Auch im Ladenbau muss es schnell gehen

Design, Robustheit und Flexibilität lauten die Schlüsselwörter bei Bodenbelägen im ­Ladenbau. Looselay-Belägen werden im Shop-Segment deutliche Zuwächse prophezeit. Ein Trend auf der EusroShop2020 war auch die Kombination von Designplanken und Textilfliesen.

EuroShop 2020 Aufmacherbild
Seit langem auch ein Thema für Bodenbelagshersteller. Die Messe EuroShop in Düsseldorf. - © Messe Düsseldorf/ctillmann

Wer wissen will, von wo aus der Designbelag einst seinen Siegeszug angetreten hat, landet schnell im Ladenbau. Designbelag, das war dort lange Zeit gleichbedeutend mit Amtico. Inzwischen tummeln sich in der trendigen Shopszene eine ganze Reihe von Bodenbelagsanbietern. Davon konnte man sich Mitte Februar wieder auf der weltweit führenden Fachmesse für den Investitionsbedarf des Handels, der EuroShop in Düsseldorf, überzeugen. Beim Messerundgang trafen wir natürlich auf Amtico, den Bodenbelagsaussteller der ersten Stunde, aber eben unter anderem auch auf Forbo, Objectflor, Gerflor, Kährs, Windmöller, Egger oder IVC. Selbst Profilhersteller wie Auer, Küberit oder Prinz zog es mit ihren ladenbaukompati­blen Sortimenten an den Rhein. Allein dieser Herstellerquerschnitt zeigt: Längst hat sich das Portfolio an Bodenbelägen für den Ladenbau geändert. Unter dem Label Designbelag findet sich heute ein breites Spektrum an Belagsalternativen, seien sie nun aus Kunststoff, Holz, Kork, Textil oder Verbundwerkstoffen. Allen gemein ist: Optisch müssen sie hohe Anforderungen erfüllen und obendrein strapazierfähig und möglichst schnell zu verlegen sein. Extreme Belastbarkeit, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit auf der einen – und individuelle Gestaltungsmöglichkeiten und kreative Spielräume auf der anderen Seite sind gefragt.

Der Boden inszeniert das Warenangebot

In Zeiten des zunehmenden Wettbewerbsdrucks durch neue Online-Vertriebsformen muss der stationäre Handel mehr denn je Konsumenten ein attraktives Shopping-Erlebnis bieten. Und längst ist bewiesen, dass der Boden einen erheblichen Einfluss auf das Einkaufserlebnis und damit auf das Einkaufsverhalten hat. Das gilt im klassischen Einzelhandel, in mondänen Boutiquen, Concept-Stores und Pop-up-Läden gleichermaßen. Bodenbeläge helfen, das Warenangebot zu inszenieren. Die Kombination unterschiedlicher Designs und Belags­arten ermöglicht Zonierungen, beispielsweise wenn es darum geht, Aktionsflächen hervorzuheben.

In stark frequentierten Lebensmittelbereichen und Supermärkten, hier zählt vor allem auch der Aspekt der Reinheit, müssen Bodenbeläge extrem pflegeleicht und hygienisch sein. Optische Verschleißerscheinungen sind hier nicht akzeptabel. Anders im Lagerbereich, wo mitunter schwere Lasten bewegt werden: Hier kommt es in erster Linie auf Abnutzungs- und Verschleißfestigkeit an. In Umkleidekabinen hingegen ist Wohlfühlambiente gefordert. Warm, weich und haptisch angenehm muss hier der Boden sein. Interne Beratungszonen, beispielsweise in einem Optikergeschäft, verlangen wiederum einen Bodenbelag mit guten akustischen Eigenschaften.

EuroShop 2020: Die Fußbodentrends im Ladenbau

© bwd

Auch im Ladenbau bestimmen Einsatzbereich, Materialität und letztlich der Preis die Bodenbelagswahl. In der exklusiven Boutique kann ein oxidativ geölter Eichenholzboden mit einer warmen und natürlichen Ausstrahlung erste Wahl sein. Eine kostengünstigere Alternative ist manchmal Laminat, das mit einer hohen Oberflächenabriebfestigkeit punktet. Vom Preis-Leistungs-Verhältnis und in puncto Flexibilität haben Vinylbeläge vielfach die Nase vorn. Nicht wegzudenken sind textile Beläge und Sauberlaufsysteme .

Bodenaustausch über Nacht oder bei laufendem Betrieb

Weil man sich aus wirtschaftlichen Gründen keine Ausfallzeiten leisten kann, muss die Bodenverlegung im Ladenbau entweder bei laufendem Betrieb oder über Nacht stattfinden. Und am liebsten alles ohne große Untergrundvorbereitung. Je kürzer die Renovationszyklen eines Shopbetreibers sind, desto wichtiger werden deshalb schnelle Verlegesysteme. Looselay-Varianten sind daher aktuell groß im Kommen, sagt IVC-Verkaufsleiter Danijel Baric. Das sieht man auch bei Forbo so, wo man aktuell das Looselay-Angebot deutlich ausbaut.

