Der interessante Schadensfall Eingefärbter Parkettboden Auf die Oberflächenbehandlung kommt es an

Der dunkel eingefärbte Parkettboden in einer stark frequentierten Kneipe war nach sechs Wochen bereits weißlich-grau verfärbt und zeigte intensive Farbansätze.Auch farbige Pigmentierungen lassen sich sauberer ausführen.Auf die Oberflächenbehandlung kommt es an Die Oberflächenbehandlung von Parkettböden in extremen Beanspruchungsbereichen ist immer eine etwas zweischneidige Sache; gerade, wenn es um dunkel eingefärbte Böden in einer Diskothek oder einem hochfrequentierten Restaurationsbetrieb geht. Häufig gehen die Erwartungen des Nutzers und die des Verlegers trotz vorheriger Absprachen und Hinweise auseinander. Die lockere Vereinbarung – „’s kommt nicht so genau drauf an“ – bietet manchmal einen breiten Handlungsspielraum. So war es auch in diesem Falle. Der Fußboden sollte viel aushalten. Er war für eine Kneipe in der Fußgängerzone einer deutschen Großstadt vorgesehen, die vor allem von Schülern und Studenten besucht wurde. Klar, daß ein Parkettboden mit einer herkömmlichen Versiegelung dieser Beanspruchung nicht gewachsen sein würde. Um spätere Abnutzungserscheinungen quasi vorwegzunehmen, wurde er deshalb dunkelbraun eingefärbt. Dadurch sollte sich nicht nur ein interessanter Kontrast zu den angrenzenden weißen Wänden und Fliesen ergeben, sondern auch ein elegantes und gleichzeitig rustikales Ambiente. Zumindestens in der Vorstellung des Bauherren, denn bereits nach kurzer Zeit machte sich eine gewisse Enttäuschung breit. Beiden Parteien war vorher klar, was auf das Parkett zukommen würde. Selbst im Tresenbereich der Gaststätte sollte das Parkett lediglich durch die Versiegelung geschützt werden. Da war die Entscheidung, den Boden dunkel einzufärben, nur folgerichtig. Der Handwerker wies den Betreiber des Restaurationsbetriebes darauf hin, daß eine einheitliche Oberfläche nicht zu erzielen sei, weil Ansätze beim Pigmentieren nie ganz zu vermeiden wären. Andererseits würde man es sicherlich so gut hinbekommen, daß es in dem vorgesehenen Verwendungsbereich nicht auffalle und sechs Wochen nach der Eröffnung niemand mehr über das Thema reden bräuchte. Doch Pustekuchen. Genau sechs Wochen nach der Eröffnung, also zu einem Zeitpunkt, an dem den Parkettleger in der Regel weniger die technische Seite des Objektes interessiert, sondern die finanzielle immer massiver in den Vordergrund rückt, da kam prompt die Beanstandung. Bei der gemeinsamen Besichtigung wurde dem Parkettleger klar, daß es eben doch „drauf ankommt“. Moniert wurden weißliche Verfärbungen in der Oberfläche des Parketts und die vorher angesprochenen Farbansätze, die wesentlich intensiver seien, als abgesprochen. Man konnte sich selbstverständlich nicht einigen, ein Gutachter wurde beauftragt, der für Klärung sorgen sollte. Es ging um die Fragen, ob die Versiegelung des Bodens mangelhaft, die Pflegemaßnahmen geeignet und das Einfärben fachgerecht erfolgt sei. Zu guter Letzt wurde ein Lösungsvorschlag für eine Sanierung gewünscht. Der Gutachter machte zunächst eine Bestandsaufnahme. Das 22-Millimeter-Stabparkett, das im Verbandmuster auf einem vorhandenen Estrich verklebt worden war, war nach Verlegung und Oberflächenschliff zunächst mit einer rustikalen Antikbeize behandelt worden. Dieser Bearbeitungsschritt erfolgte in einem Arbeitsgang