleiste. Es wurde die Vermutung ausgesprochen, dass die Verschmutzung durch eine mangelnde Reinigung der Randfuge vor der Verlegung entstanden ist. Das heißt, Staub blieb in der Randfuge und verursachte diese Verschmutzung. Ein Sachverständiger ermittelte zunächst folgenden Fußbodenaufbau: e Rohdecke; e Ausgleichsschüttung; e Dämmschichte; e Trennlage aus Polyäthylenfolie; e schwimmender Zementestrich; e verklebter Teppichboden – Velour, Polmaterial Polyamid, getuftet auf Synthesevlies, einfarbig hellbeige mit synthetischem Zweitrücken; e gekettelte Sockelleisten aus dem Teppichbodenmaterial. Die Verschmutzungen im Randfugenbereich entstehen durch Ablagerungen von Feinstaub; Korngröße 0,5 bis 5 Mikron (0,005 bis 0,0005 Millimeter) und Kolloidstaub; Korngröße unter 0,5 Micron (0,0005 Millimeter). Transportiert wird dieser Feinstaub im Luftstrom. Die Teppichfasern wirken dabei wie ein Filter und halten diese Klein- und Kleinstteilchen fest. Der schwimmende Zementestrich muss laut Önorm B 2232 von allen aufgehenden Bauteilen mindestens vier Millimeter getrennt sein. Vorgeschrieben ist dafür ein Winkelranddämmstreifen. In diesem Fall wurde ein Wellpappewinkelranddämmstreifen eingesetzt. Eine Zirkulation zwischen Raumluft und der Luft unter der Estrichplatte ist dadurch gegeben, ja erwünscht, um vor allem den Transport der Baufeuchte und eventuell auch im geringen Ausmaß von Diffusionsfeuchte zu gewährleisten. Meistens sind auf der Rohdecke diverse Leitungen verlegt beziehungsweise ist die Rohdecke stärker uneben, dann kann eine ungebundene Ausgleichsschichte bis drei Zentimeter Dicke eingebracht weren. Diese Ausgleichsschichten sollen möglichst feinteilarm sein. Weisen sie dazu noch ein geringes spezifisches Gewicht auf, ist nur ein geringer Luftstrom für den Transport nötig. Beurteilung Im konkreten Fall befinden sich die Feinteile mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Ausgleichsschüttung unter der Dämmschicht der schwimmenden Zementestrichkonstruktion. Die für den Transport notwendige Luftzirkulation kann durch zwei Mechanismen ausgelöst werden: a) Pumpwirkung: Durch wechselseitige Belastung der Estrichplatte (zum Beispiel durch Bege-hen) entsteht eine Durchbiegung nach unten. Bei der Entlastung bewegt sich die Estrichplatte wieder in die Ausgangslage zurück. Durch diese Pumpwirkung wird über die Randfuge ein Luftzug erezeugt, in dem die leichten Staubteilchen mittransportiert werden. b) Temperaturunterschiede in der Deckenkonstruktion: Sind im Bereich der Deckenkonstruktion erhebliche Temperaturunter-schiede, und zwar an der Deckenseite im Untergeschoss höhere Temperaturen als an der Fußbodenoberfläche des Obergeschosses, kommt es durch die Thermik zu einer Luftzirkulation über der Randfuge, in der die leichten Staubteilchen mittransportiert werden. Dies tritt vor allem dann auf, wenn die untere Wohnung mehr als die obere Wohnung beheizt wird. Bei einer Raumtemperatur von 22 bis 23 Grad betragen die Temperaturen an der Decke, da warme Luft nach oben steigt, 24 bis 25 Grad. Herrscht in der oberen Wohnung eine Raumtemperatur von 16 bis 17 Grad, herrscht am Fußboden eine Temperatur von 14 bis 15 Grad. Es gibt also ein Temperaturgefälle von 10 Grad. Je größer das Gefälle, desto stärker die Luftzirkulation. Die Fasern des textilen Bodenbelages wirken im Luftstrom als Filter und halten die Feinteile fest. Durch die Texturierung, die Oberflächenstruktur und die Teilchengröße der Feinteile kommt es zu einer Ablagerung und teilweise zu einer Migration an der Faser. Die Entfernbarkeit der Verschmutzung ist eingeschränkt. Die Vermutung, dass die Verschmutzung durch Ablagerungen von oben in der Randfuge im Zuge der Bodenlegerarbeiten entstand, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Der überstehende Winkelranddämmstreifen aus Wellpappe wurden entsprechend der Önorm B 2232 Estricharbeiten nach der Untergrundvorbereitung abgeschnitten. Dabei entsteht vor allem Grobstaub; Kornröße 5 bis 500 Mikron (0,005 – 0,5 Millimeter). Anschließend wurde die Fläche mit dem Industriestaubsauger abgesaugt. Dabei werden alle Grob- und Feinschmutzteilchen entfernt. Wäre das nicht der Fall, würde der Staub als Trennmittel wirken und es käme zu einer Fehlverklebung durch mangelnde Haftung des Klebstoffes am Untergrund. Die Verschmutzungen im Bereich der Randfuge sind also nicht vom Belagsverleger zu vertreten. Durch das Abdecken der Teppichbodenfläche mit Polyäthylenfolie und dem Fixieren mit doppelseitigen Klebebänder kam es zu einem teilweisen Übertrag der klebenden Schichten auf den Teppichboden. Vor der Benutzung der Wohnung wurden die Abdeckfolie und die Klebebandstücke entfernt. Mit dem Begehen allerding übertrugen die Schuhsohlen den anhaftenden Schmutz auf die klebenden Stellen. Dadurch kam es zu der Fleckenbildung auf dem Teppichboden. Problemlösung Eine Probereinigung zeigte, dass die Verschmutzungen sowohl im Randfugenbereich als auch auf der Teppichfläche durch eine Grundreinigung entfernbar sind Bei der nachfolgenden Grundreinigung konnte die Verschmutzung befriedigend entfernt werden. Die Grundreinigung wurde im Kombinationsverfaheren (Schamponieren und Sprühextrahieren) durchgeführt. Die stark verschmutzten Stellen behandelte man zusätzlich mit Handbürste und konzentriertem Teppichreinigungsmittel. Vor der Reinigung wurde die Sockelleiste abgenommen, die Randfuge mit dauerelastischem Material auf Acrylbasis verschlossen und die Sockelleiste wieder verklebt. Durch diese Maßnahme soll der Luftstrom von der Unterseite des Estrichs im Randfugenbereich unterbunden werden.