Die TKB nimmt Stellung Denkverbot nicht akzeptabel

Schäden, die durch zu feuchte Unterböden entstehen, kosten das Handwerk bares Geld. Die TKB sucht nach Lösungen – ohne CM-Messungen zu verteufeln.

Denkverbot nicht akzeptabel

Seit mehreren Jahren hat die Branche bei der Beurteilung der Verlegereife von Unterböden ein Problem: Immer wieder wurde festgestellt, dass Unterböden, die nach einer CM-Messung trocken hätten sein müssen, trotzdem Feuchteschäden hervorgerufen haben. Dieses wurde von unabhängigen, anerkannten Sachverständigen publiziert (insbesondere auch in bwd , z.B. „CM-Messung führte in die Irre“, bwd 5/2006, S. 68; „Zehn Minuten für die Sicherheit“, bwd 8/2008, S. 42; oder Siegfried Heuer, „Gewährleistungsfreistellung“ in Objekt 3/2008, S. 64) und auch bei den technischen Diensten der Klebstoffhersteller auffällig.


Seit neuerem kommt hierzu auch die Fragestellung, ob Estriche mit anderen Zementen als den bislang fast ausschließlich verwendeten CEM-I-Typen andere Ausgleichsfeuchtewerte (in Bezug auf die Darr- bzw. CM-Messung) haben.


Verdienen nicht an Messungen

Die Mitgliedsfirmen des IVK und auch die TKB haben an diesen Problemen kein unmittelbares Interesse: Wir verdienen unser Geld weder mit den Messungen noch mit den Zusatzmitteln für die Estrichherstellung, noch mit Zement. Aber wir haben ein sehr starkes Interesse, dass unsere Produkte ohne Reklamationen und auch ohne Feuchteschäden verarbeitet werden. Wir wollen, dass das Handwerk unsere Produkte mit so wenig Problemen und so erfolgreich wie möglich verarbeitet. Wir wollen, dass unser gemeinsamer Kunde, der Endverbraucher, einen guten, soliden und dauerhaften Fußboden bekommt. Nur dann, und wir sprechen das gerne klar und deutlich aus, können auch wir Geld verdienen. Es soll auch hinzugefügt werden, dass dies nicht nur für Deutschland gilt, sondern – da viele von uns auch im europäischen Ausland oder sogar global aktiv sind, auch im Ausland.


Seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wird zur Feuchtmessung in Deutschland und einigen umliegenden Ländern die CM-Methode genutzt, vorher sind auch andere Verfahren (insbesondere auch Messungen der korrespondierenden Luftfeuchte, siehe hierzu: W. Hart, Handbuch der Verlegetechnik, DVA, Stuttgart 1969, 3. Aufl., S. 13 ff) verwendet worden. Das IBF Troisdorf und insbesondere der damalige Institutsleiter Werner Schnell hat sich in der gesamten Fußbodenbranche verdient gemacht, indem er grundsätzliche Fragen zum Trocknungsverlauf von Estrichen und auch die Anwendbarkeit der CM-Messung zur Trocknungsbeurteilung der damaligen Estrichsysteme untersucht und dokumentiert hat.


In anderen Ländern und Gebieten, insbesondere auf den Britischen Inseln, in Skandinavien und den USA, gibt es aber andere Methoden für die Feuchtemessung, hier sind insbesondere Messungen der korrespondierenden Luftfeuchte und auch Diffusionsmessungen (Calciumchloridmethode in den USA) zu nennen. Alle diese ausländischen Methoden haben den Vorteil, eine Beurteilung unabhängig vom untersuchten Material zu liefern. Natürlich sind auch diese Methoden nur aussagekräftig, wenn man sie „richtig“ macht, also nach fest vorgeschriebenen Prozeduren wie dies auch für die CM-Messung gilt.


Für uns gibt es keine Dogmen

Seit den 70er Jahren hat sich aber auch einiges in Deutschland geändert. Neue „Trocknungsbeschleuniger“ sind auf den Markt gekommen und es werden jetzt vermehrt CEM-II-Zemente eingesetzt, die im Übrigen eine Produktgruppe mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften bilden. Wie oben erwähnt, hat diese Veränderung zu Problemen geführt. Für diese Erkenntnis müssen auch keine neuen Messungen gemacht werden, die liegen entweder vor oder ergeben sich zwangsläufig, z.B. aus der Zusammensetzung der CEM-II-Zemente, dazu muss man nur die in den „chemischen Formeln“ der Zusammensetzung hinterlegten Informationen lesen und richtig deuten.