mit einer Rolle. Ein dreifacher Auftrag eines offenporigen Einkomponenten-PU-Imprägniersiegels schloß sich an. Schließlich wurde der Boden mit einem Wachspolish eingepflegt, das anschließend noch einmal auspoliert wurde. Der Boden wies zum Zeitpunkt der Besichtigung vor allem in den am meisten frequentierten Bereichen eine unschöne weißlich, vergraute Oberfläche auf. Vor allem in den unzugänglichen Randbereichen, aber längst nicht nur dort, waren sehr unregelmäßige, scheckige Farbdifferenzierungen zu sehen, der schmutzige Oberflächenfilm dort aber weniger erkennbar. Eine Pflegeanleitung, auf diese Art der Oberflächenbehandlung abgestimmt, war rechtzeitig übergeben worden und befand sich nachweislich bereits bei der Abnahme im Besitz des Nutzers. Zunächst entfernte der Sachverständige mit einem Wachsentferner an einigen Stellen den oberflächlichen Schmutzfilm. Es zeigte sich, daß die Versiegelung darunter noch in vollem Maß intakt war, was auch an dem Farbverlauf eines Striches mit einem Filzstift dokumentiert werden konnte. Falsche Pflege richtet viel Schaden an Nach Auskunft des Besitzer wurde der Boden täglich naß aufgenommen und mindestens jeden zweiten Tag je nach Beanspruchung wurde dem Wischwasser ein hochkonzentriertes Pflegemittel, das für Hartbeläge wie PVC, Kunststein oder Fliesen ausgelobt war, zugesetzt. Damit waren für den Gutachter die Fragen eindeutig zu beantworten. e Die Versiegelung war fachgerecht aufgebracht und in einem ordnungsgemäßen Zustand vorhanden. e Die vom Bauherren in Eigenregie ausgeführte Pflege, die mit einem wasserdispergierten Pflegemittel mit einem hohen Wasseranteil aufgebracht wurde, hatte auf dem vorhandenen Wachsfilm des Parketts zu der unschönen weißlichen Oberfläche geführt. Auf dem dunkelbraunen Untergrund kam die Unverträglichkeit der Substanzen sehr offensichtlich zum Tragen. Die ausgesprochen häufige Pflege mit dem ungeeigneten Mittel tat natürlich ein übriges. e Die unter der intakten Versiegelung befindliche Einfärbung war ausgesprochen scheckig. Ansätze waren im Randbereich, aber auch innerhalb der Fläche sehr deutlich sichtbar und selbst bei großzügiger Würdigung des Einsatzbereiches als sehr auffällig zu bezeichnen. Jedenfalls befand der Gutachter, daß diese Arbeiten durchaus besser gelingen könnten, wenn man alles richtig macht. Damit war nur noch die Frage der Sanierung zu klären. Da gab es zwei Alternativen: Entweder den Boden so lange mit einem Wachsentferner behandeln, bis er auch innerhalb der Holzporen völlig frei von Pflegemitteln war. Anschließend wäre ein lösemittelhaltiges, rutschhemmendes und nach Möglichkeit eingefärbtes Wachs aufzubringen. Trotz der extremen Beanspruchung wurde empfohlen, den Einsatz von Wasser soweit als möglich zu reduzieren. Eine häufigere Grundreinigung würde den sich bildenden Schmutzfilm entfernen und auf Dauer für ein schöneres Bild sorgen. Mit dieser Maßnahme wären aber noch nicht die unter der Versiegelung befindlichen, zweifelsfrei nicht zu tolerierenden Farbansätze zu beseitigen. Das bedurfte eines kompletten Abschleifens und Neubehandeln des Bodens. Dafür empfahl der Gutachter aber diesmal ein eingefärbtes Hartöl und eine entsprechende Pflege. Letztere Empfehlung kam schließlich zur Ausführung und wurde in gemeinsamer Anstrengung von Bauherr und Verleger in einer Ferienwoche in Angriff genommen.