Insolvenz angemeldet
Das Fuldaer Traditionsunternehmen Dura Tufting hat gestern beim Amtsgericht Fulda für die Holding mit 13 Tochterfirmen Insolvenz angemeldet Die Dura-Gruppe gehört nun zu den ersten Unternehmen in Deutschland, die ein Sanierungsverfahren nach neuem Recht beim Amtsgericht Fulda beantragt haben. Das teilt das Unternehmen heute mit.
Möglich macht dies das neue ‚Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG)’, das am 1. März 2012 in Kraft getreten ist. Das Sanierungsverfahren soll in Eigenverwaltung durch die bisherige Geschäftsleitung fortgeführt werden. Die Geschäftsführung hat zur weiteren Unterstützung den Sanierungsexperten Rechtsanwalt Dr. Stefan Oppermann aus Nürnberg zum Handlungsbevollmächtigten berufen. Zudem hat das Amtsgericht Fulda Rechtsanwalt Ottmar Hermann zum Sachverwalter für die Dura-Gruppe bestellt. Er wird die Geschäftsleitung begleiten und überwachen.
Ziel ist es, die Dura-Gruppe im Rahmen eines so genannten Planverfahrens in Eigenverwaltung zu entschulden, die zuletzt angeschlagene Liquidität nachhaltig zu verbessern und die entsprechenden Unternehmen wieder wettbewerbsfähig aufzustellen. Im Rahmen der Sanierung soll der Großteil der 654 betroffenen Arbeitsplätze erhalten bleiben. Der Geschäftsbetrieb und die Produktion laufen in allen Unternehmensbereichen uneingeschränkt weiter.
Als größter deutscher Hersteller von textilen Bodenbelägen hat sich die Dura-Gruppe auf die Herstellung von Teppichböden für gewerbliche und private Kunden sowie auf die Innenausstattung von deutschen Premium-Automobilherstellern spezialisiert.
„Ich blicke auf motivierte Mitarbeiter, vertrauensvolle Kunden- und Lieferantenkontakte sowie auf ein operativ gesundes Unternehmen. Daher sehe ich gute Chancen für eine Sanierung“, sagt der vom Gericht beigestellte Experte Rechtsanwalt Hermann. Dafür spricht auch die Tatsache, dass die Firmenleitung des traditionsreichen Familienunternehmens rechtzeitig gehandelt und die Chancen für eine Sanierung nach der neuen Rechtslage erkannt hat. Rechtsanwalt Oppermann wird in den kommenden Wochen einen Sanierungsplan für die betroffenen Gesellschaften entwerfen und die Verhandlungen mit den Gläubigern begleiten. „Wir streben an, die bei den betroffenen Unternehmen bereits weit vorangebrachte Restrukturierung und Sanierung im Rahmen der Eigenverwaltung zügig zu vollenden und die Gläubiger möglichst optimal zu befriedigen“, so Oppermann.
Das Unternehmen investierte in den Jahren 2006 bis 2008 erhebliche finanzielle Mittel für Firmenzukäufe und Neugründungen im In- und Ausland. Mit den neuen Produktionsstätten wollte die Dura-Gruppe vor allem den zunehmenden Anforderungen wichtiger Automobilhersteller entgegen kommen, um im harten Wettbewerb bestehen zu können. In Folge der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 kam es in den Marktsegmenten Automotive und Objekt zu deutlichen Umsatzeinbrüchen. Zusätzlich verschärfte sich die Krise durch steigende Rohstoff- und Energiepreise, die nicht oder nur in geringem Umfang an Kunden weitergegeben werden konnten.
Die aus dieser Zeit resultierenden finanziellen Verbindlichkeiten gegenüber den Kapitalgebern konnten trotz voller Auftragsbücher und eines in 2009 konsequent eingeleiteten Sanierungsprozesses nicht vollständig aufgefangen werden. Vor allem die Verkürzung von Zahlungszielen durch Lieferanten beeinträchtigte in den letzten Monaten die Lieferfähigkeit der jeweiligen Unternehmen. Die jetzige Restrukturierung dient in erster Linie dazu, die Versorgung der Kunden nachhaltig, termin- und mengengerecht sicherzustellen.
Dr. Christian Schäfer, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dura-Gruppe, blickt optimistisch in die Zukunft: „Dieser Schritt versetzt uns in die Lage, uns erneut auf unser erfolgreiches operatives Geschäft zu konzentrieren. Dabei liegt unser Hauptaugenmerk darauf, die von uns gewohnte Lieferperformance wiederherzustellen und in den nächsten Monaten zwei neue Kollektionen einzuführen.“
Nicht betroffen vom heute gestellten Antrag sind der von der Dura-Gruppe unabhängige
Wirth Fulda Konzern (FFF-Group) mit der Filzfabrik Fulda und deren in- und ausländischen Tochtergesellschaften sowie die Wirth Systems GmbH.
Über die Dura-Gruppe
Die Dura-Gruppe blickt auf eine fast 60-Jährige Firmengeschichte zurück. Das Unternehmen ist auf die Herstellung von hochwertigen Tufting- und Nadelfilz-Bodenbelägen sowie Automotive-Interior-Komponenten und -Einlegematten spezialisiert.
Über Dr. Stefan Oppermann
Als Sanierungsspezialist mit jahrzehntelanger Berufserfahrung ist Dr. Stefan Oppermann in der bundesweit tätigen Curator AG tätig. Für Unternehmenskrisen größeren Umfanges steht bei Bedarf ein umfangreich verfügbares Netzwerk im In- und Ausland mit weiteren Spezialisten zur Verfügung. In der daneben beratend tätigen Kanzlei Pöhlmann Früchtl Oppermann Rechtsanwälte, Steuerberater, vereidigte Buchprüfer mit Hauptsitzen in München und Nürnberg werden Unternehmen in allen wirtschaftsrechtlichen Fragestellungen betreut und Unternehmenskäufe/-verkäufe begleitet.
Über Ottmar Hermann
Die Kanzlei Hermann Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater ist eine vor allem auf Insolvenzrecht, Sanierung und Gesellschaftsrecht spezialisierte Kanzlei. Sie verfügt über 13 inländische Büros und kooperiert seit vielen Jahren mit internationalen Sozietäten. Außerdem ist sie Mitglied im weltweiten unabhängigen Rechtsanwaltsverbund Lawyers Associated Worldwide (LAW).