Die Welt in möglichst kurzer Zeit zu umrunden, ist spätestens seit Jules Vernes („In 80 Tagen um die Welt“) ein Menschheits traum. Wie man eine komplette Erdumrundung in nur 80 Stunden Flugzeit an 13 Tagen bewältigt, zeigt Dr. Reinhard Flatz.
In 80 Stunden um die ganze Welt
Wie man Abenteuer erleben kann, ohne der belächelte Außenseiter zu sein, zeigt Dr. Reinhard Flatz.
Der 55-jährige Richter am Landesgericht Feldkirch liebt Extremsituationen. Der Jurist berät die Landesinnung der Bodenleger in Vorarlberg und hat eine eigene Seminarreihe entworfen. Darin geht es auch um das Thema „Baumängel und deren rechtliche Konsequenzen“.
Abseits dieser Materie, in der es nach Flatz „fast immer um das Zwischenmenschliche mit allen Eskalationsstufen geht“, hat der Richter zwei Hobbys: Segeln und Fliegen.
Als Segler mit über 40-jähriger Erfahrung machte er 2003/2004 mit einem Freund einen Segeltörn von Teneriffa in die Karibik nach Barbados – in 22 Tagen. Aber da waren die Träume noch nicht alle erfüllt. Die Herausforderung lag für Flatz in der Luft. Mit über 3.000 Stunden Flugerfahrung verwirklichte er schließlich letztes Jahr seinen Fliegertraum: Vom 28. Mai bis 10. Juni 2007 umrundete er die Welt mit einer einmotorigen Sportmaschine. Zu einem solchen Abenteuer braucht man zwei Dinge: einen guten Partner und verlässliches Fluggerät. Ein guter Freund von Flatz ist Peter Mennel, Besitzer einer Beech 36 Bonanza, die sich mit ein wenig Zusatzausrüstung für diese Expedition gut eignet. Nach wochenlangen Vorbereitungen ging es Ende Mai 2007 los. Die Pannen gab es gleich zu Beginn: Ein Tankstutzen war in den Tank gefallen und dieser musste erst mühsam aufgeschnitten und wieder zugeschweißt werden. Beim Start war außerdem die Öldrucklampe defekt, doch am Ende schwebten die beiden Piloten gemeinsam Richtung Russland.
Die folgenden Tage waren gekennzeichnet vom Kampf nicht nur gegen Wind und Wetter, sondern vor allem mit der Bürokratie. Flugroutengenehmigungen, die nicht oder verspätet kamen, sorgten für Diskussionen am Zoll. Technisch mussten sich die beiden Abenteurer mit dem Ausfall des Autopiloten und der Treibstoffpumpe der Zusatztanks beschäftigen, was Zeit und Nerven kostete. Ganz ungefährlich war die Weltumrundung nicht.
Im Überlebensanzug
Über dem Eismeer der Beringstraße musste die Zwei-Mann-Besatzung routinemäßig sogar Überlebensanzüge tragen, die im Falle einer Notwasserung vor dem Erfrieren schützen sollten.
Aufgewogen wurden alle Schwierigkeiten jedoch von den positiven Erlebnissen: Ein Liveinterview mittels Satellitentelefon mit einer Vorarlberger Radiostation, die Überquerung der Datumsgrenze, das Wiedersehen nach Jahrzehnten mit alten Freunden in Amerika samt Fallschirmsprung, großartige Landschaftserlebnisse sowie die Kameradschaft in der Pilotenkanzel.
Beim letzten Abschnitt des Fluges, von Portugal zurück ins Ländle, kam dann doch etwas Wehmut auf. 13 Tage lang hatten Flatz und Mennel gemeinsam kleine Katastrophen und große Freuden erlebt. Wenn man ein solches Abenteuer gut überstanden hat, werden viele vorher vermeintlich wichtige Dinge plötzlich ganz klein und es zählt nur mehr das gegenseitige Vertrauen und die funktionierende Technik. Nicht umsonst lautet eine alte Pilotenregel: „Ein Fehler ist zu viel.“ Gar nicht klein für Flatz bleibt aber der Wunsch der Weltumsegelung. Diese wird – wenn überhaupt – aber erst in seiner Pension durchgeführt werden können. -
Das ausführliche Tagebuch steht als Download auf der Homepage von boden wand decke zur Verfügung.