Wachstumsmarkt Renovierung Kein Markt für Amateure

Unter dem Druck der Wirtschaftskrise hat die Baubranche das Fürchten gelernt. Nur ein Segment entwickelt sich gegen den Trend: Der Renovierungsmarkt boomt. Gute Zeiten für Bodenleger – wenn sie die Chance nutzen.

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Kein Markt für Amateure

Das schlimmste Jahr innerhalb der vergangenen Dekade war für die europäische Baubranche das Jahr 2009. Laut Euroconstruct erlitt vor allem der Hochbau – und insbesondere der Wohnungsneubau – dramatische Einbrüche. Weil die Bautätigkeit in allen Ländern überdurchschnittlich stark schrumpfte, waren auch die Umsätze niedrig wie nie: Am Ende fehlten dem europäischen Baumarkt im Vergleich zum Vorjahr 1,4 Billionen Euro in den Kassen.

Im Neubau ist langfristig nicht mehr viel zu holen – das zeigt auch der Blick auf Deutschland. So ging die Anzahl der fertiggestellten Wohnungen laut Statistischem Bundesamt binnen zehn Jahren von fast 216.000 (1998) auf zirka 94.000 (2008) zurück. Das bedeutet einen Rückgang von mehr als 56 Prozent – und ist symptomatisch für einen Markt, der zunehmend an Bedeutung verliert.


Doch die Schwäche des Neubaus stärkt den Bereich der Sanierung, Renovierung und Modernisierung (SanReMo). Diese Leistungen sind seit Jahren zunehmend gefragt, eben weil das Durchschnittsalter des alternden Gebäudebestandes immer mehr Renovierungen notwendig macht.


Wie rasant der Markt wächst, zeigt ein Blick auf die Zeitachse: Anno 2000 betrug der Anteil der Renovierungsleistungen noch nicht einmal 60 Prozent des Baumarkts in Deutschland. Im vergangenen Jahr waren es schon 80 Prozent. Für 2010 rechnen Experten sogar mit einem Spitzenwert von 90 Prozent im Wohnbereich.


Welcher Bodenbelag das Eigenheim nach der Generalüberholung ziert, bleibt eine Frage des Geschmacks. Generell gilt: Was vorher drin war, soll auch nachher wieder rein. In öffentlichen Gebäuden aus den 70er Jahren, die heute sanierungsbedürftig sind, ist das oft Linoleum. Aber auch Designbeläge gewinnen zunehmend an Fahrt. Führend an der Spitze der verlegten Bodenbeläge liegen nach wie vor getuftete Teppichböden, mit einigem Abstand gefolgt von Laminat.


Fiskus stärkt Handwerker

Vom Wachstumsmarkt Renovierung profitieren bodenlegende Handwerker gleich doppelt. Denn im Gegensatz zu vielen Arbeiten, die der Durchschnittsdeutsche lieber schlecht als recht selbst erledigt, als sich auf den vermeintlich teuren Profi zu verlassen, sind Do-it-yourself-Märkte in diesem Segment die klaren Verlierer. Eine Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung zeigt: Immer weniger Wohnungseigentümer nehmen Renovierungs- oder Sanierungsarbeiten selbst in Angriff, sondern holen sich dafür lieber Handwerker ins Haus. Der Gesetzgeber begünstigt diesen Trend, indem er seit dem vergangenen Jahr handwerkliche Arbeiten im Bereich SanReMo mit 20 Prozent von bis zu 6.000 Euro bezuschusst.


Wer sich das Potenzial des Renovierungsmarktes zu Nutze machen will, sollte jetzt handeln: Gerade in diesem Segment sind Serviceleistungen eine hervorragende Möglichkeit, um sich von Mitbewerbern abzusetzen. Ob sie nun die Möbel ihrer Kunden schleppen oder sich mit einem Feng-Shui-Berater zusammen tun – ihre Kunden werden es zu schätzen wissen.

Elisabeth Göpel elisabeth.goepel@holzmannverlag.de


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