Der interessante Schadensfall aus Österreich PVC-Bodenbelag in einer Arztordination Blasen sind Preisminderungsgrund

Fehlende Mauerstücke und unterschiedliche Estrichhöhen ließen in einem Linoleumboden Unebenheiten entstehen. Der Verleger musste Preisnachlass gewähren: Er hätte den Untergrund vorab prüfen und den Auftraggeber über seine Bedenken informieren müssen.Blasen sind Preisminderungsgrund Ein Gutachter war damit beauftragt, einen Befund und ein Gutachten über den in einer Arztordination verlegten PVC-Bodenbelag zu erstellen. Die Fußbodenkonstruktion besteht aus: e Deckenkonstruktion; e Dämmschicht; e Abdeckfolie; e Zementestrich, im Warteraum teilweise Parkettboden, auf dem verlegt werden musste; e Vorstrich; e zementgebundene Spachtelmasse; e Dispersionsklebstoff; e 2-Millimeter-PVC-Homogenbelag, verschweißt. Im Warteraum vor der Tür zum Behandlungsraum ist der Estrich um zirka fünf Millimeter auf 0,6 Meter uneben. Die Bretter des Parkettbodens drücken sichtbar durch den Belag. Durch den kleinen Vorraum verläuft quer eine Unebenheit von zirka fünf Millimetern auf 0,6 Meter. Im ersten Behandlungsraum weist die zweite Linoleumbahn einen etwas anderen Farbton auf als die beiden daneben liegenden. Hier wurde offenbar eine andere Produktionscharge verlegt. Im zweiten Behandlungsraum weist der Bodenbelag mehrere Blasen auf. Ein Teil der Blasen wurde aufgeschnitten und ein Verklebungsversuch unternommen, der allerdings nicht zum gewünschten Ergebnis führte. Die Blasen sind nach wie vor vorhanden, die Schnitte gut sichtbar. Beim Aufschneiden und Hochnehmen des Belages konnte festgestellt werden, dass die Spachtelmasse in diesem Bereich vom Untergrund abgehoben ist. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können, sind folgende Kriterien heranzuziehen: e Die Regeln des Fachs sagen aus, dass ein 2-Millimeter-PVC-Homogenbelag ohne Blasen kraftschlüssig mit dem Untergrund verbunden sein muss. In einem Raum sind Bahnen einer Produktionscharge zu verwenden. e Die einschlägige Norm A2060 (Allgemeine Vertragsbedingungen) sieht vor, dass der Auftragnehmer die Leistung vertragsgemäß auszuführen hat. Dabei hat er außer den gesetzlichen Bestimmungen und den behördlichen Anordnungen die allgemein anerkannten Regeln der Technik einzuhalten. Hat der Auftragnehmer Bedenken gegen Weisungen und/oder Beistellungen (Stoffe, Materialien, Gegenstände) oder gegen Leistungen anderer Auftragnehmer, so muss er diese Bedenken dem Auftraggeber unverzüglich schriftlich mitteilen. Innerhalb einer zumutbaren Frist hat der Auftragnehmer nach Möglichkeit Verbesserungsvorschläge zu machen. Der Auftraggeber hat seine Entscheidung zu den Bedenken rechtzeitig bekanntzugeben. Unterlässt der Auftragnehmer die Mitteilung oder trifft der Auftraggeber keine Entscheidung, so haftet jeder für seine Unterlassung. Der Auftragnehmer hat sich vor Erbringung seiner Leistungen vom ordnungsgemäßen Zustand etwa bereits fertig gestellter Leistungen zu überzeugen. Erkennbare Mängel, die seiner Meinung nach die geforderten Eigenschaften der von ihm auszuführenden Leistungen ungünstig beeinflussen können, sind vor Arbeitsbeginn dem Auftraggeber schriftlich anzuzeigen. Trägt der Auftraggeber den berechtigten Bedenken nicht Rechnung und treten Schäden auf, die auf die aufgezeigten Mängel zurückzuführen sind, so ist der Auftragnehmer für diese Schäden von der Haftung befreit. Nach der Önorm B 2236-1 (Klebearbeiten) hat die Prüfung des Untergrundes bezüglich erkennbarer Mängel mit branchenüblichen, einfachen Methoden (zum Beispiel Augenschein, Ritzen, Messen) zu erfolgen. Zu prüfen ist insbesondere die Ebenheit. Bei der Durchführung von Verlegearbeiten ist zu beachten, dass die Bodenbeläge so angeordnet werden, dass sie bei einem Mindestmaß an Verschnitt in Farbe und Musterungscharakter zueinander passen. Der verlegte Bodenbelag darf keine Blasen und/oder Spitznähte aufweisen. In der Oberfläche des Bodenbelags sind Unebenheiten nicht zulässig, die von mindestens zwei gegenüberliegenden Standorten unter einem Winkel von 45 Grad zur Bodenfläche bei Tageslicht oder bei der vorgesehenen Beleuchtung, jedoch ohne Streiflicht, zu sehen sind. Beurteilung Die Unebenheiten im Linoleumboden des Warteraums sind durch das Entfernen von Mauerteilstücken und die unterschiedlichen Estrichhöhen in den Teilstücken entstanden. Der Höhenunterschied sollte durch eine schräge Ausgleichsspachtelung möglichst ausgeglichen werden. Das wurde laut Schreiben der Bauleitung festgehalten. Der Ausgleich wurde nicht weit genug und nicht ausreichend hoch durchgeführt. Der Gebrauchsnutzen ist dadurch nicht eingeschränkt, der optische Geltungsnutzen ist beeinträchtigt. Der Mangel ist mit wirtschaftlichen Mitteln nicht behebbar. Es ist daher ein Preisnachlass gerechtfertigt. Dasselbe gilt für den kleinen Vorraum. Im ersten Behandlungsraum wird der Gebrauchsnutzen durch den Farbtonunterschied nicht eingeschränkt, der optische Geltungsnutzen ist allerdings beeinträchtigt. Der Mangel ist mit wirtschaftlichen Mitteln nicht behebbar. Deshalb ist auch hier ein Preisnachlass gerechtfertigt. Im zweiten Behandlungszimmer ist der Gebrauchsnutzen durch die Blasenbildung und die im Zuge der Reparaturversuche erfolgten Schnitte nicht mehr gegeben. Der Bodenbelag muss entfernt und erneuert werden. Für den optischen Mangel im Warteraum, im kleinen Vorraum und im ersten Behandlungsraum ist ein Preisnachlass aufgrund der üblichen Rechtsprechung mit einer Wertminderung von 25 Prozent festzulegen. Für die 50 Quadratmeter Vorraum, Warteraum und erstes Behandlungszimmer wurden bei einem Quadratmeterpreis von 352 Schilling insgesamt 21120 Schilling inklusive Mehrwertsteuer berechnet. 25 Prozent hiervon betragen 5280 Schilling. Die Bewertung des mangelnden Gebrauchsnutzens wurde vom Architekten aufgrund des Ausmaßes und der Einheitspreise der Rechnung in der korrigierten Rechnung mit 6203,98 Schilling vorgenommen. Dies ergab einen Gesamtpreisnachlass von aufgerundet 11500 Schilling. Die Bodenlegerfirma akzeptierte diesen Vorschlag.