Die Mitgliedsfirmen des IVK und der TKB können diese Dinge nicht ignorieren. Feuchtereklamationen kosten uns und den Handwerkern einfach zuviel Geld und sorgen für unzufriedene Kunden; daran haben wir kein Interesse. Daher wollen wir gerne unseren Teil dazu beitragen, die Situation zu klären, und arbeiten sehr intensiv an dem Thema „Verlegereife und Feuchte“. Und wie es sich in den Naturwissenschaften gehört, gibt es für uns dabei auch keine Dogmen, die wir nicht bereit sind, in Frage zu stellen. Ein „Denkverbot“ ist nicht akzeptabel. Der „Ausschließlichkeitsanspruch“ der CM-Messung, wie er von anderen Stellen gefordert und vertreten wird, ist technisch gesehen absurd, dokumentiert ein fundamentales Unverständnis des Phänomens „Feuchte“ und widerspricht auch den Publikationen von Werner Schnell.


Simple Lösungen haben Charme

Natürlich haben einfache Lösungen („das haben wir schon immer so gemacht“) ihren Charme, gerade weil sie so einfach und im Falle der CM-Messung auch vertraut sind. Sie können aber bei einem veränderten Umfeld auch in die Irre führen. Aus formellen Gründen möchten wir noch richtigstellen:


Es gibt keinen formellen Beschluss der TKB, dem Handwerk zu empfehlen, keine CM-Messungen mehr durchzuführen. Im Gegenteil, mit Hinblick auf die bisherige und noch aktuelle Rechtsprechungen empfehlen wir dringend, weiterhin auch CM-Messungen zu machen.


Bei Estrichen mit unbekannter Zusammensetzung kann es sich jedoch auch heute schon lohnen, ggf. eine Messung der korrespondierenden relativen Luftfeuchte durchzuführen. Ein entsprechendes Gerät zur Messung der relativen Luftfeuchte hat fast jeder Handwerker und die Messung kann parallel zur CM-Messung am Stemmgut in einem PE-Beutel gemacht werden. In der Tat liegen für die Bedingungen in Deutschland keine Grenzwerte vor, da es auch für die in Deutschland verwendeten Fußbodenkonstruktionen keine genau definierte Messmethode gibt. Bei Luftfeuchtewerten über 85 Prozent ist jedoch die Wahrscheinlichkeit für Probleme recht groß.


Die TKB hat nicht behauptet, dass man CEM-II-Zementestriche nicht mit der CM-Methode messen kann. Richtig ist, dass sich die TKB bislang dazu gar nicht geäußert hat. Dr. Matthias Hirsch hat allerdings in seinem Vortrag auf der TKB-Fachtagung 2009 zu CEM-II-Zementestrichen darauf hingewiesen, dass man andere CM-Beurteilungswerte für die Verlegereife erhält. Im Tagungsband ist ein Anhang von Hirsch eingefügt worden, der die Unklarheiten bezüglich der CM-Messung, die in der Diskussion nach seinem Vortrag auftraten, beseitigt.


Im Zweifelsfall ist eine Absperrung der Feuchte mit einer entsprechenden Grundierung auf jeden Fall billiger als eine anschließende Reklamation. In einigen europäischen Ländern, in denen Messverfahren nicht festgelegt sind, wird daher inzwischen häufig nicht mehr gemessen, sondern eine entsprechende Feuchteschutzgrundierung aufgebracht.


Die TKB wird sich weiter mit dem Thema beschäftigen und bei der nächsten TKB-Fachtagung in einem Vortrag die aktuellen Ergebnisse der TKB-Arbeitsgruppe „Feuchtemessung“ veröffentlichen. Wir wissen, dass auch andere Teile der Branche an dem Thema arbeiten. Die TKB wird sich natürlich nicht einer Diskussion entziehen und sich gerne an der Etablierung einer dauerhaften Branchenlösung zusammen mit anderen interessierten Kreisen beteiligen.



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