TKB-Gesprächsrunde Fußbodentechnik: Handwerk und Industrie diskutierten in Düsseldorf aktuelle Probleme Den Ball lieber flach halten

Verteuert der Blaue Engel Verlegewerkstoffe? Ist die ausufernde Diskussion zur Feuchtemessung von Estrichen noch ziel führend? Warum lassen bestimmte Klebstoffe Parkettböden schmatzen? bwd fasst die wesentlichen Argumente zusammen.

In Düsseldorf trafen sich auch in diesem Jahr wieder Handwerker, Sachverständige und Vertreter der Klebstoffindustrie zum Fachsimpeln. - © Pitt

Den Ball lieber flach halten

Es ist bei der TKB-Gesprächsrunde Usus, einen lockeren Strauß von aktuellen, vornehmlich technisch orientierten Fragen rund um das Thema Boden zu binden und im Dialog zu diskutieren.

Dr. Frank Gahlmann, Vorsitzender der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) und gleichzeitig Leiter des Kreises, war es auch diesmal nicht schwergefallen, Punkte zusammenzutragen, die man in der in den Reihen der Industrie ständig rotierenden Teilnehmerrunde abarbeiten konnte. Hatte doch Prof. Dr. Jürgen Ulrich, Richter am Dortmunder Landgericht, auf dem unmittelbar vorangegangenen Sachverständigenseminar in Feuchtwangen Anmerkungen zur rechtlichen Bedeutung der Messungen von Estrichfeuchte gemacht, die bis nach Düsseldorf ausstrahlten.

Bodenleger verunsichert

Die konträre Auseinandersetzung über bestehende Messmethoden, die auch in der Fachpresse geführt wird und die laut Ulrich durchaus zur Verunsicherung der Bodenleger beitrage, könnte unter Umständen weitere Konsequenzen haben. Jahrelang war die CM-Messung als Methode zur Feuchtebestimmung von Estrichen auch theoretisch anerkannt. Die Tatsache, dass die CM-Messung heute von einigen Stellen in Frage gestellt wird, könnte schon bald den „Stand der Technik“ beeinflussen.

Ulrich hatte vorgeschlagen, ein unabhängiges wissenschaftliches Institut zum Thema „Messung der Estrichfeuchte“ einzuschalten. Dieses Vorhaben wurde mit der Etablierung eines hervorragend besetzten „Arbeitskreises Feuchtemessung“ bereits umgesetzt, wenn auch nicht ganz nach Ulrichs Vorstellung.

Im TKB-Gesprächskreis will man den Ball deshalb flach halten. Eine Dauerdiskussion über Feuchtemessung sei derzeit wenig hilfreich. Natürlich müsse man weiterhin genau beobachten, was neben der CM-Feuchtemessung an weiteren Prüfungsmethoden Bedeutung hat oder erlangen könnte. Bis dahin wünsche man sich aber mehr Ruhe an der Diskussionsfront.

Ruhe angesagt ist allerdings nicht innerhalb der Verlegewerkstoffindustrie. Nora Systems hat die Initiative ergriffen und unter dem Begriff „nora system blue“ die Verlegewerkstoffe eines Herstellers zusammen mit den eigenen Kautschukbelägen nach den Kriterien der RAL-UZ 113 (emissionsarme Bodenbelagsklebstoffe und andere Verlegewerkstoffe) mit dem Blauen Engel gelabelt. Verarbeitet werden darf dieses System nur durch speziell geschulte und überwachte Unternehmen.

Das Vorpreschen passt der Klebstoffindustrie überwiegend nicht. Sie fürchtet, dass dieser komplexe Ansatz des Belagherstellers erhebliche Kosten verursachen wird. Die zusätzliche Auszeichnung der EC 1, bzw. seit dem 1. September EC 1 Plus gelabelten Produkte mit dem verbraucherorientierten Blauen Engel bedeute nicht nur einen weiteren kostenintenisven Etikettierungsaufwand. Auch weitere Prüfungen würden zu Buche schlagen. Kosten, die man an den Kunden weitergeben müsse.