Aber nicht nur in Bezug auf den schnellen Belagswechsel haben Looselay-Beläge die Nase vorn. „Eine der größten Herausforderungen wird im Ladenbau künftig das Thema Kreislaufwirtschaft sein“, ist Forbo Flooring-Geschäftsführer Martin Thewes überzeugt. Looselay-Beläge lassen sich, so Thewes, einfacher wieder in den Wertstoffkreislauf zurückführen, beispielsweise, weil die aufwendige Trennung von rückseitig anhaftenden Verlegewerkstoffen entfällt. Maximale Flexibilität verspricht Forbo mit der neuen Kollektion „Fast Flooring“ mit klebstofffreien Produkten, inklusive Sauberlaufzonen und Bodenbelägen in Bahnen-, Fliesen- und Plankenformaten. Beim „Designstudio Moods“ von IVC erfolgt die schnelle und einfache Verlegung mittels selbstklebender Unterlage, was die schnelle und unkomplizierte Wiederaufnahme des Bodens gewährleisten soll.

Ökologische Aspekte zählen

Zu den ohnehin hohen Ansprüchen an Gebrauchseigenschaften wie Strapazierfähigkeit und Pflegeleichtigkeit gesellen sich auch beim Bodenbelag verstärkt ökologische Aspekte. „Immer mehr Architekten und Ladenbauer bevorzugen Produkte mit einer makellosen Öko-Bilanz – idealerweise „Cradle-to-Cradle-zertifiziert“, beobachtet man bei Wineo. Der ostwestfälische Hersteller hat seine neuen Bodenbeläge in Düsseldorf unter dem Motto „Flooring for Future“ präsentiert und stellte dabei einmal mehr seinen Purline-Bioboden in den Vordergrund.

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    Uwe Leupold, IVC
    © Stefan Heinze
    Uwe Leupold, IVC: „In ,Corona-­Zeiten‘ ist es ein Vorteil, in Belgien zu produzieren.“
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    Kährs-­Geschäftsführer Robert Bieger
    © Stefan Heinze
    Bricht eine Lanze für hochwertiges Parkett im Ladenbau: Kährs-­Geschäftsführer Robert Bieger.
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    EuroShop Windmöller
    © Stefan Heinze
    Die großen Shop-Betreiber geben das Thema Nachhaltigkeit vor. „Unsere Cradle-to-Cradle-­Zertifizierung hilft uns jetzt“, sagt Annika Windmöller (links) neben Ulrich Windmöller und Wineo-Marketingleiterin Bettina Höner.
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    Küberit Maier Menzel
    © Stefan Heinze
    Küberit Vertriebsleiter Lars Maier und Heike Menzel (Öffentlichkeitsarbeit) zeigten mit Design-Profilen in Düsseldorf Flagge.
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    TFD Osterhoff
    © Stefan Heinze
    TFD bietet Vollvinyl mit einer Nutzschicht von 0,55 mm an. Detlef Osterhoff, ­Gebietsverkaufsleiter: „Wir wollen wachsen, aber in der Nische ­bleiben.“
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    Forbo Thewes
    © Stefan Heinze
    Forbo-Geschäftsführer Martin Thewes legt sich fest: „Rigid wird im Objekt keine Rolle spielen.“ ­Aktuell forciert Forbo unter anderem die neue ­Kollektion Allura.

Neben der Funktionalität und dem Nachhaltigkeitsaspekt bleibt der hohe De­signanspruch im Ladenbau unangefochten. Keramische Dekore und großflächige Fliesenformate seien, so Objectflor-Geschäftsführer Stephan Wolff, im Augenblick gefragt. Im Gegensatz zum keramischen Original, das nach Einschätzung von IVC im Ladenbau rückläufig ist, punkten Designbeläge mit niedrigen Aufbauhöhen und flexiblem Austausch. Der Keramikfliesenanbieter Agrob Buchtal trägt dem Trend nach schnellen und flexiblen Lösungen mit ­seinem Trockenverlegesystem DryTile Rechnung. Überhaupt zählt im Ladenbau seit jeher der flexible Mix von Bodenbelägen. Im Trend liegt die Kombination von LVT mit Teppichfliesen.

Unterschiedlich schätzen die Aussteller aktuell die Renovationszyklen im Ladenbau ein. Weil die Shop-Inszenierungen immer mehr auch über Accessoires liefen und weniger über den Boden, beobachten einige Anbieter inzwischen längere Liegezeiten. Diese Einschätzung teilt Objectflor ­Geschäftsführer Wolff nicht. Generell habe sich an der Bedeutung des Bodenbelags im Ladenbau nichts geändert.