Nachgefragt Franz Knobel, Geschäftsführer netto Einkaufsgruppe Das Ende des (Neu-)Baubooms?

Franz Knobel. - © Kober

Das Ende des (Neu-)Baubooms?

bwdHerr Knobel, trotz Umsatzplus stagniert die Mitgliederzahl. Ist das Wachstumspotenzial ausgeschöpft?

KnobelZiel ist es nicht, den Mitgliederstand um jeden Preis zu steigern. Wir wollen unsere Betriebe mit vielfältigen Aktivitäten unterstützen und gewähren ihnen bei bestimmten Mindestumsätzen Gebietsschutz. Aber es sollte keine weißen Flecken mehr geben, was die Verteilung der Mitglieder über die Schweiz angeht. Mit 13 Leuten in der Zentrale und einer sehr aktiven Verkaufsabteilung leben wir von drei Prozent Skonto und einem Prozent Delkredere.

bwdDas gibt es seit 1996. Warum rentiert sich eine Mitgliedschaft?

KnobelBleiben wir beim Delkredere. Der Anteil beträgt bei ähnlichen Zusammenschlüssen in Österreich und Deutschland bis zu zweieinhalb Prozent. Ein Lieferant hat an netto eben noch nie Geld verloren. Dazu sparen die Mitglieder beim Einkauf durch unsere Konditionen bis zu zehn Prozent. Und sie haben die Möglichkeit, auf unsere Eigenkollektionen zuzugreifen, die 43 Prozent des netto-Sortiments ausmachen. Weil wir bei Bettwaren und Klebstoffen keine Eigenprodukte haben, bedeutet das, dass der Eigenanteil in anderen Bereichen mehr als 50, bei Laminat um die 80 Prozent beträgt.

bwdWelche Dienstleistungen erbringen Sie für die Betriebe?

KnobelWir klären mit dem Hersteller die Preise, wenn sie auf die Schnelle für einen Auftrag 2.000 Quadratmeter Lino brauchen. Wir verschicken auf Wunsch im Umkreis von 20 Kilometer um die Betriebe selbstgestaltete Prospekte und Flyer mit unseren Labels wie „die bodenfachleute“ und ihren Adressen. Kürzlich haben wir bei einer Plakataktion St. Gallen mit unserer Werbekampagne für Vorhänge verschönert. Schließlich haben wir aktuell ein Mal- und ein Geschichtenbuch vorgestellt, um Kinder auf spielerische Weise an das Thema Bodenbeläge heranzuführen. Und natürlich informieren wir mit dieser zweitägigen Produktschau darüber, was es optisch, technisch und verkäuferisch Neues gibt. Eben hat Sachverständiger Norbert Strehle ein Seminar bei uns gehalten. Zu Beginn des Jahres listen wir alle Schulungsangebote auf. Fester Bestandteil sind außerdem Regionalversammlungen und Jungunternehmertage.

bwdSchenken Sie den Analysen, die ein Abflauen des eidgenössischen Baubooms ausmachen, Glauben?

KnobelDie Zahl der Baugesuche ist erstmals seit Jahren um acht Prozent zurückgegangen. Die Auswirkungen wird die Branche in der zweiten Jahreshälfte spüren. Allerdings sehe ich unsere Stärke in der Renovation. Darauf zielt unser Marketingkonzept ab. Denn es gibt genug Privatleute, die bereit sind, 160 Euro für den Quadratmeter Holzfußboden zu bezahlen. Dagegen kommt in das neu errichtete Mietobjekt eher Laminat.

bwdSie gehen nächstes Jahr als Geschäftsführer in den Ruhestand. Was heißt das für netto?

KnobelMein Nachfolger als Geschäftsführer, das hat der Verwaltungsrat bestimmt, wird Joerg Grieder, bisher verantwortlich für den Gesamteinkauf Bodenbeläge.


Mit Franz Knobel sprach bwd-Redakteur Reinhold Kober in Balsthal.