Darüber hinaus befürchet man einen nicht unerheblichen Glaubwürdigkeitsverlust aufgrund konkurrierender Auszeichnungen auf den Gebinden.

Motor des Blauen Engels ist die Ausschreibungspraxis bei Großprojekten. Architekten und Planer fordern zunehmend Produkte mit dem marketingorientierten Umweltsignet.

Parkett auf Fußbodenheizung

Themawechsel: Der Parkettsachverständige und Leiter der Fachgruppe Holz im Zentralverband Parkett- und Fußbodentechnik (ZVPF), Wilhelm Nürnberger, bedauert, dass es in Deutschland im Gegensatz zu einigen anderen Ländern kein Messverfahren für die Verleimungsqualität von Mehrschichtparkett gibt. Schadensfälle mit diesem Erscheinungsbild seien aus den verschiedensten Gründen in der Vergangenheit immer wieder aufgetreten. Deshalb bestehe durchaus Handlungsbedarf. Recht klar trat überdies die Meinung der mit dem Thema befassten Gesprächskreismitglieder zu Tage, wonach eine Grenze für die Fußbodenheizungseignung von Parkett nicht bei 25 bis 26 °C Oberflächentemperatur, sondern eher bei 29 °C liegen müsste. Ansonsten sei ein mehrschichtiges Parkett, das auf maximale Temperaturen von 26 °C seitens des Herstellers beschschränkt werde, als nicht fußbodenheizungsgeeignet anzusehen.

Nicht zuletzt aufgrund der nicht nur in den Randbereichen vorherrschenden hohen Temperaturen, die sehr niedrige Luftfeuchten im Kontaktbereich nach sich ziehen würden, seien an die Parkettverleimungen hohe Anforderungen zu stellen. Im Übrigen sei es wichtig, bei Delaminierungen sehr genau zu prüfen, was die tatsächliche Ursache dafür ist. Nürnberger plädiert dafür, auch gehäuft auftretende Einzelfälle nicht zu generalisieren.

Heinz Schwarz, Geschäftsführer der Oldenburger Parkettwerke, brach im Themenkomplex „Massivdielen“ eine Lanze für das natürliche Produkt. „Massivdielen sind ehrlich mit allen Stärken und Schwächen.“ Freilich müsse man sich die Frage stellen, was Massivdielen leisten können und was nicht. Toleranzen, die das Massivholz aufgrund seiner charakteristischen Eigenschaften vorgäbe, seien zu akzeptieren. Produzenten, die funktionierende Größenordnungen bei den Abmessungen überschreiten, begäben sich auf gefährliches Glatteis.

Hinsichtlich der Verklebung empfielt der Dielenexperte „mittelhart elastisch“ eingestellte Klebstoffe, deren Einsatz aber immer von den tatsächlichen Gegebenheiten abhängig gemacht werden.

Schmatzendes Parkett

Schmatzgeräusche, darunter versteht der Fußbodenfachmann Geräusche, die nicht nur beim Begehen eines Mehrschichtparketts, sondern auch bei Nadelvliesbelägen ausgemacht werden können. Diskutiert wurden direkte Zusammenhänge dieser Geräuschentwicklung mit weichen Silanklebstoffen, Hohlstellen und Abweichungen von den Ebenheitsanforderungen. „Je weicher ein Klebstoff eingestellt ist, je mehr Dynamik steckt in dem Produkt“, sagte Dr. Thomas Brokamp, der im Übrigen aufgrund der feuchteabsperrenden Wirkung der silanmodifizierten Klebstoffe weniger Feuchteschäden als noch vor Jahren feststellte.

Thematisiert wurde in diesem Zusammenhang auch die Eigenheit moderner Klebstoffe, das Parkett zwar außerordentlich gut am Untergrund zu fixieren, im Zuge einer Aufnahme die Lösung vom Untergrund jedoch nur schwer zu ermöglichen. Definierte Zonen im chemischen Aufbau des Klebstoffes zu schaffen, um den Parkettstab aus dem Klebebett bei Bedarf leichter zu lösen, könnte eine seiner künftigen Entwicklungsaufgaben werden, sagte Gahlmann.

Walter Pitt walter.pitt@holzmann-medien.de