Der interessante Schadensfall aus Österreich Feuchter Untergrund in einem Bürogebäude Zu hohe Feuchtigkeit verzögert das Verlegen der Bodenbeläge

Nach dem Einbringen des Estrichs sollten in einem Bürogebäude Bodenbeläge und Parkett verlegt werden. Der Verleger stellte nach Messungen mit dem CM-Gerät einen zu hohen Feuchtigkeitsgehalt im Estrich fest und lehnte die Verlegung zunächst ab.Zu hohe Feuchtigkeit verzögert das Verlegen der Bodenbeläge Weil der Architekt die Termine einhalten mußte, drängte er auf baldige Verlegung. Ein hinzugezogener Sachverständiger sollte eine Problemlösung finden. Die Fußbodenkonstruktion: Auf die Deckenkonstruktion wurde eine zirka 15 Zentimeter dicke, mit Zement und Sand gebundene Lecca-Betonschicht eingebracht. Auf diese Schicht wurde im Verbund eine etwa sechs Zentimeter dicke Zementestrichschicht aufgebracht. Diese Unterbodenkonstruktion war zirka zehn Wochen alt. In den Räumen neben dem Sekretariat sind Entfeuchtungsgeräte aufgestellt. Im Direktionszimmer wurde mit dem CM-Gerät in der Mitte des Raumes eine Feuchtigkeitsmessung durchgeführt. Sie wies folgende Ergebnisse aus: e Lecca-Beton: 20 Gramm Einwaage, Manometeranzeige 1,6, Feuchtigkeitsgehalt 8 Prozent. e Zementestrich: 20 Gramm Einwaage, Manometeranzeige 1,2, Feuchtigkeitsgehalt 5,5 Prozent. Im Zementestrich sind mehrere Risse feststellbar, die sich bei wechselseitigem Belasten der Rißränder gegeneinander bewegen. Mehrere Risse sind bereits kraftschlüssig mit Reaktionsharz verschlossen. Die Reaktionsharzoberfläche weist keine Absandung auf. Gutachten Um den Sachverhalt beurteilen zu können, sind die Angaben der Hersteller, die Regeln des Faches und die einschlägigen Normen heranzuziehen. Die Regeln des Faches decken sich in diesem Fall mit den einschlägigen Ö-Normen. Diese sagen dazu aus: E 2.1.1.1. ÖNORM B 2232 Estricharbeiten: In Punkt 2.3.5 Beschüttung-Niveauausgleich heißt es in (2): Auf saugendem und/oder porösem Niveauausgleich (zum Beispeil Schaumbeton, Blähton) ist eine Dampfsperre zu verlegen. E 2.1.1.2. ÖNORM B2236-1 Klebearbeiten für Bodenbeläge: e 2.3.1.2. Anforderungen an den Untergrund e 2.3.2.1. Risse und Schwindfugen müssen kraftschlüssig mit Kunstharz verschlossen sein und eine anschließend mit Quarzsand im Überschuß abgestreute, griffige Oberfläche zeigen. e 2.3.2.7. Der Feuchtigkeitsgehalt bei Estrich als Untergrund darf die Werte der Calcium-Carbid-Methode (CM) der Tabelle 1 nicht überschreiten (Zementestrich 2,5 Prozent) e 2.3.2.9 Der Untergrund ist dem Auftragnehmer in dem in 2.3.2.1 bis 2.3.2.8 beschriebenen Zustand zu übergben. E 2.1.1.3. ÖNORM B 2218 Verlegung von Holzfußböden In Punkt 2.3.2.2.1.3 Feuchtigkeitsgehalt werden beim Zementestrich 2,5 CM-Prozent gefordert. Beurteilung Die ausgeführte Fußbodenkonstruktion entspricht nicht den Normen. Die eingebaute Niveauausgleichschicht aus Lecca-Beton speichert die Feuchtigkeit und gibt sie sehr langsam und erst in einem Temperaturbereich von über 18°C ab. Aus diesem Grund wird von der Norm eine Dampfsperre zwingend gefordert. Es ist möglich, an der Oberfläche des Untergrundes eine Dampfsperre in flüssiger Form aus mehreren Kunstharzschichten aufzubringen und nach einer Spachtelung darauf den Parkettboden zu verkleben. Um eine Durchfeuchtung der Wände zu verhindern, sind bis zum Feuchtigkeitsausgleich weiterhin Entfeuchtungsgeräte in Betrieb zu halten. Risse sind kraftschlüssig zu verbinden. Die nasse Reaktionsharzoberfläche ist im Überschuß mit Quarzsand 0,2–0,4 Millimeter abzustreuen. Nicht abgestreute Reaktionsharzoberflächen sind abzuschleifen und mit einer Haftbrücke vorzubehandeln. Ohne die vorgeschlagenen Sanierungsmaßnahmen ist die Fußbodenkonstruktion im derzeitigen Zustand nicht für die Verlegung von Fußbodenbelägen geeigent. Nachdem die Maßnahmen durchgeführt waren, wurden die Bodenbeläge verklebt.

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